03.05.2018

Ein Landei ist mittendrin

Eine Stunde lang musste Mina Vorburger als Kind bis zum nächsten Ort laufen. Mit dem Aufbruch aus dem Elternhaus kam die Liebe zur Vielfalt. Seit Jahren besucht sie «Blues im Madlen».

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Monika von der LindenMina Vorburger ist gern mit Menschen zusammen. Sie lebt allein in ihrem Haus in St. Margrethen, seit ihr Mann vor acht Jahren verstorben ist. Gemeinsam hatten die beiden häufig Konzerte besucht, in allerlei Stilrichtungen. «Ich bin vielseitig», sagt sie. «Früher war ich ein Landei, kannte nur Ländlermusik, die ich aber noch immer mag.»Früher war, als Mina Vorburger unterhalb der Landmark aufwuchs. Der Gang nach Oberegg in die Schule, nach Altstätten oder Wald dauerte immer eine Stunde. Eindrücke aus anderen Regionen hatte sie kaum. «Der Krieg hat uns geöffnet.» Kontakt brachten Städter mit, die ihren Dienst in der Militärküche erfüllten, nach dem Krieg immer wieder zu Besuch kamen und ihre Familien mitbrachten.Mina Vorburger entdeckte an der Olma die VielfaltAls 18-Jährige ging Mina Vor­burger mit Gleichaltrigen an die Olma in St. Gallen und verkaufte an einem Stand selbst hergestellte Butter. «So wurden wir hinausgetragen in die Welt.» 1955 kam die junge Frau nach St. Mar­grethen, arbeitete im «Ochsen» und lernte ihren Mann kennen. Sie begannen, die Musik in der Grenzregion zu erkunden. «Ich habe die Kultur aufgesogen.»Der Appetit ist geblieben. Karten für ein Konzert der Reihe «Blues im Madlen» in Heerbrugg hat die 86-jährige Dame längst reserviert. Sie will einen Sitzplatz haben, von dem aus sie alles und jeden beobachten kann. Schweift ihr Blick durchs Publikum, sieht sie keine Menschen, die älter sind als sie. «Ich finde keine Gleich­altrigen, die mit mir hingehen.» Auf das Blueskonzert verzichten muss Mina Vorburger aber nicht, ihre Nichte begleitet sie. «Ihr ist es sympathisch, dass ich mich jetzt halt unter junge Leute mische.» Lilly Martin & Friends und Larry Garner & The Norman Beaker Band treten an dem Abend auf. «Mich berührt die voluminöse Stimme dunkelhäuti­-ger Männer.» An den «Madlen»-Konzerten war Mina Vorburger schon, als noch das Schloss Heerbrugg als Kulisse diente. Die einzigartige Atmosphäre im ehemaligen Rossstall gefiel ihr. Es war dort ungezwungener als in einem Konzertsaal und weitaus romantischer als in einer Mehrzweckhalle.Als das Team um Pascal Zäch die Bluestage ins «Madlen» verlegte, war Mina Vorburger skeptisch, ob es ihr noch gefallen würde. Dennoch ging sie hin, liess sich auf die Neuerungen ein – und es gefiel ihr. So sehr, dass sie bisher jedes Jahr im Publikum zu finden war.Mina Vorburger vermisst es, sich nicht mehr unter die Tänzer im Publikum mischen zu können. «Früher war ich ein Tanzfüdli, heut muss ich schon nach einem Tanz pausieren.» Der Rhythmus steckt die aufgestellte Frau aber nach wie vor an. Sitzend wippt sie im Takt mit: «Im Alter muss ich halt Abstriche machen», sagt Mina Vorburger. «Aber ich muss nichts aufgeben, was ich geniessen kann.» Und das tut sie. Das nächste Mal in drei Wochen.Programm und VorverkaufDie Konzertreihe «Blues im Madlen» findet von Freitag, 25., bis Sonntag, 27. Mai, im Kinotheater Madlen statt: Freitag, 25. Mai: Larry Garnier & The Norman Beaker Band, 19.30 Uhr; Lilly Martin & Friends Feat. Acoustic Blues Drifter (mit Walter Baumgartner als Gast), 21.30 Uhr. Samstag, 26. Mai: Sydney Ellis & Her Midnight Preachers, 19.30 Uhr; The Queen Yahna Experience, 21.30 Uhr. Sonntag, 27. Mai: Matinee: The Queen Yahna Gospel Experience, 11 Uhr.Der Vorverkauf wird über das Kinotheater Madlen abgewickelt. Firmen können ab zehn Personen die Konzerte mit einem Apéro mit Häppchen und Getränken in einem Paket buchen.Mitglieder des Bonus-R-Clubs auf rheintaler.ch können dort einen Gutschein für ein vergünstigtes Ticket anfordern. (vdl)E-Mail: info@kinomadlen.ch, Telefon: 071 722 25 32, Internet: www.blues-im-madlen.ch, www.kinomadlen.ch

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