Abwechselnd findet die Meisterschaft in Siselen BE, Lenzburg und Altstätten statt. Am letzten Samstag hatten die Kanonierinnen und Kanoniere der Schwarzpulverschützen Altstätten mal wieder Heimvorteil. Die erfolgreichste Kanonierin war – fast erwartungsgemäss – die 18-jährige Jenny Mosch. Mit 430 Punkten gewann sie die schwierigste Disziplin, die gleichzeitig auch ihre Paradedisziplin ist, nämlich mit der 40-cm-Kanone über 50 Meter, mit zehn Punkten mehr als ihr Vater Andy Mosch.
Mit der 80-cm-Kanone wurde Jenny Mosch Dritte. Gold ging hierbei an SPSA-Schütze Ronny Klien aus Hohenems, der mit 490 Zählern das höchste Tagesresultat schoss. Das dritte Rheintaler Gold sicherte sich Traugott Büchel aus Oberriet, der eine Konkurrenz vor Verbandspräsident Urs Niggli (Weiningen) für sich entschied.
Fast mehr als der Sieg freute Büchel aber die Bronzemedaille seines 14-jährigen Enkels Elia. Der junge Ruggeller stand erstmals in einem Wettkampf hinter der Kanone und feierte bei der Premiere sogar zwei Bronzemedaillen. Auch mit der 40-cm-Kanone über 25 Meter holte er Edelmetall. Für Silber fehlten dem Jungkanonier nur zwei Millimeter. Dieses ging mit Daniel Bienz (Oberentfelden) ebenfalls an einen Neuling. Er erreichte die gleiche Punktzahl wie Sieger Roland Frei aus Würenlos.
Mit Frei, Niggli und Bienz gab es auf den vier Podesten nur drei Auswärtige. Und die Rheintaler Bilanz hätte noch besser ausfallen können. Einerseits belegten Jenny Mosch, Elia Büchel, Roland Frei und Jürg Brand undankbare vierte Ränge, andererseits unterlief Routinier Benno Büchel ein Lapsus, ein geradezu unbegreifliches Malheur. Mit drei Schüssen gut angefangen, wartete er beim vierten Versuch auf den «Chlapf», der einfach nicht kam. Erst beim vierten Versuch zu zünden, fiel ihm auf, dass er gar kein Pulver in der Kanone hatte. Bis er dies bemerkte und nachzuladen versuchte, war die Schiesszeit abgelaufen und nur drei Schüsse schafften es in die Wertung.
Büchel nahm es mit Humor. Mehr als sein Erfolg freute ihn ohnehin das Abschneiden der Jungen. Zu diesen gehört auch die jüngste Kanonierin Anina Mosch. Die Zwölfjährige wurde hinter ihrer Schwester Jenny mit 460 Zählern punktgleich Fünfte und verwies sogar ihren Vater auf den sechsten Platz. Es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis die Familie Mosch ein ganzes Podest belegt.
Ordnung muss sein
Das Modell-Kanonenschiessen ist kein Hobby für Kinder – wobei Ausnahmen die Regel bestätigen. Minderjährige dürfen unter Aufsicht eines Vereinsmitglieds mitmachen. Am Wettbewerb gilt es, innert 30 Minuten sechs Schüsse abzugeben. Der schlechteste Versuch ist das Streichergebnis. Haben zwei Schützen die gleiche Punktzahl, entscheidet die Anzahl 100er, 90er etc. über den Sieg. Ist das Schussbild gleich, wird die Distanz des besseren Tiefschusses zur Scheibenmitte gemessen.
Beim Zünden müssen die Kanoniere im 45-Grad-Winkel hinter der Kanone stehen. Dabei gibt es verschiedenes Tricks. So kann etwa die Bleikugel in ein Stück Gaze (ein sogenanntes «Schiesspflaster») eingewickelt werden, das mit Nivea, Margarine oder Murmelifett präpariert wird, um mehr Druckaufbau zu erzeugen. Die Kanone wird je nach Grösse mit rund sechs bis zwölf Gramm Pulver geladen, wobei die Bleikugeln später wiederverwertet werden. Und: Die Modellkanone muss getreu einem Vorbild einer Originalkanone entsprechen.