01.09.2021

Ein Scharmützel und viel Einklang

Über 300 Leute verfolgten das Wahlpodium in Thal. Die drei Kandidaten sind sich bei vielen Themen einig.

Von Rudolf Hirtli
aktualisiert am 03.11.2022
«Eigentlich müssten Sie sich das Präsidium teilen», sagte Moderator Stefan Schmid im Laufe des Abends und spricht damit den Umstand an, dass die drei Kandidaten für das Gemeindepräsidium in Thal kaum die Messer wetzen, sondern einander bei Themen wie Verkehr, qualitatives Wachstum, Airport und Steuerfuss schon beinahe harmonisch beipflichten. Mehr als einmal ist am Montagabend in der gut besetzten Bützelhalle in Staad zu hören: «Da kann ich mich meinem Vorredner nur anschliessen.»Emotional wird die vom Chefredaktor des «St. Galler Tagblatts» geleitete Podiumsdiskussion aber dann gelegentlich doch noch. Etwa, wenn sich Michael Fitzi (parteilos) und Simon Diezi (FDP) gegenseitig vorwerfen, bei ihrem Zusammentreffen vor einigen Wochen im Ochsentorkel gesagt zu haben, sie wollten gar nicht zur Wahl antreten. Wie viel Wein vom Buechberg damals bereits getrunken war, erfahren die Besucher am Podium nicht. Matthias Gehring (SVP), von der Findungskommission ins Rennen geschickt, verfolgt das kurze Gemetzel seiner Mitstreiter schmunzelnd und sieht sich in seiner Antwort auf die Frage bestätigt, wieso er die richtige Wahl für Thal sei: «Weil ich Erfahrung als Gemeindepräsident habe und als Auswärtiger ohne Vorbelastung hierher komme.» Die schwarzen Wolken über Thal vertreibenIn der Fragerunde am Schluss spricht ein Votant von einer Schlammschlacht, die beschämend sei für Thal. Zur Sprache kommen dabei der Wahlflyer des Komitees «Simon Diezi», der über Thal schwarze Wolken hängen sieht, und ein Facebook-Post von Fitzi, in dem dieser den gesamten Thaler Gemeinderat als inkompetent bezeichnet. Gelikt wurde der Post ausgerechnet von Diezi. Beide sagen, Post und Like seien aus einer Emotion heraus entstanden, und entschuldigen sich dafür. Im Publikum sind dennoch Zweifel auszumachen, ob eine gute Zusammenarbeit dieser beiden Kandidaten mit dem Gemeinderat überhaupt möglich wäre.Simon Diezi und Michael Fitzi sehen da keine Probleme. Wird er gewählt, dann will Fitzi die Gemeinde wieder zur Ruhe bringen. «Ich werde transparent und offen kommunizieren, gemeinsame Ziele definieren und den Teamspirit im Rat fördern. Wenn jemand zu seinem Wort steht, dann ich.» Diezi sagt dazu: «Ich würde mich bei der Bevölkerung für das Vertrauen bedanken und diese bei Projekten miteinbeziehen. Als Gemeindepräsident würde ich mit demselben Engagement ans Werk gehen, wie ich es bereits als Präsident der Ortsbürger tue. Mit dem Gemeinderat habe ich bereits jetzt sehr gut zusammengearbeitet.»Wieso er denn mit seiner Bewerbung so spät aus dem Busch gekommen sei, will der Moderator wissen. «Ich habe einige Zeit gebraucht, um die Situation richtig einzuschätzen und mich auch mit Familie, Arbeitgeber und Ortsbürgern besprochen. Ich bin spät dran, ja, aber nicht zu spät.» Wieso auf dem Flyer des Komitees keine Namen stünden, will ein Mann aus dem Publikum wissen. Es werde in diesen Tagen ein neuer Flyer mit den Namen von 200 Bürgern verteilt, die seine Kandidatur unterstützen würden, sagt Diezi und macht klar: «Felix Bischofberger hat mit dem Komitee überhaupt nichts zu tun. Was diesbezüglich im Dorf behauptet wird, ist falsch.»Auf dem Christ-Areal ein neues Rathaus bauenIn der Folge wird wieder mehr über die Sache diskutiert. Ein Votant fragt: «Wieso bauen wir auf dem Christ-Areal nicht ein neues Rathaus, anstatt das alte teuer zu renovieren?» Ein Gedanke, dem alle drei Präsidiumsanwärter etwas abgewinnen könnten. Aber leider seien die Möglichkeiten eines Ausbaus des Rathauses mit Wohneinheiten durch die Vorschriften des Denkmalschutzes arg limitiert. So könnten keine Aussenräume wie Balkone geschaffen werden, weshalb eine Vermietung schwierig wäre.Leider sehe sie auf dem Podium keine Frau, was schade sei, sagt eine Sprecherin aus dem Publikum. Wie denn die drei Herren zu einer Frauenförderung stünden? «Ich finde das wichtig. Wir haben viele starke Frauen in wichtigen Funktionen in der Ortsgemeinde. Ich würde dies auch bei der politischen Gemeinde stark fördern», sagt Diezi. «Das Geschlecht darf keine Rolle spielen, die Qualifikation muss entscheidend sein», sagt Fitzi und betont, dass es auch den Schritt der Frauen brauche. Diese sollten sich mehr zutrauen und anspruchsvollere Position anstreben. Gehring findet es «super lässig», dass im Gemeinde- und Schulrat von Thal bereits mehrere Frauen tätig sind. «Die Türen für noch mehr Frauen sind offen, denn Frauen können diese Arbeit genauso gut erledigen wie Männer.»Ein unterirdischer Kreisel, um Staad zu entlastenBezüglich Steuerfuss sind sich die drei einig, den historisch tiefen Steuerfuss von 89 Prozent zu konsolidieren. «Die Verschuldung der Gemeinde hat zugenommen, das muss man im Auge behalten, ehe man über eine neuerliche Steuersenkung nachdenkt», so Fitzi. Die 89 Prozent seien eine gute Ausgangslage, sagt Diezi. Firmen hätten zwar trotz Corona besser abgeschlossen als erwartet, doch momentan sehe auch er keine Notwendigkeit für eine Steuersenkung. Gehring sagt: «Es ist grossartig, dass Thal den tiefen Steuersatz halten konnte. Doch Corona tut das Seine dazu, dass eine Steuersenkung momentan nicht angebracht ist.»Einig sind sich Gehring, Diezi und Fitzi darin, Staad vom Durchgangsverkehr zu befreien, wobei man sich ernsthaft über einen unterirdischen Kreisel beim Bahnübergang Gedanken machen müsse. Der Gemeindepräsident müsse diesbezüglich beim Kanton Druck ausüben. Dem Airport attestieren die Kandidaten eine wichtige wirtschaftliche Rolle für die ganze Region. Gehring betont, dass qualitatives Wachstum für Thal wichtig sei, die Infrastruktur aber mitwachsen müsse. Diezi und Fitzi stimmen dem zu und mahnen, dass die Entwicklung des Christ-Areals professionell angegangen werden müsse.

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