13.03.2019

Ein Jahrhundert voller Geschichten

Der Evangelische Kirchenchor Buechen feiert in diesem Monat seinen 100. Geburtstag. Er schaut zurück auf eine durchaus turbulente Historie.

Im März 1919 wurde zur Gründung eines Kirchenchors in Buechen aufgerufen. Direkt nach dem Ersten Weltkrieg wollten die Initianten das Zusammengehörigkeitsgefühl im Dorf stärken. Auch die Verschönerung der Gottesdienste war ein Thema.Der erste Dirigent und Mitgründer war Heinrich Eggenberger. Er wurde von einer gut vernetzten Kommission unterstützt. Die Räte stammten aus Kirchenverwaltung, Gemeinde und Schulrat. Es wurde mit einem Bestand von 53 aktiven Sängerinnen und Sängern und 55 Passivmitgliedern gestartet. Für die Organisation von Startkapital, Proberaum, Notenmaterial und Harmonium waren wöchentliche Sitzungen nötig.Frauen mussten weniger bezahlenDie Statuten wurden in hitzigen Diskussionen akribisch zurechtgelegt. Es zeigte sich aber bald, dass nicht alles reglementiert werden konnte. Der monatliche Beitrag betrug für Männer 50 und für Frauen 30 Rappen. Der erste Auftritt war an Pfingsten. Pfarrer Kreis wurde angehalten, die Predigt zu kürzen, damit der Gottesdienst nicht unnötig lang werde. Die Kommission kontrollierte alles, Leumund der Mitglieder, Notenwahl des Dirigenten etc. Die Sitzungen waren umfangreich und wurden in bewirteten Privaträumen abgehalten. Ein Mitglied beantragte in einen unbeheizten Raum zu wechseln – zur Schonung der Leber!Wahlmanöver, Rücktritte und ReibereienEs wurden Abendwanderungen, Maibummel und Familienabende mit Theater und Gesang durchgeführt. Reibereien mit Thal waren normal, sodass sich Heinrich Eggenberger weigerte, mit «seinem» Chor in Thal zu singen. Ein- und Austritte waren ein ständiges Traktandum, aber auch Auftritte an Hochzeiten, die Beleuchtung der Kirchentüre, die Finanzen. Die Leute waren arm, weshalb die Beiträge oft sistiert werden mussten. Es gab immer wieder Wahlmanöver, Rücktritte und Reibereien. 1926 waren die Aktivitäten wegen Maul- und Klauenseuche verboten. 1929 sang der Chor an der 400-Jahr-Feier der Reformation in Thal. Die Krisenjahre wurden gut überbrückt, bis im September 1939 die Mobilmachung kam. Die Männerstimmen fehlten, zeitweise wurden die Proben eingestellt. Der Saal des Restaurants Buechberg wurde vom Militär besetzt. Es wurden keine Familienabende mehr durchgeführt. Das Heizen des Proberaums war ein Problem. 1944 wurde der Probenbetrieb eingestellt und 1946 wieder aufgenommen.Präsidenten sowie Dirigenten wechselten und die Liederwahl wurde oft kritisiert. Die lange Zeit von Präsident Girardet begann 1952 und dauerte mit Unterbrüchen bis 1985. 1953 wurden 150 Jahre Kantonalkirche gefeiert. Die Zusammenarbeit mit Pfarrer Häni war schwierig, der Chor bemängelte die Unterstützung. Die jährlichen Kirchenchortreffen in der Region wurden erfolgreich durchgeführt.Von 1968 bis 19 79 leitet Peter Schweizer den Chor. Die Kirchgemeinde übernimmt die Löhne der Dirigenten. Immer wieder wird der Bestand an Sängerinnen und Sängern bemängelt. Die Proben werden als lebhaft und abwechslungsreich beschrieben. Seit 1981 ist Robert Berchtold Dirigent und erfährt viel Wertschätzung vom Chor. Einige Höhepunkte sind die Einweihung des Kirchgemeindehauses 1989, 200 Jahre Buechner Kirche, 700 Jahre Eidgenossenschaft, 1993 Einweihung der neuen Orgel, 200 Jahre Kantonalkirche oder Mitwirkung am Seealpseegottesdienst oder Weihnachtssingen für eine Fernsehsendung aus Wienacht.Der Geburtstag wird mit einem Gottesdienst gefeiertMit einem Gottesdienst am 31. März möchte der Kirchenchor Buechen sein 100-jähriges Bestehen sowie die gute Zusammenarbeit mit Kirchenvorsteherschaft und Pfarrern dankbar feiern. Dabei sein werden die Chöre St. Margrethen und Thal und, so hofft der Chor, viele Besucher. Beim anschliessenden Apéro können unbeschwert Erinnerungen ausgetauscht werden. (pd)

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