19.07.2019

Ein Lob der Gastfreundschaft

Von Reinhard Paulzen
aktualisiert am 03.11.2022
Der Sommer ist die Zeit der Grillabende. Rechtzeitig wird Grillkohle besorgt, Würste und Fleisch, Vegi-Burger, feine Salate und die Getränke. Vor allem dürfen die feinen Sossen und die Gewürze nicht fehlen!Oft können wir mit den sommerlichen Grillabenden endlich mal wieder die gemütliche Gastfreundschaft pflegen. Entweder mit den Nachbarn, für die wir vielleicht zuletzt nur Zeit für einen kurzen Gruss hatten. Oder mit Kollegen oder Verwandten, die wir irgendwie gern haben, und es gilt ja sowieso: «Liebe geht durch den Magen.»Beim gemütlichen Essen bewahrheitet sich die nächste Erfahrungsweisheit: «Narrare humanum est.» Erzählen ist menschlich. Was wir in letzter Zeit erlebt haben, wird doch erst dann zu einer schönen Erfahrung für uns, wenn wir davon erzählen können, mit Leuten, die uns mit Wohlwollen und Sympathie zuhören; wenn wir so unser Leben jeweils miteinander teilen. Es lebe die sommerliche Gastfreundschaft! Ein Hoch auf die Gastfreundschaft!Und diejenigen, die nicht zu Hause grillieren, sondern die jetzt verreisen: Was unterscheidet denn die tollen Ferien, an die wir noch lange gern zurückdenken, von der 08/15-Reise – dagewesen, gesehen, zurückgekommen, ausgepackt und gewaschen, abgehakt? Ist es nicht die Gastfreundschaft und die Herzlichkeit, mit der wir auf der Reise aufgenommen worden sind? Oder mit der wir begrüsst und verwöhnt worden sind, als wir unterwegs Station gemacht haben?In den meisten katholischen Kirchen wird an diesem Sonntag die Geschichte von Abraham vorgelesen, der bei den Eichen von Mamre mit der sprichwörtlichen orientalischen Gastfreundschaft seine drei Gäste empfängt. Eindrücklich ist die Herzlichkeit von Abraham, mit der er bittet: «Geh doch nicht an deinem Knecht vorüber! Ich will einen Bissen Brot holen, dann könnt Ihr euer Herz stärken!»Natürlich bleibt es nicht beim Brot! Und im Nachhinein stellt Abraham fest: Obwohl er anfangs der Gebende war, am Ende sind er und seine Frau Sara die Beschenkten. Denn sie hatten Besuch von Gott selbst, und die Folge ist das Beste, das sie schon nicht mehr zu wünschen gewagt hatten, sie werden einen Sohn bekommen.Es lebe die Gastfreundschaft! Vielleicht sind Sie ja dann auch nicht nur die Gebenden! Sondern fühlen sich am Ende als die Beschenkten! Vielleicht ist es so, als ob Gott bei Ihnen zu Besuch gewesen wäre. – Und wie heisst es doch: «Wer nicht einlädt, sollte nicht auf Gäste hoffen.» Umgekehrt sagt ein arabisches Sprichwort: «Gott segne den, der Besuche macht – aber kurze.»Reinhard PaulzenPastoralassistent in Heerbrugg

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