Max TinnerAm 8. November feiern die im Herzen jung gebliebenen Schauspielerinnen und Schauspieler des Altstätter Seniorentheaters die Premiere ihres neuen Stücks «Striptease». Ausziehen werden sie sich darin allerdings nur wenig. (Man darf freilich drauf gespannt sein, wer sich das Wenige auszieht und wie weit er oder sie dabei gehen wird.)Der Titel spielt eher auf einen Seelenstriptease an, auf ein Sich-von-der-Seele-Reden, was sich im Verlauf der Jahrzehnte eines Lebens und der in dieser Zeit geführten Beziehungen belastend auf die Seele gelegt hat, auch wegen Dingen, die man selbst getan hat, oder – fast noch schwerer wiegend – solchen, die man nicht getan hat.Das klingt schwermütiger, als es ist. Das von der Theatergruppe um die beiden Co-Regisseurinnen Doris Papendiek und Ursula Bardorf selbst entwickelte Stück ist durchaus amüsant – und dies, obwohl sich die ganze Geschichte um eine Beerdigung dreht.Ein Toter, der nicht tot ist, und ein Pfarrer, der keiner istEs ist allerdings nur eine Scharade, um die Wahrheit an den Tag zu bringen; eine Beerdigung ohne einen tatsächlich Toten, dafür mit einem zwar falschen, aber umso hilfsbereiteren Pfarrer. Eine Überraschung mag für Freunde des Diogenes-Theaters sein, wer diesen «Fake-Pfarrer» spielt: Theo Frei, der jahrzehntelang im Vorstand des Theatervereins wirkte und nun nach seinem Rücktritt aus Ämtern und Pflichten hinter der Bühne die Freude am Schauspielern auf derselben entdeckt hat.Den anderen Mitwirkenden auf der Bühne erging es ähnlich wie ihm. Sie verwirklichten sich mit dem Beitritt zum Altstätter Seniorentheater einen Lebenstraum. Und nach dem Erfolg der ersten Inszenierung letztes Jahr (alle Vorstellungen waren ausverkauft), machten sie voller Tatendrang gleich weiter.Letztes Mal ging es um eine Gruppe lebensbejahender Seniorinnen und Senioren, die sich auf den Weg an ein Casting in Paris machten, dort aber nie ankamen, weil sich ihnen auf dem Weg dorthin die Gelegenheit bot, aus einer alten Villa eine Alters-WG zu machen. Es wäre ein Leichtes gewesen, an jener Geschichte anzuknüpfen und sie weiterzuspinnen. Doch die Gruppe zog es vor, ein komplett neues Stück zu entwickeln.Gleichwohl schwingen dieselben Obertöne mit. Nämlich der Wille, auch im dritten Lebensabschnitt noch Neues zu wagen, kreativ zu sein und mit viel Humor Mut zum Leben zu machen.Widerstandskämpfer des Lebens: SeniorenDabei geht es auch um Selbsterkenntnis: Die Protagonisten müssen sich eingestehen, dass ihre edlen Gedanken vielleicht doch nicht so edel waren, dass sie vielmehr recht selbstsüchtig und ohne Rücksicht auf die ihnen Nahestehenden gehandelt haben. Es geht also um Respekt seinen Nächsten gegenüber. Und es geht um Resilienz, die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu meistern. Genauso, wie es die Mitwirkenden des Ensembles auf die Bühne gedrängt hat, brechen auch die Figuren des Stücks aus ihrem Alltag aus und werden zu «Resilient Warriors», zu Alten, die aufmüpfig, aber gewitzt den Widrigkeiten des Lebens trotzen. «‘s Läba isch krass», singen die Darstellerinnen und Darsteller, «aber du bisch Boss!»HinweisGeplant sind fünf Vorstellungen, vom 8. bis 12. November, täglich um 20 Uhr im Diogenes-Theater. Es empfiehlt sich, den Vorverkauf zu nutzen: entweder in der Sternen-Apotheke in der Marktgasse in Altstätten oder online auf www.diogenes-theater.ch.