Sandra Fernandez hat ein Faible für Schönes. Beruflich befasst sich die Coiffeuse mit Frisuren. Sie unterstreicht mit ihnen die Attraktivität eines Gesichtes. Ihre private Stube hat Sandra Fernandez stilvoll und gemütlich eingerichtet.Heute erinnert der Raum mehr an ein Atelier als an eine Wohnstube. Sandra Fernandez hat Schneiderpuppen mit prächtigen Kleidern und Reifrock angezogen – je ein grünes, gelbes, rotes und ein blaues Kleid. Auf dem Stubentisch liegt ausgebreitet ein langes violettes Kleid. Styroporköpfe stehen daneben und tragen Kopfschmuck in den gleichen Farben. Daneben liegt eine Maske. Sie vereint das Abbild eines Stieres und eines Wolfes.Die Schönen neben dem TeufelDie in strahlenden Farben leuchtenden Kostüme gehören Flickflauder. Die Fasnachtsgruppe heisst so wie in Appenzell Innerrhoden die Schmetterlinge. Flickflauder tritt dieses Jahr an der Fasnacht zum ersten Mal in Erscheinung.Noch vor einem Jahr fristeten die einzelnen Stoffe und das Dekorationsmaterial ein Dasein als Resten. Seinerzeit besuchte Sandra Fernandez das Kultur- und Brauchtumsfest in Altstätten. Am Umzug fielen ihr die Gruppen mit farbigen Kostümen und Schellen auf. «Sonst sehe ich an der Fasnacht hauptsächlich Teufel und Hexen», sagt sie.«Wir kommen nach der kalten, grauen Jahreszeit»Die Vielfalt am Brauchtumstreffen ermutigte die Montlingerin, selbst eine Fasnachtsgruppe zu gründen. «Sie muss aber farbig sein», sagt sie. «Wir sind die, die nach der kalten, grauen Jahreszeit kommen.» Flickflauder ist das Schöne neben dem Teufel. Die Schmetterlinge kommen glitzernd und prunkvoll daher. «Ein Kontrapunkt zum Bösen wollen wir sein.»Das alte Brauchtum soll selbstverständlich bestehen bleiben. «Aber warum entsteht kaum etwas Neues?», fragt Sandra Fernandez und gibt die Antwort gleich selbst: «Ich möchte einen neuen Brauch entstehen lassen. Ob es funktioniert, weiss ich nicht. Aber ich fange an.» Die Kleider sollten aus alten Materialien entstehen. Bei ihrer Mutter fand Sandra Fernandez grüne Stoffresten. Die Farbe des Prototypen. Bald hatte die initiative Fasnächtlerin mehrere Frauen um sich geschart. Inzwischen sind es elf. Deren Fundus reichte aus, um aus alten Sachen neue Kleider in fünf Farben zusammenzuflicken. Die Elemente Erde (grün), Wasser (blau), Luft (gelb) und Feuer (rot) waren vertreten. Das zusätzliche Violett erinnert an den Regenbogen.Wegen der farbig dargestellten Sujets aus der Natur und der zusammengeflickten Kleider nennt sich die Gruppe Flickflauder. «Der Schmetterling fliegt, sobald die Natur wieder farbig wird. «Mit unseren Kostümen widerspiegeln wir die im Frühling wiedererwachende Natur mit Tier und Pflanzen.» Wie die Kleider bunt zusammengeflickt sind, so unterschiedlich sind auch die Flickflauder-Frauen. Der Glockengurt, den sie um die Hüfte tragen, soll auf die Vielfalt der Natur hinweisen.Flickflauder nimmt dieses Jahr an vier Umzügen im Oberrheintal teil. «Wir haben eine Choreografie mit einem edlen Tanz einstudiert», sagt Sandra Fernandez. Erklingt aus einem Lautsprecher ein Alphorn, formieren sich die elf Frauen. Sie wedeln mit Fächern, gehen tanzend auf die Menschen zu und verteilen kleine Schmetterlinge und Fröhlichkeit.Ein Mann mischt sich unter die Frauen und zieht einen Wagen. «Er ist nicht unser Knecht.» Er stellt in Kostüm und Maske die Tierwelt dar. Der Stier mit den Augen des Wolfes und dem Fell des Bären symbolisiert Fruchtbarkeit, Schutz und Kraft.Eine Vision für Flickflauder hat Sandra Fernandez nicht. Sie kann sich vorstellen, dass die Gruppe etwas wächst, sich auch an anderen Orten zeigt.HinweisFlickflauder nimmt an Umzügen teil: 9. Februar, Gams; 15. Februar, Rebstein; 22. Februar, Oberriet; 23. Februar, Altstätten.