Der Automobilrennsport trauert um eine grosse Persönlichkeit. Die Vorarlberger Motorsport-Legende Walter Pedrazza aus Hard ist am letzten Montag gestorben. Die Schweiz nimmt in seiner Karriere, die er mit Slaloms im Tourenwagen begann, eine wichtige Rolle ein. So pflegte er stets eine besondere Beziehung zum Bergrennen Walzenhausen–Lachen. «An meinem Hausberg» werde gefahren, pflegte er zu sagen, liegt Hard doch sehr nahe von der Rennstrecke.
Zweimal konnte sich Walter Pedrazza als Bergkönig und Tagessieger des Rennens in dessen goldenes Buch eintragen. 1981 gewann er im Martini BMW Heidegger Formel 2. 1983 folgte im Toleman TG280 Formel 2 das grosse Meisterstück, Pedrazza stellte einen neuen und ewigen Streckenrekord auf. 1986 fand das Bergrennen im Vorderland zum letzten Mal statt. Später, beim Bergsprint von Walzenhausen nach Lachen, fuhr der dreifache österreichische Rennwagen-Meister 2010 mit 60 Jahren letztmals ein Rennen. Nach diesem Auftritt im PRC-Sportwagen beendete er seine Karriere als Rennfahrer.
Seine Auftritte waren damals eine Sensation
1983 und 1986 gewann Pedrazza als erster Nicht-Deutscher die deutsche Bergmeisterschaft, zweimal wurde er Vize-Bergmeister. Seine Auftritte, inklusive eines neuen Streckenrekordes, waren damals eine Sensation. Auch gelang es Pedrazza im Jahr 1984 im Osella, am zur Berg-Europameisterschaft zählenden Bergrennen am Schauinsland bei Freiburg in Breisgau den damals fast unschlagbaren neunfachen italienischen Europameister Mauro Nesti zu besiegen. Das Rennen wurde 1984 letztmals durchgeführt, Pedrazzas Name als ewiger Streckenrekordhalter auf der Ehrentafel eingraviert. 1987 wurde er an der Berg-EM Vizemeister, 1989 Dritter, 1990 Vierter.
Auch Walter Pedrazzas schöpferische Kraft war beeindruckend. So gründete er 1996 die internationale SSC Sports Car Challenge. Diese Meisterschaft hat bis heute im Kalender des europäischen Motorsports einen festen Platz.
Pedrazzas Wegbegleiter mit einfühlsamen Worten
Einen Namen machte er sich auch als Konstrukteur. Der Walzenhauser Bergsprint-Organisator Erwin Steingruber fuhr zu seinen besten Zeiten einen Pedrazza Racing Car (PRC) March Formel 2 Heidegger BMW. Und der schnelle Diepoldsauer Garagist Josef Wüst fuhr einen PRC Pepsi Cola Formel 2 BMW. Pedrazza war in den Bereichen Motorenbau, Tuning, Rennreifen, Rennfahrzeug und Teilehandel für viele Rheintaler Piloten eine Anlaufstelle. Den Betrieb hat er 2010 seinem Sohn Emanuel übergeben. Bis heute werden in Hard PRC-Wagen gebaut – als einziger Rennwagen-Konstrukteur in der Bodenseeregion.
Nun lebt Walter Pedrazza nicht mehr. Sein Hinschied weckte verschiedene Reaktionen. So meldete sich auch der ehemalige italienische Formel-1-Fahrer (1980 bis 1990) und spätere Konstrukteur Enzo Osella telefonisch. Er sagte:
Walter era un grande, come pilota, come costruttore e anche come organizzatore.
Übersetzt heisst das: Walter war ein Grosser, als Fahrer, als Konstrukteur und auch als Organisator.