Das uralte Gebot, das Alter zu ehren und damit den Betagten ein lebenswertes Alter in Gemeinschaft zu ermöglichen, gab in der Gemeinde Au den Anlass zum Bau des Alters- und Pflegeheims Hof Haslach. Zwischen 1871 und 1966 stieg die Lebenserwartung dank Fortschritten in der Hygiene und Medizin von 40 auf 70 Jahre. FDP-Präsident Richard Gossweiler und weitere Parteimitglieder kamen 1966 zur Erkenntnis, dass nicht Alterssiedlungen, sondern der Bau eines Heimes die beste Lösung sei. «Es ist die Aufgabe der noch aktiven Generation und der Öffentlichkeit, den älter werdenden Menschen über das blosse Altwerden hinaus auch noch Lebensfreude und Erfüllung zu vermitteln», sagte der damalige Gemeindammann Josef Schöbi, «aus diesem Grunde erachtet der Gemeinderat den Bau als zweckmässig.»Grosse Unterstützung aus der BevölkerungIm September 1968 genehmigte die Bürgerschaft an einer ausserordentlichen Bürgerversammlung den Baukredit in der Höhe von 1750000 Franken und beauftragte den Gemeinderat, den Heimbau zu planen und umzusetzen. Trotz des gesprochenen Kredits und der Unterstützung durch den Kanton war das Projekt auf Spenden angewiesen. Nebst Albert Schmidheiny und der Familie Casati spendete die Ortsgemeinde und die Wild AG. Darüber hinaus gab es sowohl in Heerbrugg als auch in Au Feste, deren Erlöse dem Heim zugutekamen.Der Elan und der grosse Zeitaufwand des Organisationskomitees Heerbrugg unter dem Animator Bruno Good hatte sich gelohnt: Das gesteckte Ziel wurde erreicht und übertroffen. Bruno Good überreichte Gemeind-ammann Roduner einen Check über 20185 Franken und Oberin Schwester Brunhilde die Schlüssel zu einem nigelnagelneuen versicherten und gelösten VW, für den sich der Tombolagewinner trotz Aufruf nicht gemeldet hatte.Das Eine tun und das Andere nicht lassenDas Ziel der Architekten war es, ein solides und zweckmässiges Alters- und Pflegeheim im Grünen und doch mitten im Dorfzentrum zu erstellen.Am Sonntag, 7. Juli 1970 übergab Architekt Ladner den Schlüssel. Er bezeichnete es als glücklichen Umstand, Schulhaus und Altersheim einander gegenüber zu haben. So lerne die Jugend das Alter ehren, während die Alten im Kontakt mit jugendlicher Fröhlichkeit Ablenkung und Ermunterung fänden. Die Gemeinde war stolz darauf, den Betagten und Pflegebedürftigen einen unbeschwerten Aufenthalt in heimeliger Atmosphäre bieten zu können. Wenn das Heim den historischen Namen «Hof Haslach» erhalten hatte, so hatte das seinen Sinn, denn: «Wie einst das Haslach Zuflucht war für Menschen vor des Rheins Gefahr, so soll das neue schöne Heim vor Einsamkeit uns Zuflucht sein.»Bereits zehn Jahre später beschlossen die Ortsbürger, nördlich des Altersheims 20 bis 25 Alterswohnungen zu erstellen. Ausserdem war die Pflegeabteilung bereits überbelegt, weshalb ein weiterer Ausbau unausweichlich schien. So war denn 1980 auch die landläufige Meinung: das Eine tun und das Andere nicht lassen.