09.08.2018

Ein Jahr für Wespen

Die Bedingungen für Wespen sind dieses Jahr besonders gut. Feuerwehren in der Ostschweiz müssen viel mehr ausrücken, um Nester zu entfernen.

Von Manuel Granwehr
aktualisiert am 03.11.2022
Manuel GranwehrDie Wespen profitieren von dem guten Wetter diesen Sommer. Die Feuerwehr muss öfter wegen Wespennestern ausrücken. «Wir haben eine rechte Zunahme festgestellt. Es hat um einiges mehr Nester als letztes Jahr», sagt Zugführer Peter Cassani von der Berufsfeuerwehr St. Gallen. Auch andere Feuerwehren in der Ostschweiz melden mehr Einsätze wegen Wespennestern.Wespen entwickeln sich seit April optimalJonas Barandun, wissenschaftlicher Experte des Naturmuseums St. Gallen, kann erklären, wieso dieses Jahr mit mehr Wespen zu rechnen ist. Der entscheidende Faktor ist das Wetter und dass es sehr wenig geregnet hat. «Die Witterung war für die Wespen sehr früh ideal. Dieses Jahr können sie sich schon seit April gut entwickeln.» Die Wespen können ausfliegen und Nahrung für ihre Nachkommen sammeln. Entspannung ist in nächster Zeit nicht zu erwarten. Bisher gab es wohl viele Wespen, aber diese ernährten sich zunächst hauptsächlich von Insekten und kamen den Menschen nicht oft in die Quere. In zwei bis drei Wochen pflanzen sich die Wespen nicht mehr fort und ändern ihre Ernährung. Sie haben grossen Appetit auf Zucker. Wer dann draussen zu Abend isst, wird von den Wespen aufgesucht werden. Wer sich nach einem heissen Tag ein Bier gönnt, gerät sogar noch mehr ins Visier. Der gegarte Zucker lockt die Wespen an. Besonders beliebt ist deshalb auch faules Obst. Die Entwicklung hängt weiterhin vom Wetter ab. Sollte es beginnen, viel zu regnen, sterben die Tiere ab. Barandun relativiert: «Natürlich sitzt man dann auch wieder weniger draussen und sie fallen einem sowieso weniger auf.» Wenn die Feuerwehr St. Gallen ausrückt, werde immer zuerst geprüft, ob Massnahmen wirklich nötig sind, betont Cassini. «Wespen haben ja auch einen Zweck und grundsätzlich ein Anrecht auf Leben.» Sollten sie feststellen, dass die Wespen eigentlich kein Hindernis sind, können sie ablehnen. «Wenn sich ein Nest aber in der Nähe eines Spielplatzes oder dem Storenkasten eines Fensters befindet, können wir es wegnehmen.»Am schnellsten wird das Nest mit Gift entferntDann müsse je nach Situation anders vorgegangen werden. Bei der schnellsten und humansten Methode spritze man zuerst Gift in das Nest. Dann nimmt man – im Schutzanzug und mit Filtermaske – das Nest weg und legt es in eine Tüte. In manchen Situationen kann man das Problem jedoch auch mit einer Umsiedlung lösen. Die Einsätze sind kostenpflichtig. Arbeit mit Wespen ist risikovoll. Cassini beruhigt: «Hin und wieder kommt es vor, dass einer von uns gestochen wird. Dann haben wir natürlich die notwendigen Medikamente.»

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