29.08.2022

Ein Schrebergarten für alle

Mittels einer Crowdfunding-Aktion soll der Schrebergarten des Vereins Rhyboot in Altstätten für alle Betreuten leichter zugänglich gemacht werden. Es fehlen vor allem befestigte Wege.

Von Iris Oberle
aktualisiert am 02.11.2022
Seit gut 20 Jahren bewirtschaften Betreuer und Betreuende des Vereins Rhyboot den Schrebergarten, der sich in unmittelbarer Nähe der Bleichi befindet. Der Garten ist ein wichtiger Bestandteil der Betreuung. Dort wird gepflanzt, gejätet und geerntet. Er ist aber auch wertvoller Gemeinschafts- und Rückzugsort. Nur ist er leider nicht für alle zugänglich. Das soll sich mit dem Crowdfunding-Projekt ändern.Das Thermometer zeigt 29 Grad an. Und es hat seit Tagen nicht geregnet. «Das ist gut so, sagt Johannes, auszubildender Arbeitsagoge. Bei Trockenheit kommen die beiden besser auf dem Rasen zurecht.» Die beiden, das sind Pius und Christian. Sie lieben es, draussen zu sein, speziell im Schrebergarten.Mit ihren «E-Rollys», wie sie ihre Elektrorollstühle nennen, sind sie ohnehin besser dran als jene, die in einem herkömmlichen Rollstuhl sitzen. Selbstständig fahren sie zum Garten, begleitet von Teamleiterin Andrea und Johannes. Die gekieste Zufahrtsstrasse meistern sie erstaunlich gut, auf der Wiese, in ihrer grünen Oase, wird’s holprig. Wegen der Trockenheit geht’s aber.Früchte, Kräuter und GemüseDas Grundstück ist gross. Es gibt Platz für Obstbäume, Hochbeete, Beeren und vieles mehr. Ein Tisch samt Bänken steht unter einem grossen Baum, der Schatten spendet. Daneben ein geräumiges Gartenhaus. Diese einzige nicht-grüne Zone ist mit Kies ausgelegt.Christian und Pius zeigen, was sie normalerweise im Garten machen. Pius steuert zügig auf den Pumpbrunnen zu, unter den Johannes eine Giesskanne gestellt hat. Er pumpt, das Wasser fliesst. Der gelernte Landschaftsgärtner trägt die gefüllte Kanne zum Kräuterbeet und füllt das Wasser um. Mit Unterstützung von Andrea zieht Christian an einer Schnur, die geschickt an einer anderen Spritzkanne befestigt ist. Den Kräutern tut das frische Nass gut. «Regelmässig ernten wir Pfefferminze, trocknen sie im Gartenhaus und kochen hier Tee. Diesen bringen wir in die Werkstätte, damit alle Betreuten etwas davon haben», erzählt Johannes.Pius zeigt, wie er mit Hilfe von Johannes den Rasentrimmer bedient, dann geht’s ans Äpfelauflesen, was er mit dem Rollsammler selbstständig kann.Langsam fährt Christian mit einem Eimer auf dem Schoss zum Apfelbaum. Er lenkt das schwere Gefährt sehr vorsichtig, weil die Wiese so uneben ist. Dann beginnt er zu erzählen:Räder blockieren bei hohem Gras«An meinem E-Rolly gibt’s Sensoren. Wenn das Gras zu hoch ist, blockiert er und fährt nicht mehr weiter. Auch sonst ist das Vorankommen im Garten nicht so einfach. Ihr normalen Menschen könnt euch das schwer vorstellen. Man muss wirklich aufpassen». Die beiden lieben es, draussen und im Garten zu sein. «Wir haben es auch drinnen schön, mit vielen Pflanzen. Aber Schmetterlinge gibt’s halt nur hier», strahlt Christian. Sie möchten arbeiten, sich bewegen, etwas bewirken. Für sich und ihre Mitbewohnenden des «Rhyboot». Denn alle profitieren von der Ernte, die der Garten abwirft.Mindestens 11000 Franken sind nötigDer Umstand, dass sich die Betreuten – wenn überhaupt – nur schlecht im grossen Schrebergarten bewegen können, veranlasste ein Team vom «Rhyboot», ein Crowdfunding-Projekt ins Leben zu rufen. Dazu Andrea: «Wir benötigen dringend befestigte Wege, damit sich alle sicher und problemlos im Garten bewegen und mitarbeiten können. Die Wege sollen zu den Hochbeeten und zum Brunnen führen. Dafür brauchen wir 11000 Franken. Mit 19000 Franken könnten wir sämtliche Wege realisieren und den Gemeinschaftsplatz so befestigen, dass alle im Rollstuhl darauf fahren könnten.»Unterstützung haben sie durch lokalhelden.ch erhalten. Ein Projekt von Raiffeisen für Menschen, die sich für das Allgemeinwohl einsetzen. Auf www.lokalhelden.ch/rhyboot werden in einem Video der Garten und das Projekt, das zeitlich begrenzt ist, beschrieben. Sollte bis zum 15. September die Finanzierungsschwelle von 11 000 Franken nicht erreicht sein, werden die Spenden zurückerstattet.

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