Vier bis sechs Stunden pro Tag wird Dana von Birckhahn an der John Cranko Schule in Stuttgart trainieren. Jeden Nachmittag, nach der Schule am Morgen. Genau auf dieses riesige Pensum freut sich die 15-Jährige. Sie sagt: «Ballett ist meine Leidenschaft, immer besser zu werden mein grosser Ansporn.»Dafür nimmt sie einiges in Kauf. Etwa, mit 15 Jahren schon von zu Hause auszuziehen. Das sei kein Problem, könne sie in Deutschland doch bei ihrer Grossmutter wohnen. Und so weit sei Stuttgart ja auch nicht vom Rheintal entfernt. Zum Weg auf die Bühne gehören harte, teils schmerzvolle Trainings. Doch auch sie können ihr nichts anhaben: «Das gehört dazu, wie in jedem Sport», sagt sie. Ohnehin spricht und lebt die ambitionierte Dana von Birckhahn wie eine Spitzensportlerin. So führe sie ein Tagebuch, in dem steht, wo und wie sie sich verbessern kann. Und sie sagt: «Ich bin den Lehrern und Lehrerinnen dankbar, dass sie an mich glauben und mich jeden Tag besser machen wollen. Kritik ist gut!»Eine langjährige Lehrerin ist Veronica Rossetti. In ihrer Auer Ballettschule ist Dana von Birckhahn fast aufgewachsen, so viel Zeit hat sie dort verbracht. «Sie ist wie eine zweite Mutter. Es ist schon etwas komisch, sie jetzt zu verlassen», so die Altstätterin.Mehr Traum als Ziel, aber wer weiss, was kommt?Doch sie weiss: Mit dem Wechsel nach Deutschland kommt sie ihrem Ziel, später vom Ballett leben zu können, näher. Die Schule ist renommiert, nur etwa zehn Mädchen und zehn Buben pro Jahrgang sind dabei. Schon nur dort aufgenommen zu werden, ist eine Ehre – und erfordert höchste Qualität sowie die Bereitschaft, mental und physisch viel zu investieren. Die Mitschülerinnen und Mitschüler kommen aus der ganzen Welt.[caption_left: Dana von Birckhahn (Bild: pd)]Dana von Birckhahns grösster Traum ist es, am Royal Ballet in London aufgenommen zu werden. «Das ist aber mehr ein Traum als ein konkretes Ziel», relativiert sie sogleich. Denn sie weiss, der Weg dorthin ist hart und die Konkurrenz ist gross. «Dahin wollen so viele. Es ist in Westeuropa das Nonplusultra im Ballett», sagt sie.So zielstrebig die 15-Jährige auch wirkt, etwas fällt ihr doch etwas schwer: Ihre Leidenschaft für Ballett in Worte zu fassen. «Das ist nicht so einfach fassbar. Ballett macht mich glücklich. Das will ich, dafür kämpfe ich. Geht die Musik an, bin ich voll in meinem Element. Es gefällt mir, auf der Bühne den Traum zu verkörpern, für den die Zuschauer kommen.» Sie weiss, sie hat mit der Aufnahme an der John Cranko Schule einen ersten wichtigen Schritt gemacht.Nun gilt es, sich dort zu zeigen. Nach zwei Jahren Sekundarschule in Altstätten wird der neue Alltag eine Umstellung. In Stuttgart besucht sie zuerst zwei Jahre lang parallel die Schule und die Ballettschule, weil im Ballett schon früh die Weichen für die weitere Laufbahn gestellt werden. «Nach diesen zwei Jahren weiss ich sicher besser als heute, wohin die Reise führt», sagt die 15-Jährige. Zweittext:Erster Durchbruch auf der grossen Bühne geschafftSie ist 23-jährig, hat im Sommer ihre dreijährige Ausbildung zur Musicaldarstellerin abgeschlossen und schon den ersten grossen Durchbruch erreicht. Natalie Rossetti nahm im bekannten Musical «West Side Story» eine grosse Rolle ein, zu der auch ein Solo gehörte. Aufgeführt wurde das Stück an den Seefestspielen Mörbisch im Burgenland. Über 100000 Zuschauerinnen und Zuschauer haben die Spiele in diesem Sommer besucht.Mörbisch am See liegt eine gute Stunde von Wien entfernt. Dorthin hat Natalie Rossetti vor drei Jahren ihren Lebensmittelpunkt verlegt, um am Performing Center Austria zu studieren. Aufgewachsen ist sie in Rorschacherberg, einen wichtigen Teil des Rüstzeugs für ihre Karriere hat sie in Au erworben. An der Ballettschule Rossetti – ihre Mutter Veronica Rossetti führt diese – hat sie jahrelang trainiert, Schritte eingeübt, sich dem Tanz gewidmet. Und sie unterrichtete oft dort, leitete etwa Workshops für Mädchen, die ähnliche Ziele wie sie haben.Nie stehenbleiben, immer etwas Neues ausprobieren[caption_left: Natalie Rossetti lebt und arbeitet heute in Wien. (Bild: Nicole Klünsner)]Natalie Rossetti ist eine quirlige Frau und hat viel vor. Sie sieht sich nicht «nur» als Musicaldarstellerin, sondern als Künstlerin. «Mein Ziel ist, nie stehenzubleiben, immer wieder etwas Neues ausprobieren. Dazu gehört die Bühne, aber etwa auch Musik», sagt sie. Neben den «Jobs», wie sie Anstellungen an Sets nennt, wünsche sie, Eigenes aufzubauen, sich in diversen Bereichen zu verwirklichen. Es sei daher umso wichtiger, nie aufzuhören und dranzubleiben.Nach Wien kam sie nach den Aufnahmeprüfungen für das Performing Center. Es folgte das Studium, das sie auch während der Pandemie bestreiten konnte. «Wien bietet kulturell extrem viel, und das auf viele Arten», sagt sie. Es reiche vom klassischen Theater bis zu modernsten Aufführungen. Offen ist sie für alles. Sie schliesst auch eine Rückkehr in die Schweiz nicht aus: «Am Stadttheater St. Gallen zu arbeiten, wäre sehr toll.» Vorerst jedoch bleibt sie in Wien.Vor dem ersten Auftritt in Mörbisch sei sie nervös gewesen, es sei ihr aber rasch gelungen, sich zu fokussieren: «Geht das Spotlight an und alle schauen auf mich, nimmt das Gehirn die vielen Zuschauer nicht mehr wahr. Es sind zu viele Eindrücke», sagt sie. Manchmal sei es schwieriger, vor 15 Leuten einen Song zu performen. Obwohl sie den Druck sehr gut wegsteckt, sagt sie: «Musical ist Höchstleistungssport. Die Form ist nicht jeden Tag die gleiche.»Mit ihrem Auftritt ist Natalie Rossetti sehr zufrieden. Sie hat sich einen Namen gemacht – und peilt nun ambitioniert und voller Elan nächste Ziele an. (rez)