Martin SchneiderAbertausende Tiere hat Eugen Schläpfer schon betrachtet, bewertet und begutachtet. An vielen Viehschauen im Appenzellerland ist er als Experte präsent, und in den vergangenen Jahren hat er sich einen Namen als Züchter von Braunvieh gemacht. Bekannt ist der Wolfhäldler auch für seine Tätigkeit an der Olma. Wenn jeweils am Dienstag die schönsten Kühe in der Olma-Arena zur Ersteigerung angeboten werden, dann hat Eugen Schläpfer bereits viel Vorarbeit geleistet. Er ist verantwortlich für den Einkauf der Tiere im Vorfeld der Auktion.In der ganzen Schweiz unterwegsAls es um einen Termin für das Porträt geht, muss Eugen Schläpfer zuerst einmal studieren. «Ich bin die nächsten drei Tage im Welschland unterwegs. Aber nächste Woche kann ich sicher ein Treffen einrichten.» Dass der 60-Jährige nicht in seiner Wohngemeinde anzutreffen ist, ist keine Seltenheit. Seit 14 Jahren ist Schläpfer während rund 100 Tagen im Jahr für den Verband Braunvieh Schweiz unterwegs. Und das im ganzen Land. Hof um Hof wird abgeklappert; pro Tag werden rund 50 Tiere beurteilt und pro Tier 40 Daten erhoben.«Angeschaut werden jeweils die Töchter der Stiere. Anhand der erhobenen Exterieurmerkmale können wir dann Rückschlüsse ziehen, welche Merkmale ein Stier jeweils vererbt», sagt Schläpfer. Ziel ist, die Tiere in der Zucht stetig zu verbessern, auch hinsichtlich Milchwirtschaft, Wirtschaftlichkeit und Aussehen. «Wenn auf einem Betrieb eine Kuh mit Verbesserungspotenzial ist, dann setzt man einen Stier ein, der beim besagten Merkmal stark ist», erklärt Schläpfer. Die Zuchtziele unterscheiden sich von Landwirtschaftsbetrieb zu Landwirtschaftsbetrieb. Beim Entscheid, welcher Stier für Nachkommen auf einem Hof sorgen soll, können die von Schläpfer und neun weiteren Kollegen erhobenen Daten eine Hilfestellung bieten.Über 30 Jahre hat Eugen Schläpfer auf seinem Hof in Wolfhalden selber Braunvieh gezüchtet. Und das mit Erfolg. Wer sein Wohnhaus betritt, dem springen sofort die zahlreichen Ehrengaben ins Auge. Nicht zuletzt die massive Kuhglocke, die davon zeugt, dass eine von Eugen Schläpfers Kühen einst zur «Miss Wolfhalden» gekürt wurde. Heute ist der 60-Jährige nicht mehr selber in der Zucht tätig. Die Hauptverantwortung für den mittlerweile als Generationenhof geführten Landwirtschaftsbetrieb trägt sein Sohn.36 Plätze für die Olma zu vergebenAn Arbeit mangelt es dem Wolfhäldler trotzdem nicht. 1400 Kilometer hat er im Vorfeld für die Olma-Auktion unter die Räder genommen. Bis Mitte August mussten die Bauern Tiere, die sie an der Auktion verkaufen wollen, anmelden. Im Anschluss fuhr Schläpfer wiederum zu den einzelnen Höfen, um die Tiere einem kritischen Blick zu unterziehen und die Daten für den Auktionskatalog aufzunehmen. 36 Plätze sind jeweils zu vergeben, 36 weitere Tiere werden als Reserve ebenfalls in den Katalog aufgenommen. Dies für den Fall, dass Tiere beispielsweise aufgrund einer plötzlichen Krankheit doch nicht an der Auktion verkauft werden könnten. Verkauft wird nur Braunvieh, das entweder gerade gekalbt hat oder noch trächtig ist. Viele Rinder gebären die Kälber zwischen der Zeit der Betrachtung durch Eugen Schläpfer und der Auktion. «Wenn sich eine Kuh seit der Geburt eines Kalbes negativ entwickelt hat und somit ein schlechteres Bild abgibt, wird diese zurückgewiesen und kommt nicht an die Auktion», erklärt Schläpfer und sagt weiter: «In der Arena darf man über eine Kuh nichts Negatives erwähnen. Ansonsten fällt der Preis sofort oder es wird nicht mehr geboten.»Gemäss Schläpfer sind sowohl die Qualität der angebotenen Tiere wie auch die Durchschnittspreise für die Tiere an der Olma-Auktion eine der höchsten in der ganzen Schweiz. Rund 3500 bis 4000 Franken werden pro Kuh erzielt, die Höchstpreise dürften bei gegen 8000 Franken liegen. «Vor 17 Jahren wurde eine Kuh für 17 000 Franken ersteigert. Das war absoluter Rekord für die Olma-Auktion», sagt Schläpfer. Mittlerweile seien solche Preise aufgrund der aktuellen Marktlage kaum mehr zu erzielen. Dass eine Versteigerung zu einem Erfolg wird, ist stark von den angebotenen Tieren, aber auch anderen Faktoren abhängig. «Wichtig ist vor allem, dass viele Leute auf den Tribünen sind und eine gute Stimmung herrscht. Dazu braucht es auch einmal einen lockeren Spruch des Auktionators.»Nach der Auktion wird weitergehandeltErstaunt ist Eugen Schläpfer immer wieder, wie das Handeln unter den Kaufinteressenten gleich im Anschluss an die Auktion jeweils weitergeht. «Es kommt fast jedes Jahr vor, dass Tiere gleich im Anschluss weiterverkauft werden. Meistens Spitzentiere», so Eugen Schläpfer.Zum ersten Mal können die Bauern Kühe kaufen, die von Betrieben ausserhalb der Olma-Kantone (AR/AI/SG/TG sowie GR/SH/GL) kommen. Durften sich zu Anfangszeiten zudem nur Betriebe in Berggebieten um Auktionsplätze bewerben, kamen im Laufe der Jahre die Talgebiete hinzu. Mittlerweile dürfen Tiere aus der ganzen Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein an die Auktion gebracht werden. An der diesjährigen Olma werden voraussichtlich sieben Kühe aus dem Appenzellerland zur Versteigerung angeboten.