01.10.2018

Ein Pfarrer mit literarischer Dichte

Vor 100 Jahren, am 6. Dezember 1918, verstarb der Pfarrer und Schriftsteller William Wolfensberger. Zu seinem Gedenken fand am Sonntag eine Gedenklesung statt.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 03.11.2022
Max PflügerNur gerade eineinhalb Jahre wirkte William Wolfensberger in Rheineck. Und doch lange genug, um hier mit seinen Predigten und vor allem mit seinen Gedichten und Erzählungen unvergängliche Spuren zu hinterlassen. So zum Beispiel mit dem Gedichtband «Lieder aus einer kleinen Stadt». Hansjörg Höchner, Autor der Beitragsreihe «WW und Rheineck», sowie zwei Nachfahren Wolfensbergers, Peter Kamm und Peter Wolfensberger, luden auf den frühen Sonntagabend zu einem Gedenkanlass «100 Jahre William Wolfensberger» ein.Ein Mosaik von LesungenDer interessante und gut besuchte literarische Abend wurde gestaltet mit Lesungen aus dem Textnachlass. Die ausgewählten Passagen wurden gelesen von verschiedenen Vortragenden mit eigenen persönlichen Beziehungen zu den Werken. Die drei Organisatoren hielten fest: «Als Echo auf unser Rundschreiben vom Oktober 2017 trafen auch Angebote zur Mitwirkung bei der Auswahl und dem Vorlesen der Texte ein. Daraus entstand ein buntes Programm mit verschiedenen Präferenzen und Sichtweisen auf das Werk von William Wolfensberger.»Die gewählten Textstellen aus seinem Roman «Die Glocken von Pralöng», aus seinen Briefen und Predigten sowie aus seinen Gedichten zeichneten ein abwechslungsreiches Porträt des jung verstorbenen Schriftstellers und Pfarrers: seine Ernsthaftigkeit auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und in der Frage nach dem «Wer bin ich, und was ist mein Ziel?», sein tiefer Glaube, seine Liebe zur Natur und zu den einfachen Mitmenschen, aber auch sein träfer Witz und sein liebevoller Humor, die Schalkhaftigkeit, mit der er dem Leben die kleinen Unzulänglichkeiten vergab. Wie ein Mosaik reihten sich die kurzen Lesungen aneinander und liessen so den Menschen William Wolfensberger lebendig werden.Wissenschaftliche EinordnungZwei Redner analysierten dessen Werk wissenschaftlich und ordneten es ein. Zunächst ergänzte Franzisca Pilgram-Frühauf, die 2002 mit einer Dissertation über Wolfensberger ihr Germanistik- und Theologiestudium abgeschlossen hatte, die Lesungen mit einem Auszug aus einem Brief Wolfensbergers und mit ihren Gedanken und Analysen. Iso Camartin, emeritierter Professor für romanische Literatur und Kultur an der ETH Zürich, schloss den Abend sodann mit seiner literaturwissenschaftlichen Wertung des Werks des Schriftstellers William Wolfensberger.

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