25.06.2018

Ein «Knopf» im Knoten

Nichts ging mehr. Den Adler-Kreisel verstopften am Freitagabend Fussballfans. Sie feierten den Sieg der Nati über Serbien. Das ist für Polizei und Gemeinderat in Ordnung, solange die Sicherheit gewahrt ist.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Monika von der LindenAm Freitagabend sass Rina Bu­schor aus Au in einem Restaurant in Berneck. Gleichzeitig kämpfte die Schweizer Fussballnati in Kaliningrad gegen die Führung der Serben. Auf dem Handy verfolgte die 17-Jährige die spannendsten Szenen. Der Schlusspfiff besiegelte den 2:1-Sieg und war Rina Buschors Startzeichen. Sie hatte mit einem Kollegen am Adler-Kreisel in Au abgemacht. Wie immer, wenn die Nati an der WM gewinnt. «Es war cool. So viele Leute waren dort und zeigten ihre Freude», sagt sie. Fast alle ihre früheren Schulkollegen mischten sich am Knotenpunkt des Dorfes unter die Fans.Verabredet hatten sich offensichtlich viele Fussballfans. Aus allen Richtungen strömten sie herbei und innert weniger Minuten war der Kreisel verstopft und der Rückstau lang. Besonders viele Fans kamen im Korso per Auto oder Velo vom Public Vie­wing in Heerbrugg.«Wir können und wollen den Korso nicht verhindern»Die Gemeinde unterstützt den Anlass des FC Au-Berneck 05 und stellt die Infrastruktur zur Verfügung. Carola Espanhol, Vizepräsidentin Au, ist zufrieden mit der intensiven Nutzung des Angebotes. «Es kommt ein buntes Publikum und die Stimmung ist gut». Nach dem Abpfiff bleiben die meisten Zuschauer, die eher jüngeren beteiligen sich am Korso. «Er gehört zur Jugendkultur.» Das stört den Gemeinderat nicht. «Wir können und wollen den Korso nicht verhindern, solange die öffentliche und individuelle Sicherheit gewahrt ist», sagt sie. «Darum muss sich die Polizei kümmern.»Feuerwehr wäre nicht durch den Kreisel gekommenWährend der WM ist die Kantonspolizei St. Gallen im Raum Mittelrheintal verstärkt im Einsatz. Besonders am Brennpunkt Adler-Kreisel. «Hätte dort die Feuerwehr durchfahren müssen, hätten wir ein Problem gehabt», sagt Mediensprecher Florian Schneider. Deshalb brachte die Polizei am Freitag prioritär den Verkehr wieder zum Fliessen. Hupen und Grölen toleriert sie bis eine Stunde nach dem Spiel und längstens bis Mitternacht. «Dass die Leute feiern, ist kein Thema», sagt Florian Schneider. «Solange das Fest im sicheren Rahmen bleibt.» Sowohl nach dem ersten als auch nach dem zweiten Gruppenspiel der Schweizer musste die Polizei aber kon­sequent durchgreifen. Menschen waren gefährdet. «Nur ein Profi-Rallye-Fahrer kann von sich behaupten, dass er sein Auto beim Driften unter Kontrolle behält.» Am Adler-Kreisel hatte Driften Anzeigen und Ausweisentzüge zur Folge. Die Polizei tolerier­- te auch nicht, als jemand aus dem Auto lehnte, eine Fahnenstange hinaushielt oder zu schnell fuhr.Der Gemeinderat vertraut der Strategie der Polizei und ist froh, dass sie ein Augenmerk auf den Kreisel hat. «Ein generelles Verbot sehe ich nicht», sagt Carola Espanhol und hofft auf weitere Siege der Nati: «Es gibt noch mehr Jubelmomente.»Rina Buschor möchte morgen Mittwoch wieder auf dem Trottoir am Kreisel stehen und den jubelnden Fans zuschauen. Sie findet es nicht schlimm, dass der Kreisel kurz verstopft ist. «Man weiss es ja und muss nicht dort durchfahren.» Sollte ein Rettungswagen passieren müssen, gehe sie zur Seite. «Das ist nicht nur für mich selbstverständlich.»Wie ist Ihre Meinung? Nehmen Sie hier an der Umfrage teil.

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