Es ist ein Bauprojekt zugunsten des Geländes. Der Hang bleibt weitgehend erhalten, ein einziger Baum musste den Wohnungen weichen, Aushub gibt es kaum. Eine bestehende Mauer dient als Teil des Unterbaus, zwei schmale Fundamentstreifen sind ausserdem nötig.Zuunterst erstreckt sich entlang des Hanges ein Container von zwölf Metern Länge. Er ist unterteilt in einen Technikraum sowie zwei Lagerräume. Darüber bilden zwei übereinander gestellte Reihen aus je drei zusammengeschweissten Containern die beiden Wohnungen.[caption_left: Der einheimische Urs Felber (links) ist der Bauherr, Roger Graf unterstützt ihn
als Architekt.]Der Bauherr ist Werklehrer und KünstlerDer einheimische Bauherr Urs Felber, 57-jähriger Oberstufenlehrer mit 60-Prozent-Pensum, erteilt seit zwei Jahrzehnten Werkunterricht. Während des Studiums arbeitete er in der Schlosserei eines Cousins. Regional ist er für seine Kunstobjekte bekannt.Sein nun entstehendes Container-Zweifamilienhaus hält sich finanziell auch deshalb in einem vergleichsweise bescheidenen Rahmen, weil Urs Felber beabsichtigt, einen möglichst grossen Teil der Arbeiten selbst auszuführen. Dank der Eigenleistungen sollen die grob auf 600000 Franken geschätzten Gesamtkosten unter eine halben Million gedrückt werden. Möglichst einfach wird gebaut, «pragmatisch, aber doch mit Stil», erklärt der Bauherr.Als Architekt wirkt Roger Graf, ein «gleich tickender» Freund, der schon vor zehn Jahren den ersten Container ausgebaut und vor einigen Jahren Urs Felber ebenfalls einen Container vermittelt hat. Diesen nutzt der Lehrer und Künstler als Ausstellungsraum. An der letzten Altstätter Kulturwoche stand dieser einstige Frachtcontainer als Staablueme-Kulturraum in Altstättens Marktgasse.[caption_left: So sieht das Modell aus.]Viel gebrauchtes Material verwendenUrs Felber hat nicht nur Freude an interessanten Entstehungsprozessen, sondern genauso an Nachhaltigkeit. Indem die Schiffscontainer, die in einem Jahr ausrangiert würden, zu Baukörpern werden, erfüllen sie einen neuen Zweck. Für den Ausbau verwendet der Bauherr möglichst viel gebrauchtes Material. Zum Teil stammt es aus einem abzubrechenden Hotel. Geländer sind ein Beispiel, oder Teile von Autopneus für jene Stellen, wo die aufeinanderliegenden Container sich berühren. Aus dem eigenen Wald stammt viel Holz für die Stütz- und Dachbalken.Das Bauwerk wäre voll und ganz recyclebar, erklärt der Architekt. Die Dämmung werde nicht mit Schaum, sondern mit Platten gemacht. Die Konstruktion sei hinterlüftet und alle Teile könnten in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Es werde genagelt, geschraubt, gefügt, gegossen.Nur Handwerker, die das Projekt gut findenAm Projekt sind nur Handwerker beteiligt, die an der Aufgabe Freude haben, weil sie Werte, die dem Bauherrn wichtig sind, mit diesem teilen. Der Architekt meint lächelnd, niemand sage hier, dies oder jenes werde immer so gemacht. Ein so besonderes Projekt verlange stets nach Offenheit für unübliche Lösungen.Der Architekt nimmt dem Bauherrn die Knacknüsse ab. Er findet die Antworten auf sämtliche Fragen, die Statik, Brandschutz, Baurechtliches oder die Energie betreffen. Auch in Sachen Innenausbau steht er Urs Felber beratend zur Seite.Die vorgeschriebenen Energiewerte werden mit einer Hochleistungsisolation erreicht. Als Dach wird ein Trapezblech verwendet, dessen Erscheinungsbild zu den Containern passt und das als Wetterschutz und zur Beschattung dient. In einen sichtbaren Unterlagsboden aus Flüssigstein wird die Bodenheizung eingebaut.
Der Boden sei ein guter Wärmespeicher und wirke sich positiv auf die Akustik aus, sagt Roger Graf.Im Herbst soll das Gebäude fertig seinBeide Wohnungen mit zeitgemässem Ausbaustandard haben eine Nettowohnfläche von rund 75 Quadratmetern und bekommen je eine grosse Terrasse zugewiesen, wobei die eine nach Osten ausgerichtet ist, die andere nach Süden.Nach dem Baustart Mitte Februar wird zunächst das Fundament erstellt. Als erstes wird der grösste der sieben Container geliefert, im April die drei Container für die erste Wohnung und im Mai die nächsten drei Container für die zweite Wohnung. Es folgen das Dach, Fenster und Türen, der Innenausbau, das Giessen des Bodens, der Einbau der Küche. Das Ziel ist es, im Herbst fertig zu sein.[caption_left: Südwestlich des Waldparks, neben dem Tobelbach, wird gebaut.]Container zwischen zwei Gebäuden FelbersDie Containerwohnungen liegen zwischen zwei Häusern, die beide Urs Felber gehören. Das eine liegt an der Heidenerstrasse und enthält Felbers Werkstatt, im anderen, oben am Hang, ist er zu Hause.Ein besonderes Hindernis stellte die Zufahrt dar, die teils einem Nachbarn gehört. Sobald mehr als eine Wohneinheit (also mehr als Urs Felbers Wohnhaus) über die Zufahrt erschlossen wird, muss es sich um eine Gemeindestrasse mit eigenem Namen handeln. Die Änderung sei mit besonderem Aufwand und 2200 Franken Gebühren verbunden gewesen, sagt Roger Graf.Nach der Umwandlung der namenlosen Zufahrt in eine Gemeindestrasse wird Urs Felber nicht mehr an der Heidenerstrasse 49a zu Hause sein, sondern – obschon noch im gleichen Gebäude – am (neuen) Tobelbachweg 3. Das Containergebäude erhält zufällig die Nummer, die ihm angesichts seiner Exklusivität gewiss gebührt: die Eins.Hinweis
Wie Wohngebäude aus Containern aussehen können, ist z.B. bei containerwerk.com zu sehen.[caption_left: Im Haus oben wohnt Bauherr Urs Felber.
Bilder: Gert Bruderer]