26.07.2022

Ein Roboter soll das Raststätten-Serviceteam entlasten

Die Raststätte Rheintal Ost in Sevelen/Buchs testet den Serviceroboter «Bella». Gäste staunen, Kinder flippen aus.

Von Heini Schwendener
aktualisiert am 02.11.2022
Leise und zielstrebig nähert sich «Bella» mit den Menüs für sechs Personen dem Tisch mit der Nummer 21. Die neuste Mitarbeiterin der Raststätte Rheintal Ost ist noch in der Probezeit von drei Monaten. Bewährt sie sich, kommt es zur Festanstellung.«Bella» ist ein Serviceroboter: Stark, effizient und genügsam; er braucht keinen Lohn und ist vom frühen Morgen bis in den späten Abend pausenlos und ohne Widerrede einsatzbereit. «Bella» ist aber auch sehr limitiert, denn sie denkt nicht mit wie ein Mensch. Peter Hofstetter, CEO der Thurau-Gruppe, zu der neben der Raststätte Rheintal in Sevelen/Buchs noch drei andere Raststätten gehören, ist stolz auf diesen Testlauf.Letztlich nichts anderes als ein ServicewagenNatürlich muss er sowohl im Gespräch mit dem Journalisten wie auch mit Gästen, die ihn darauf ansprechen, zuerst mit Nachdruck klarstellen: «Der Roboter ‹Bella› wird unsere Mitarbeitenden nie ersetzen können. Wir versprechen uns von ihm eine Entlastung des Serviceteams. Wir sparen damit also keine Personalkosten.» Der Serviceroboter sei nichts anderes als ein Servicewagen, der allerdings nicht geschoben werden müsse und der den Weg mit Esswaren und Getränken von der Küche zu den Kundentischen selber fahre und auch finde.Hält «Bella», was man sich in der Raststätte Rheintal von ihr verspricht, werden die Füsse und Beine des Servicepersonals entlastet. Weil viele Strecken im weitläufigen Restaurant mit seinen 230 Sitzplätzen der Roboter zurücklegt – selbst ins Gartenrestaurant. Und auch die Handgelenke und die Schultern werden «Bella» dankbar sein, sie kann nämlich problemlos mit einer Fahrt bis zu 40 Kilo Geschirr, Glas und Besteck zur Abwaschstation fahren. Danach kurvt sie in die Küche und wird dort mit Getränken und Menüs beladen. Kurz die Tischnummern je Tablarebene eingetippt – und schon geht die Fahrt weiter.«Dem Servicepersonal werden so unnötige Wege zwischen Gast und Küche erspart. Unser ‹Bella-Bot› macht alle Hilfsarbeiten im Service», sagt Hofstetter. Das Serviceteam schaut, welchen Tisch der Roboter ansteuert, begibt sich ebenfalls dorthin und serviert den Gästen Essen und Getränke von den Tab­laren des Roboters auf den Tisch. «Einige Gäste möchten und dürfen sich natürlich auch selbst aus dem ‹Bella-Bot› bedienen», erzählt Hofstetter. [caption_left: Der Roboter soll das Personal entlasten. Das Serviceteam muss dank «Bella» weniger tragen und kürzere Distanzen zurücklegen.]Zudem ist der Roboter beim Abräumen im Dauereinsatz. Das Zusammenspiel zwischen Servicepersonal und Roboter verbessere sich laufend, sagt Gastroprofi Hofstetter. Das sei wichtig, so könne letztlich das Servicepersonal noch effizienter an der Front arbeiten und habe mehr Zeit für eine intensivere Gästebetreuung. Peter Hofstetter ist überzeugt, dass «Bella» zur Attraktivität der Arbeitsplätze in der Raststätte Rheintal Ost beitragen kann.Der grosse Renner ist «Bella» vor allem bei den Kindern. Sie flippen teils fast aus, kommt der Roboter blinkend angefahren. Manchmal rennen sie sogar hinter ihm her. Wenn man ihn streichelt, miaut er oder er lobt die sanft streichelnden Hände. Und wenn jemand Geburtstag hat, kann er sogar ein Ständchen singen.Der «Bella-Bot» der Firma Sebotics mit Sitz in Horw im Kanton Luzern durchläuft nun eine dreimonatige Testphase. Danach wird entschieden, ob er fest ins Serviceteam der Raststätte aufgenommen wird – als Entlastung für die Mitarbeitenden und als Attraktion für die Gäste. «Bella» mit ihrem ebenso überragenden wie auch sehr beschränkten Können muss sich also beweisen.Raststätte Rheintal gibt sich innovativVor fünf Jahren wurde die Raststätte Rheintal Ost an der A13 für 7,5 Millionen Franken neu erbaut. Die Raststätte Rheintal AG als Betreiberin rühmt sich, mit dem Neubau Nachhaltigkeit, Regionalität und Digitalisierung verwirklicht zu haben. Der Betrieb sei mit der neusten Technik ausgestattet, versorge sich fast ausschliesslich mit eigener Sonnenenergie und verarbeite frische Produkte aus der Region.Peter Hofstetter, CEO der Thurau-Gruppe, zu der auch die Raststätte in Sevelen/Buchs gehört, sagt: «Wir wollen uns von der Masse abheben und zeigen, dass eine Raststätte genauso innovativ sein kann, wie beispielsweise ein hippes Restaurant in der Stadt Zürich.»

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