Neben dem Kiesweg, der Balgach mit Heerbrugg verbindet, liegt die Fachtestanlage. Der STV Berneck ist am Morgen voll im Schuss, scheint ambitioniert. Die Anfeuerungsrufe der Kolleginnen und Kollegen sind laut, die Gruppe gross. Viel beschaulicher geht es beim STV Rheineck zu: Er stellt ein kleines Grüppchen, Fans sind keine da. Der Einsatz ist gleich gross wie bei den anderen – und die Rheineckerinnen und Rheinecker sind früh fertig. Um gut 11 Uhr ist Zeit, sich ein erstes abkühlendes Getränk zu gönnen.Die einen sind schon fertig, die anderen kommen erst an. Mit Fahnen, Gepäck und Wagen spazieren sie vom Bahnhof daher, die Turnvereine aus Dachsen, Benken, Elgg und Triengen, aus Unterägeri und Zeglingen. «Schön ist, wie das OK darauf achtet, die Gruppen mit längeren Anreisewegen so spät wie möglich starten zu lassen», sagt Jürg Gutzwiller vom TV Zeglingen aus dem Kanton Baselland. Der Verein ist zum ersten Mal im Rheintal und findet das Turnfest «fantastisch».Ähnlich klingt es bei Michael Bühlmann vom TV Triengen aus dem Kanton Luzern. «Die Infrastruktur ist einfach top. Besonders schön ist, dass die Wege zwischen den verschiedenen Sportstätten so kurz sind.» Über 40 Athletinnen und Athleten aus Triengen sind dabei, für sie ist es ein Vereinsausflug.Mit einem eigenen Wagen gekommen ist der Schwyzer STV Unterägeri, darauf ist sogar ein eingebauter Zapfhahn. «Das ist unsere Zentrale, unser Treffpunkt, unser Aushängeschild», sagten René und Spichi, die den Wagen gebaut haben. Und: «Bis 18 Uhr haben wir Alten den Wagen, danach gehört er den Jungen.» Mit einem riesigen Sonnenschirm ist er auffälliger als die Wagen anderer Vereine, er zieht die Leute an, die dann dort ein Getränk bekommen. Generell fällt auf, wie viele Gruppen einen eigenen Wagen mitgebracht haben.Die Anlage in Balgach ist übersichtlich und kompakt – und dennoch kann es vorkommen, dass jemand sich verloren vorkommt. An jeder Ecke findet ein Wettkampf statt, «hält jetzt bitte wieder die 800-Meter-Bahn frei», sagt der Speaker, während Helferinnen und Helfer daneben den Weitsprung-Sand für die nächste Athletin glattbügeln. In der Halle schwingen die Ringturner sich beinahe an die Decke, im Geräteturnzelt ernten die Barrengruppen für ihre minutiös einstudierten Choreografien frenetischen Applaus. Auf der Bahn sind nun die Läuferinnen aus Bülach unterwegs, eine Gruppe Rebsteiner steht daneben und feuert sie unentwegt lautstark an.Den sportlichen Teil des Samstags schliessen die Speerwerfer aus Marthalen ab. Besonders viel Publikum haben die Zürcher nicht. Die meisten haben sich auf den Weg zur Fassstrasse gemacht. Es gibt für alle Spätzli, Rüebli und Geschnetzeltes, einfach und schmackhaft, weit über 3000 Teller gehen über die Theke. Während die einen noch anstehen, sind die anderen deutlich weiter. Zu «An Tagen wie diesen» wünschen sie sich Unendlichkeit; singen mit, stossen an, tanzen auf den Bänken und Tischen.Der STV Balgach hat damit gerechnet. Und versucht schon gar nicht, sie daran zu hindern, das gehört zu einem Turnfest. Aber: Balgach hat Zettel aufgehängt, auf denen «Defekte Festbankgarnitur: 400.-» steht. Vor dem riesigen Festzelt wird die Menge immer grösser, viele sind lieber an der frischen Luft, dort hat das OK eine anlockende Festmeile geschaffen. Und es lässt sich mit den selbst mitgebrachten Wagen und Musikboxen feiern. Die «Konkurrenzmusik» ist da und dort ziemlich laut, aber auch die Livemusik hat viel Publikum.Bis tief in die Nacht dauert das Fest, nein bis zum Sonnenaufgang. Manche schaffen es nicht auf den Campingplatz, den das OK hergerichtet hat. Ein paar Stunden später dröhnt die Musik der Wagen aber nicht mehr so laut durch die Luft. Manche Vereine sind noch beim Bier, andere schon wieder, Lutzenberg erweist sich als ebenso hart im Nehmen wie Tuggen und Bettwiesen. Der Kiosk verkauft aber deutlich mehr Mineralwasser als in der Nacht zuvor. Viel Publikum haben die Staffeln und die Team-Aerobic aus Gams, die Barrengruppe aus Kriessern und die Gerätekombinierer aus Widnau aber doch. Oft brandet warmer Applaus durch die Ränge.In der Mehrzweckhalle sagt OK-Chef Urs Lüchinger, er habe sich kurz zwei Stunden hingeleget, zu mehr habe es nicht gereicht. Er führt durch den Apéro der Ehrengäste und spricht eine Reihe Danksagungen aus. Das Wort hat auch Festwirt Philipp Conrad. Er hat die Lacher auf seiner Seite, berichtet er doch von 5100 grillierten Zack-Zack – «und dann haben wir nochmals 100 Kilo Fleisch spontan zugekauft.» Pommes frites gab es deutlich über eine Tonne. Die Gäste staunen, ihnen wird bewusst, in welchen Dimensionen hier gearbeitet wird.Einige Stunden später gehen der Wettkampftag und das Rheintaler Turnfest zu Ende. Der STV Balgach hat «den Löwen geweckt», wie Urs Lüchinger sagt. Der Verein hat Emotionen vermittelt, den Sportsgeist gelebt, die Geselligkeit zelebriert. Und mit ihm Gäste aus der ganzen Schweiz. Es war ein Fest, das dem Rheintaler Sport gut tut.21