Beni BruggmannNehmen wir das Positive aus diesem unfreundlichen Fussballabend auf dem Bützel in Staad an den Anfang. Die Frauen von St. Gallen-Staad erreichen zwar nur ein Unentschieden, sind aber nach 13 Spielen das einzige Team in ihrer Liga, das noch nie verloren hat.Das Einlaufen vor dem Spiel gegen Schlieren bietet ein schönes Bild. Auf dem grellgrünen Kunstrasen wärmen sich die Frauen in blauen Jacken und weissen Hosen auf. Lockeres Laufen, Gymnastik, viele Ballberührungen, ein rassiges Spiel «5 gegen 5», alles läuft reibungslos und intensiv ab, überwacht vom Trainerduo in schwarzen Regentrainern. Dieses Duo ist neu. Die Kinder spielen wie der Vater früher in der OffensiveAm 1. Januar haben die beiden ihr Amt angetreten. Trainer ist Ueli Heeb, A-Diplom, ein 53-jähriger Geomatiker mit langer Erfahrung im Trainermetier. Assistenztrainerin ist Silvia Heeb, Diplom B+, mit Erfahrungen als Spielerin in der Nationalliga B und als Trainerin im Nachwuchsbereich. Seit dem Jahr 2000 sind die beiden verheiratet. Sie wohnen in Wetzikon in der Thurgauer Gemeinde Thundorf. Erstmals führen sie gemeinsam eine Mannschaft. Familie Heeb und der Fussball, die gehören zusammen. Silvia und Ueli haben sich beim Sport kennengelernt, bei den Kickers Thundorf, wo das Jassen mindestens so wichtig war wie das Fussballspielen. Heute gehören auch Ramon (17), Sarina (15) und Leandro (13) zur Familie. Sie alle spielen begeistert Fussball, am liebsten im offensiven Bereich wie der Vater früher. Im Gegensatz zur Mutter. Sie war damals, als sie bei Etoile Carouge in Genf zum Nationalliga-B-Team gehörte, hinterste Feldspielerin. Libero nannte man diese Position, die inzwischen aus der Mode gekommen ist.Ein Libero hatte immer die beste Übersicht. Es scheint, dass Mutter Silvia die Libero-Qualitäten in den Alltag mitgenommen hat: Sie garantiert im Hintergrund, dass das «Fussball-Unternehmen Heeb» mit den täglichen Fahrten zu den Trainings und Spielen nach Wil, St. Gallen und Staad reibungslos funktioniert.Nun ist das Ehepaar also in der Nationalliga B gelandet und trainiert viermal pro Woche. «Nach den Mittagessen bereiten wir daheim gemeinsam das Training vor», sagt Ueli, «und auf der Hinfahrt haben wir nochmals Zeit, um darüber zu sprechen.»Im Training gibt es keine Hierarchie, da sind beide gleichberechtigt. Er übt mit einer kleinen Gruppe den Abschluss, sie führt mit den restlichen Spielerinnen technische Übungen durch. «Frauen hinterfragen Übungen mehr als Männer. Sie wollen das Ziel der Übung genau wissen», sagt Silvia. Nach dem Training geht es heimwärts. «Es gibt an einem Trainingsabend viele Beobachtungen, die sich zu einem Gesamtbild fügen. Diese tauschen wir auf dem Heimweg aus», sagt die Trainerin.Talentierte Spielerinnen in der Ostschweiz haltenUeli Heeb hat ein grosses Ziel: «Die Talente aus der Ostschweiz sollen nicht nach Zürich und Basel abwandern. Sie müssen bei uns beste Ausbildungsmöglichkeiten bekommen.» Das ist seine Aufgabe bei St. Gallen-Staad, das sich auf diese Saison hin aus den früher rivalisierenden Vereinen Staad und St. Gallen gebildet hat.Aber er weiss auch: Wenn diese Gleichung aufgeht, muss sein Team in der Nationalliga A spielen. Der Aufstieg ist deshalb fast ein Muss. Und genau aus diesem Grund wird ihn das ideen- und harmlose Spiel seiner Frauen gegen Schlieren mehr geärgert haben, als er es sich anmerken liess.Frauen, Nationalliga BSt. Gallen-Staad – Schlieren 0:0Bützel – 200 Zuschauer. SG-Staad: Oertle; Christen (46. Schärer), Iseli, Göppel, Böni; Fässler, Egger (64. Peter), Bischof, Riesen (73. Brecht); Stilz, Beerli.Schlieren: Schmitter; Dreyer, Wistel (69. Miotti), Aschwanden, D. Bonito; S. Bonito, Schürmann, Radulovic (90. Studer), Garcia; Rohr (85. Beständig), Kälin.Gelbe Karten: 62. Wistel, 85. Peter.Weitere Resultate: Walperswil – Worb 1:5, Kloten – Aïre-le-Lignon 2:1, Derendingen – Therwil 0:0. Rangliste: 1. Worb 12/23, 2. St.Gallen-Staad 13/23, 3. Servette Chênois 12/21, 4. Therwil 12/16, 5. Zürich U21 11/14, 6. Schlieren 13/14, 7. Derendingen 12/13, 8. Kloten 12/8, 9. Aïre-le-Lignon 13/8, 10. Thun 12/7, 11. Walperswil 12/7.