30.11.2019

Ein ganz besonderer Charme

Die Lesegesellschaft Lachen-Walzenhausen lud zu einem spannenden Vortrag ein. Im Fokus der Veranstaltung stand das Appenzellerhaus – früher wie heute etwas ganz Besonderes. «En Appezellerhüsli hed Frohsinn ond Verstand.» So begrüsste Hans-Ulrich Sturzenegger, Präsident der Lesegesellschaft Lachen-Walzenhausen, rund 40 Interessierte im Wohnheim Krone der Stiftung Waldheim. Der Architekt und ehemalige Denkmalpfleger des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Fredi Altherr, berichtete über die Entwicklung der Appenzellerhäuser, wie die Häuser heute renoviert und zeitgemäss genutzt werden können. Man geht davon aus, dass in den alten Häusern im Appenzellerland gewoben wurde. Voraussetzung für die exakte Weberei war unter anderem, dass genügend Licht in die Räume drang. Also orientierte man die Hauptfassade nach Südsüdost. Die Handwebstühle standen in den Kellern, da dort das ideale Klima für die Garne herrschte. Zum Schutz der Fenster baute man schon bald unter jedem Fensterteil ein Brett ein, die ersten Zugläden waren geboren. Doch im Winter froren die Länden ein, also mussten sie geschützt werden. Man nagelte Täfer vor die Läden und befestigte Simsen mit Gefälle, damit das Regenwasser abfliessen konnte. Im Laufe der Zeit verlieh man den Fensterbänken Profile, sie wurden zur Zierde. Das Geld, das die Weber mit ihrem Handwerk verdienten, steckten sie laufend in die Entwicklung der Gebäude. Wohingegen die Rückseiten häufig geschindelt blieben, veränderten sich die Hauptfassaden; sie wurden vertäfert, Holzverkleidungen verschnörkelt. Später strich man die Häuser zum Teil mit heller Ölfarbe; um das Holz zu schützen, damit sie nicht so aufheizten, oder um vornehmer zu wirken – man weiss es nicht genau. Wo noch heute im Hinterland sattere Farben wie Ocker oder Grün zu sehen sind, präsentierten sich die Appenzellerhäuser im Vorderland eher bleich. Praktisch unverändert blieb hingegen die Struktur des Strickbaus. Seit einiger Zeit wird wieder an der Entwicklung der Appenzellerhäuser gearbeitet. Dabei versucht man zu kopieren, was sich über Jahrhunderte bewährt hat und schafft Platz für Neues. (pd)

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