20.04.2018

Ein Stück Balger Geschichte

Edgar Oehler liess die Familiengeschichte der Oehler erforschen. Das zweibändige Werk, das dabei entstanden ist, wurde nun im altehrwürdigen Hofkeller im Regierungsgebäude präsentiert.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max TinnerEdgar Oehler kennt man vor allem als Unternehmer und früheren Politiker. Aber auch seine Familiengeschichte liegt ihm am Herzen: Die letzten zweieinhalb Jahre liess er die Wurzeln der Oehler von Balgach erforschen. Am Donnerstag wurde das zweibändige Werk, das daraus her­vorgegangen ist, im Hofkeller unter dem Regierungsgebäude im St. Galler Stiftsbezirk in würdigem Rahmen präsentiert.«Ich wollte, ich hätte das schon viel früher getan»Sozusagen Dreh- und Angelpunkt der Genealogie sind die Grosseltern Edgar Oehlers, das Ehepaar Johann Jakob Stephan Oehler (1868 – 1930) und Anna Maria Karolina Oehler geborene Zünd (1867 – 1938). Der umfangreichere, 560 Seiten starke Band besteht hauptsächlich aus den Biografien ihrer vielen Nachkommen, inklusive jener Edgar Oehlers, verfasst von Familienmitgliedern überall in der Schweiz. Koordiniert hat das Ganze Felix Wüst, ein Cousin Edgar Oehlers.Die Arbeit führte zu span­nenden Bekanntschaften. Edgar Oehler reut es nun, die Familiengeschichte nicht schon früher an die Hand genommen zu haben. Hätte er etwa die Verwandtschaft in der Gegend von Thun schon eher gekannt, meint er, wäre wohl einiges anders gelaufen. Die Familienzweige hätten voneinander profitieren können.Im zweiten, schlankeren Band blickt Ortschronist Ernst Nüesch weit in die Geschichte zurück, bis zur erstmaligen Erwähnung der Oehler in einem historischen Dokument von 1376. Und weil die Oehler seit jeher Balger waren, macht ihre Familiengeschichte auch einen wesentlichen Teil der Geschichte Balgachs aus.Dieser zweite Band enthält weiter die Stammtafeln sowohl der katholischen als auch der evangelischen Familien Oehler ab etwa 1600. Die aus heutiger Sicht unselige konfessionelle Spaltung des Dorfs ist Edgar Oehler noch in bester Erinnerung. Mit seiner Forderung, dass die Familienzweige beider Konfessionen zu erforschen seien, baut er eine Brücke zwischen den katholischen und den reformierten Oehler-Familien und mithin zwischen dem katholischen und dem reformierten Balgach.Die von der Genealogin Ur­sina Hug-Caviezel erarbeiteten Stammtafeln sind ein Vermächtnis Edgar Oehlers an die künftigen Generationen Oehler, «eine Forschungsarbeit, auf die sie zurückgreifen können, wenn sie sich für ihre Wurzeln interessieren, und die sie weiterführen können», sagt er. Mit dem Werk zollt er aber ebenso den Vorfahren Respekt: «Es ist erstaunlich, wie sie sich durchs Leben brachten – wir verdanken ihnen viel.»Die Biografien im Hauptband sind lesenswert, selbst wenn man nicht Oehler heisst. Karl Eschenmoser etwa, ein weiterer Cousin Edgar Oehlers, zeichnet ein eindrückliches Bild des Lebens im Rheintal vor hundert und vor zweihundert Jahren. Dabei weist er auch auf die zahlreichen Verflechtungen der Oehler mit den anderen Balgacher Geschlechtern hin, den Eschenmoser, den Oesch, den Nüesch und so wei­-ter, und wie man – wegen der vielen gleichnamigen Leute – nur dank der Übernamen die Familien auseinanderhalten konnte. An der Buchvernissage erzählte Eschenmoser von «Fröschers», deren Übername sie einem Vorfahren verdanken, der im Riet Frösche fing und sie reichen Stadtsanktgallern als Delikatesse verkaufte.Von Ideen und Idealen getriebenFür Edgar Oehler ist jenes eins­tige Verhältnis zwischen den wohlhabenden Städtern und den mausarmen Rheintalern symptomatisch. In seiner Zeit als Nationalrat empfand er es selbst noch so, dass man als Rheintaler von den Zürchern und Bernern belächelt wurde. Dieses Gefühl war dann auch eine Triebfeder, die ihn erfolgreich machte.Stiftsbibliothekar Cornel Dora bettete während der Buchvernissage die Geschichte der Oehler in jene St. Gallens ein. Er bezeichnete sie als von Ideen und Idealen getriebene Familie. Tatsächlich hätten die Oehler in der Geschichte Balgachs immer wieder eine bedeutende Rolle gespielt, stimmte ihm Ernst Nüesch zu, zusammen mit anderen Geschlechtern.HinweisDie beiden Bände «Johann Jakob Stephan (1868 – 1930) und Anna Maria Karolina (1867 – 1938) Oehler-Zünd von Balgach und ihre acht Kinder» und «Stammtafeln Öler, Oeler, Öhler und Oehler von Balgach SG» sind im Verlag Dr. Felix Wüst, Küsnacht, erschienen.

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