11.09.2020

Ein Mordfall mit Seeblick

«KrimiSpass» – ein kriminalistischer Sonntagsspaziergang durch Thal.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Es ist ein trüber Sonntagnachmittag. Der Wochenendregen legt für ein paar Stunden eine Pause ein. Der Horizont über dem Bodensee erblasst im Nebelgrau. Es herrscht die perfekte Stimmung, um einem Geheimnis auf die Spur zu gehen. Die Gelegenheit greifen zwei Kolleginnen und die Autorin beim Schopf. Sie wollen die Route des«KrimiSpasses»abgehen und das Rätsel um den Mord an Pierre Sandmann lösen.Sich online registrieren und die Route anzeigen lassenDer «KrimiSpass» kann beginnen. Die drei Frauen haben das Auto auf dem Kiesplatz hinter der Hundertwasserhalle abgestellt. Sie sind ausgerüstet mit wetterfester Kleidung, bequemen Laufschuhen, voll geladenen, internetfähigen Handys, Schreibzeug, einer Powerbank (man kann ja nie wissen) und einer Lupe. Auf Sherlockmütze und Pfeife verzichten sie. Die kleine Gruppe hat sich bereits zuHause auf der Website des «KrimiSpasses» registriert. Innert Sekunden hat sie eine Mail mit der Spielanleitung erhalten. Weiter sehen die Frauen die Koordinaten aller elf Krimischauplätze gelistet. Sie sind jeweils mit dem entsprechenden Punkt auf Google Maps verknüpft. Wer sich in den Strassen der GemeindeThal nicht genau auskennt, startet den Routenplaner für Fussgänger. Wer lieber nach einer Landkarte geht, kann sie sich vorher mit einer eingezeichneten Routenempfehlung im erwünschten Massstab ausdrucken. Die Kolleginnen haben sich vorgenommen, den Fall gemeinsam zu lösen. Sie wollen nicht gegeneinander antreten, sondern sich auf den Strecken zwischendenelf Hinweisenberaten und den Mörderim Team überführen.Die Spannung ist gross. Sie hat noch nichts mit dem Mordfall zu tun. Die Kolleginnen fragen: Worum geht es inder«Akte Pierre Salzmann»? In welcher Art erscheinen die Hinweise? Ist das Rätsel knifflig? Wird der Krimi Spass bereiten? Und werden sie den Mord aufklären? Schnell finden die drei Sonntagnachmittagskriminologinnen die erste Tafel auf dem Kiesplatz. Am Pfahl eines Verkehrsschildes ist die 18 Mal 10 Zentimeter grosse Tafel auf Augenhöhe montiert. Zum ersten Mal zückt eine der Frauen ihr Handy, scannt mit der Kamera-App den QR-Code und schlüpft in die Rolle der Kommissarin.Und schon ist aus dem beschaulichen Thal ein Krimischauplatz geworden. Auf dem Bildschirm erscheinen erste Hinweise: Pierre Salzmann ist tot aufgefunden worden. Es steht fest, der Schönheitschirurg ist keines natürlichen Todes gestorben. Nun gilt es, herauszufinden, wer ihn ermordet hat. Es kommen fünf Verdächtige in Betracht. Sie alle haben ein Motiv und Gelegenheit gehabt, ihren Kontrahenten – oder was Pierre Salzmann auch für jeden Einzelnen gewesen sein mag – zu töten. Schritt für Schritt der Lösung entgegenWeiter geht es zum zweiten Schauplatz. Er liegt neben dem Flughafen .Es gibt neues Rätselfutter. Doch kurz vor der dritten Tafel tut sich eine ungeahnte Schwierigkeit auf: Am Wanderschuh einer der Ermittlerinnen hat sich die Sohle vom Schuh gelöst. Es ist sicher keine Sabotage. Doch der Gedanke liegt nah, so sehr lassen sich die Kolleginnen vom Fall absorbieren. Doch schnell ist eine Lösung parat. Der Schnürsenkel bekommt eine neue Aufgabe, er muss Schuh und Sohle zusammenhalten. Es gelingt. Das Provisorium hält fast bis zum Schluss. DieErmittlerinnen werden nicht ausgebremst. Also nimmt der Spaziergang seinen Lauf. Er führt dem Bodensee entlang zur Hafenmole in Staad. Später leiten die Hinweise ins Dorf hoch bis zur Kirche. Der Blick über den See belohnt die Mühen des Anstiegs.Schritt um Schritt kommen die Frauen im doppelten Wortsinn voran. Auf der 3,7 Kilometer langen Strecke reiht sich eine Information an die nächste. Immer mehr Indizien werden interessant und kurzweilig präsentiert: Mal telefoniert man mit einem Rechtsmediziner, mal erhält man eine Sprachnachricht eines Zeugen oder eine Mail mit Bildern vom Tatort. Es empfiehlt sich, genau hinzuhören, aufmerksam zu lesen und die Hinweise zu notieren. Das hilft bei der Deduktion. Mit der Methode zog schon Sherlock Holmes seine Schlüsse aus seinen Erkenntnissen. Auch er grenzte den Kreis der möglichen Täter mittels Ausschlussverfahren ein. Nach etwa zweieinhalb Stunden erreichen die Kolleginnenwieder den Ausgangspunkt. Sie haben den Mörder oder die Mörderin überführt und angezeigt. Welchen Namen sie ins Onlineformular der Staatsanwaltschaft eingegeben haben, bleibt an dieser Stelle offen. Sie beginnen einen Krimi nämlich auch nicht auf der letzten Seite des Buches zu lesen.Tipp: Der «KrimiSpass» ist ein ausgezeichneter Rahmen für einen gemütlichen Spaziergang und spannenden Ausflug. Besonders interessant ist es, den Fall in der Gruppe zu lösen. Dann haben bereits Kinder im Primarschulalter ihren Spass.krimispass.ch

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