Sportlich sind Ramon Untersanders Erinnerungen an Pyeongchang 2018 getrübt, die Schweiz scheiterte früh an Deutschland, das später im Olympia-Final gegen Russland bis eine Minute vor Schluss in Führung lag.«Wir haben nicht gezeigt, was wir konnten», sagt der Verteidiger, der seit sieben Jahren beim SC Bern spielt und in dieser Zeit drei Meistertitel gefeiert hat. Diesmal laufe es anders «weil wir mehr Erfahrung haben». Deutschlands Rolle des überraschenden Aussenseiters soll diesmal die Mannschaft von Trainer Patrick Fischer spielen, so wie an den Weltmeisterschaften kurz nach dem olympischen Turnier, an dem die Schweiz die Silbermedaille gewann. Das Ziel ist der Halbfinal, in der Vorrunde trifft die Schweiz auf Russland (erstes Spiel am 9. Februar), Tschechien und Dänemark. Kein Familienbesuch im olympischen DorfDas Leben im olympischen Dorf in Südkorea hat Ramon Untersander in guter Erinnerung. Seine Familie besuchte ihn, sein Vater kam gar mit einem persönlichen Fanklub: «Das war schön. Meine Familie konnte teilhaben an einem Höhepunkt meiner Karriere.» Das wird diesmal anders sein: Die Sportlerinnen und Sportler leben in einer Blase, Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland sind nicht zugelassen. «Sicher wird es speziell», sagt Untersander. Aber er mache sich wenig Gedanken darüber: «Ich werde mich anpassen, so gut es geht.» Wer das kann, hat einen Vorteil.Drei Spieler der Nationalmannschaft sind kurz vor dem Abflug am Mittwoch von einem positiven Coronatest gestoppt worden, sie mussten zu Hause bleiben. Ein Albtraum in einem Sportlerleben, den auch Ramon Untersander umtreibt. Er war schon zweimal an Covid erkrankt. «Das war mühsam», weiss er. So kurz vor den Olympischen Spielen könnte eine Infektion ein Karriereknick sein. Um das Risiko zu minimieren, hat sich Untersander schon in der Woche vor dem Nati-Zusammenzug in Selbstisolation begeben: Seine Frau und die beiden kleinen Kinder sind temporär ausgezogen.Derweil standen mit dem SC Bern noch drei Runden an. Der einstige Krösus aus der Bundesstadt kämpft um die Teilnahme an den Pre-Playoffs. Die Woche fing für Bern mit zwei Siegen an, endete aber mit einer Niederlage gegen Davos. «Schade, dass wir die gute Woche nicht mit einem Erfolg abschliessen konnten», sagt Untersander.Er ist der Schlüsselspieler beim SC Bern, hat der «Blick» neulich geschrieben. Der Verteidiger hat die meiste Eiszeit und am zweitmeisten Skorerpunkte des ganzen Teams. Untersander ist der Stabilisator in der Defensive und treibt gleichzeitig die Angriffe an. Er unterstütze die jüngeren Spieler gern, sagt er, eine veränderte Rolle innerhalb des SCB nimmt er jedoch nicht wahr: «Ich habe schon immer viel Eiszeit erhalten.» Aber das SCB-Kader hat definitiv nicht mehr die Güteklasse, die es vor vier Jahren noch besass. «Damals nahmen 13 Spieler des SC Bern an den Olympischen Spielen teil», erinnert sich Untersander. Diesmal sind es vier, mit Simon Moser nur ein zweiter Schweizer. Nur noch ein SCB-Kollege im Nationalteam Aber nun ist der Fokus nach Peking gerichtet. Die grosse Belastung der olympischen Saison könne er im Frühling mit ein paar freien Tagen abfedern. Bis dahin reiche der Tank noch. Schwerer fällt ihm die lange Zeit der Trennung von seiner Familie, er hält täglich mit Face-Time und Videotelefonie Kontakt nach Hause. Die Tochter ist zweijährig: «Sie weiss, dass ich weit weg bin, mehr bekommt sie wohl noch nicht mit.»