30.09.2020

Ein Spektakelspiel mit vielen Geschichten

Der FC Montlingen bestreitet zurzeit innert 22 Tagen sieben Pflichtspiele. Eines davon ging gegen Vaduz II 3:3 aus.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Nach einem Remis stellen sich die Beteiligten meist die Frage, ob sie denn nun einen Punkt gewonnen oder zwei verloren haben. Für Montlingens Trainer Erik Regtop waren am Dienstag beide Aussagen richtig: «Eigentlich haben wir zwei Punkte verloren, letztlich aber doch einen gewonnen», sagte er.Was er ansprach: Sein Team lag nach Ablauf der regulären Spielzeit noch 1:3 im Rückstand, ehe Valdet Istrefi aus abseitsverdächtiger Position (92.) und Captain Sandro Lüchinger (94.) ausglichen. So fühlte sich das 3:3 für den FCM wie ein Sieg an – aber irgendwie auch nicht. Denn der Trainer bemängelte auch die Chancenauswertung seiner Spieler, die bei 13:5 Abschlüssen und teils Chancen im Minutentakt erst in extremis überhaupt noch einen Punkt retteten.Uyanik und Gadient waren die bestimmenden FigurenDie besten Chancen hatten Flügel Bünyamin Uyanik und Stürmer Michel Gadient. Uyanik war schon nach drei Minuten gefährlich, später in der ersten Hälfte traf er die Latte und scheiterte an Vaduz-Goalie Gabriel Foser. Gadient hatte nach der Pause binnen zwölf Minuten vier sehr gute Chancen, nutzte aber keine davon. Immerhin stand die vierte Möglichkeit am Ursprung des Anschlusstors zum 1:2, einem Eigentor Fosers.Zur Pause lag Vaduz mit zwei Toren in Vorsprung. «Dabei hatte mein Torhüter keinen einzigen Ballkontakt. Wir haben viel zu viele Geschenke gemacht», sagte Erik Regtop. Das erste Geschenk machte Montlingen, als es nach einem eigenen Eckball (und einer Topchance) zu offensiv aufgestellt war und drei Vaduzer allein auf Pascal Wittwer loszogen. Dario Clasadonte vernaschte den Goalie und traf zum 0:1. Das zweite Geschenk war der Penalty, der nach Damian Tizianis Foul zum 0:2 von Matti Forrer führte. Montlingen traf bis zur Pause nicht; auch, weil neben Uyanik auch Florian Haltiner per Kopf Aluminium traf.Auch die jungen Vaduzer zeigen ihre QualitätenBei Montlingen gegen Vaduz II trafen zwei Fussballwelten aufeinander. Auf der einen Seite das routinierte Team vom Kolbenstein, dessen Startelf durchschnittlich 26,5 Jahre alt war. Auf der anderen Seite Vaduz II, das unter den Augen von Super-League-Trainer Mario Frick mit einer Formation ins Spiel ging, die im Schnitt 18,5-jährig war und deren erfahrenster Spieler Marco Marxer Jahrgang 1999 hat. Dennoch ist Vaduz II kein Juniorenteam; es sind Akteure dabei, die Ambitionen auf Profiverträge haben. Dass dies möglich ist, bewiesen kürzlich Torjäger Dejan Djokic und Mittelfeldspieler Besart Bajrami, die nun Profis sind.Die jungen Vaduzer zeigten ihre Qualitäten trotz starkem Chancenplus für das Heimteam auch. So war etwa die Effizienz deutlich besser als beim FCM: Nachdem Agon Topalli am stark parierenden Wittwer scheiterte, war Forrer zur Stelle und traf zum 1:3 (65.) – mitten in Montlingens Druckphase. Eine weitere Qualität zeigten sie danach: Der FCV trat nun sehr souverän und taktisch klug auf. «Nach dem dritten Gegentor haben die Vaduzer das sehr clever gemacht», sagte Erik Regtop. Sie liessen den Ball zirkulieren; ohne gefährlich zu werden, aber auch ohne Chancen zuzulassen.Das dritte Gegentor schien dem FCM den Zahn gezogen zu haben. Zumal nun auch noch Pech dazukam: Erst musste der bis da starke Uyanik nach einem Laufduell angeschlagen ausgewechselt werden, dann blieb zum Erstaunen der 220 Zuschauer nach einem Handkontakt eines Vaduzers im Sechzehner der Penaltypfiff aus. Es gab vehemente Reklamationen, wobei auch Montlingens Trainer verwarnt wurde.«Es geht aktuell nur darum, fit zu bleiben»Montlingen brauchte einen Moment, um sich von diesen drei Rückschlägen zu erholen, tat es aber gerade noch rechtzeitig. «Wir haben Charakter gezeigt und bis zum Schluss nicht aufgegeben. Dies auch, weil die eingewechselten Spieler nochmals Schwung gebracht haben», sagte Erik Regtop. Dies zeige, dass die Breite im Kader stimmt.Nach dem 3:3 gab es in der Kabine Nudeln für die Montlinger. Sie sind gerade mitten in einem Mammutprogramm und eine kohlenhydratreiche Kost soll helfen, die Belastung besser zu verkraften. Zwischen dem 19. September und dem 10. Oktober bestreitet Montlingen in 22 Tagen sieben Ernstkämpfe. «Wirklich trainieren können wir im Moment nicht. Es geht aktuell nur darum, gut zu regenerieren und fit zu bleiben», sagte der Trainer.Mit sieben Punkten aus fünf Spielen ist Montlingen zurzeit der beste Rheintaler Zweitligist. Regtop sagt: «Wir wollen bis zur Winterpause 15, 16 Punkte holen. Wir sind auf dem Weg dorthin, haben bisher aber etwa zwei Punkte zu wenig geholt». Die nächste Chance bietet sich dem FCM am Sonntag, 14 Uhr, gegen den FC Mels. 2. Liga, Gruppe 1Montlingen – Vaduz II 3:3 (0:2)Kolbenstein – 220 Zuschauer – SR: Lisci.Tore: 13. Clasadonte 0:1, 25. Forrer 0:2, 57. Eigentor Foser 1:2, 65. Forrer 1:3, 92. Istrefi 2:3, 94. S. Lüchinger 3:3.Montlingen: Wittwer; Bojaxhi, S. Lüchinger, Wörnhard, Haltiner (88. Keel); Uyanik (70. Christof), Klingler (86. Meier), Tiziani (46. N. Lüchinger), Istrefi; Osmani (72. Toplu); Gadient.Rangliste (alle 5 Spiele): 1. Romanshorn 15 Punkte, 2. Rorschach-Goldach 11, 3. Ruggell 10, 4. Mels 10, 5. Montlingen 7, 6. Schluein Ilanz 7, 7. Vaduz II 5, 8. St. Margrethen 5, 9. Au-Berneck 5, 10. Arbon 5, 11. Rheineck 2, 12. Altstätten 0.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.