08.09.2022

Ein Laufanlass, der auch für Familien geeignet ist

Ob Luca Künzler (der «früher Unsportliche»), der siebenjährige Nils («Ich brauche kein Handy») oder Fritz Streuli (der Auswärtige mit einem Schlüsselerlebnis): OL-Teilnehmende scheinen Vorbilder zu sein. Das zeigte sich am letzten Rheintaler Dorf-OL in Heerbrugg.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Mehrfach wurde am Mittwochabend Bedauern geäussert. Es sei schade, dass der «Orientierungslauf für alle» der letzte sei, meinte Annelies Burchia aus Lüchingen. Dank des jährlichen Anlasses hat sie Orte gesehen, an denen sie sonst kaum vorbeigekommen wäre.Luca Künzler aus Mont­lingen versteht die Teilnahme auch als eine Art Anerkennung: «Wenn schon ein solcher Anlass durchgeführt wird, kann man auch mitlaufen.» Mit Maurus Calzaferri aus Kriessern lief er in der Plauschkategorie. An ei­nem OL in Montlingen erreichte das Duo dieses Jahr den zweiten Platz, doch «darum geht es nicht». Was zählt, ist das Vergnügen, die Umgebung, das Zusammensein mit Gleichgesinnten, auch eine Art regional ausgeweiteter Dörfligeist.Über einen anderen Teil­nehmer, den Heerbrugger Erwin Schütz, sagte Niklaus Kehl sofort: «Ein Spitzenläufer.» Kehl ist sozusagen der «CFO des STV Heerbrugg und der für die Festwirtschaft zuständigen Männerriege». Tatsächlich hat Schütz, der Männerriegenoberturner, zusammen mit seinem Sohn Matthias im Rheintaler OL-Cup in der Familienkategorie zweimal gewonnen.Nils bewegt sich gern und braucht kein HandyDer ebenfalls in Heerbrugg lebende siebenjährige Nils war zusammen mit Grossvater Thomas Güntert gekommen. Der Opa mag Joggen, Walken, Velofahren, Wintersport und spielte früher Handball. Er sagte: «Ich muss mich bewegen», und fügte amüsiert hinzu: «Die OL-Strecke führt an unserem Sitzplatz vorbei.» Nils spielt bei den U9-Junioren des Handballclubs Rheintal, ist in der Pfadi, hält sich gern auf Pumptracks und Skateparks auf und fährt Snowboard. Bei so viel Bewegungsdrang hängt er an keinem Handy – und vor dem Fernseher sitze er selten.Überhaupt scheinen Orientierungsläufe besonders familienfreundlich zu sein. Mit beiden Kindern samt Veloanhänger war die Familie Gilgen unterwegs. Als Tochter des Heerbrugger OL-Initianten und -Organisators Mario Ammann bekam Rahel Gilgen das OL-Virus quasi eingeimpft. Und nun musste Gatte Adrian den Wettkampf ebenfalls bestreiten? Nein, er meinte lachend: «I mach’s uu gern.» Er stammt aus Zürich und versicherte: Für den Umzug ins Rheintal sei keine Überzeugungsarbeit zu leisten gewesen.An den Wettkämpfen im Rahmen des OL-Cups machen öfter die Kollegen des Vereins OL Amriswil mit. Vor und nach den Sommerferien ist das Laufen im St. Galler Rheintal mehrmals Teil des Amriswiler Trainingsplans. Fritz Streuli kam vor zwei Jahrzehnten dank der Tochter und des Sohns zum Laufen. Die Kinder hatten Feuer gefangen, der Vater bestärkte sie in ihrem Tun, indem er Interesse zeigte. Doch zum Einstieg motivierte ihn ein Erlebnis als Zuschauer im Herbst 2004. Es sei sehr kalt gewesen, er gelangte zur Erkenntnis: Statt zu warten und zu frieren, wäre er gescheiter selbst gelaufen. Fortan tat er dies und tut es immer noch, inzwischen noch als einziger seiner Familie.Den OL-Cup gewonnen hat ein Läufer aus der Region, Miklas Kossert aus Au. Bei den Frauen wurde die Rheineckerin Anja Scherrer Zweite, Andrea Zünd aus Altstätten Fünfte.

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