23.04.2021

Ein Eldorado für Hauseigentümer

Im Rheintal leben besonders viele Menschen im eigenen Haus – mehr als fast überall sonst im Kanton.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Der Wand von heute auf morgen eine neue Farbe verpassen, die Kinder im Garten toben lassen oder in der Stube mit Freunden feiern bis in die Morgenstunden: Das Eigenheim bietet viele Freiheiten. Freiheiten, die im Rheintal zahlreichen Menschen ein Anliegen zu sein scheinen. Verglichen mit anderen Regionen leben hier nämlich überdurchschnittlich viele im eigenen Haus. In Zahlen ausgedrückt sind es rund vier von zehn Haushalten, die sich für diese Wohnsituation entschieden haben –  im kantonalen Schnitt nur drei. Mit knapp 45 Prozent ist die Quote einzig im Toggenburg höher als im Rheintal. Ähnlich hoch wie hier ist sie im Wahlkreis Werdenberg (39,3 Prozent), am tiefsten in St. Gallen (16,9 Prozent). Eichberg belegt den SpitzenplatzDie Zahlen, die sich auf den Zeitraum 2017 bis 2019 beziehen, gehen aus der Strukturerhebung des Bundesamtes für Statistik hervor. Diese legt auch offen, in welchen Gemeinden das Eigenheim am populärsten ist. Die bevölkerungsärmste Gemeinde Eichberg sticht dabei nicht nur im Rheintal hervor, sie liegt mit einer Quote von 64,2 Prozent sogar im Kanton auf Rang zwei, direkt hinter Niederbüren. In der Region wird Eichberg gefolgt von Oberriet (53,7 Prozent) und Rüthi (49,2 Prozent). Am anderen Ende der Skala befinden sich St. Margrethen (28,4 Prozent) und Au (29,9 Prozent). Es sei naheliegend, dass sich das Rheintal auch in der Statistik als Einfamilienhaus-Hochburg offenbare, sagt die Widnauer Immobilienunternehmerin Andrea Cristuzzi: «Auf dem Land haben sich Einfamilienhaussiedlungen ausgedehnt, weil die Zonierung dies bis anhin zugelassen hat.» Mit dem neuen Raumplanungsgesetz dürfte sich das ändern: «Weil der Schwerpunkt auf der Verdichtung liegt und kein neues Bauland eingezont werden kann, wird das Land knapper – somit müssen auch die Gemeinden in die Höhe wachsen anstatt in die Fläche», erklärt Cristuzzi. Was den Markt angehe, so sei das Angebot an Einfamilienhäusern in der Region aber noch vorhanden, sagt die Immobilienexpertin. «Die Einfamilienhauspreise sind auch im Rheintal in den letzten Jahren sehr stark gestiegen, aber im schweizweiten Vergleich nach wie vor unterdurchschnittlich.»Nachholbedarf bei EigentumswohnungenNicht an der Spitze, sondern auf den hinteren Plätzen befindet sich das Rheintal in Sachen Stockwerk- und Wohnungseigentum. Gerade einmal 7,9 Prozent der Haushalte wählten diese Wohnsituation. Das liegt unter dem kantonalen Schnitt (10,8 Prozent) und ist damit ähnlich tief wie in den Wahlkreisen Werdenberg (7,7 Prozent) und Toggenburg (7,1 Prozent). Eine Eigentumswohnung am See scheint attraktiver zu sein, denn in den Wahlkreisen See-Gaster und Rorschach sind die Quoten mit 14,9 respektive 14,3 Prozent fast doppelt so hoch. Das sei historisch bedingt, interpretiert Andrea Cristuzzi: Urbanere Regionen seien schon früh stark gewachsen und waren gezwungen, dicht zu bauen. Es seien mehr Mehrfamilienhäuser entstanden, darunter solche mit Eigentumswohnungen. «Im Rheintal gibt es diesbezüglich Nachholbedarf, was sich in den steigenden Preisen spiegelt.»Dass sich in den letzten Jahren in einigen Gemeinden schon etwas getan hat, stelle man vor allem in Diepoldsau und Widnau fest: Nicht nur Überbauungen schiessen hier aus dem Boden, auch die Einwohnerzahlen steigen und die Stockwerk- und Wohnungseigentums-Quote nähert sich jener des Kantons an.Hinweis Die Ergebnisse sind Hochrechnungen und deshalb als Schätzungen zu interpretieren.

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