07.01.2022

Ein Dorf verändert sich markant

Das Dorf Altenrhein steht vor einem Entwicklungsschub, wie es ihn zuvor noch nie gegeben hat.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Eine massgebliche Veränderung erfährt der Dorfkern, wo die St.Galler Fortimo Invest AG 55 Wohnungen erstellt. Dazu kommen ein Restaurant und ein Dorfplatz. Der im Baurecht abgegebene Boden gehört der Ortsgemeinde, die das Restaurant von der Fortimo Invest pachten wird.An vielen Orten wird derzeit Wohnraum erstelltDas ist aber bei weitem nicht alles. Auf dem kleinen Rundgang mit dem in Altenrhein aufgewachsenen Leiter der Postagentur, Felix Bischofberger, stechen gleich nach dem Abbiegen in Richtung See zwei neue Mehrfamilienhäuser mit insgesamt zehn (bezogenen) Wohnungen ins Auge. An der Mennstrasse ist ein Einfamilienhaus im Bau, an der Ilgenstrasse entstehen ein Doppel-Einfamilienhaus und eine Zusatzetage, am Schilfgraben wird bald ein Zehnfamilienhaus in die Höhe wachsen. [caption_left: Felix Bischofberger kennt das Dorf als ehemaliger Gemeinderat und als Postagenturleiter besonders gut. Er präsidiert zudem die katholische Kirchgemeinde, die eine grössere Parzelle besitzt und in naher Zukunft neu nutzen möchte.]Rechnet man zusammen, kommt man auf gut zwei Dutzend Wohneinheiten. Summa summarum bekommt das Dorf über 80 neue Wohnungen. Von dem vielen neuen Raum auf Ortsgemeindeboden sind 80 Prozent vor der Fertigstellung bereits vermietet, wie die Firma Fortimo Invest bestätigt.In 25 Jahren stieg die Einwohnerzahl um 160Die Einwohnerzahl des politisch zu Thal gehörenden Dorfs ist in der Vergangenheit eher bescheiden gewachsen. Vor 2017 brachte ein Vierteljahrhundert ein Plus von etwa 160 Einwohnern und Einwohnerinnen; das durchschnittliche Wachstum pro Jahr lag bei ziemlich genau einem Prozent.In den letzten vier Jahren ging es ähnlich weiter; statt 813 im Jahr 2017 leben nun 848 Menschen in Altenrhein. Es bedarf keiner besonderen Vorstellungskraft, um die Bedeutung des nun dazu kommenden Wohnraums zu ermessen.Felix Bischofberger, dessen Vater Erwin schon für die Post tätig war (damals als Posthalter), macht denn auch gleich eine Bemerkung zur Infrastruktur, die selbstverständlich mitzuhalten habe. Entspannt sieht Schulpräsidentin Miriam Salvisberg nach vorn. Man habe die Entwicklung früh im Blick gehabt und sei gut vorbereitet. Nach der Aufstockung vor acht Jahren verfüge man über eine gewisse Raumreserve. Einen grossen Zuwachs an Familien mit Kindern erwarte man nicht, weil am neuen Dorfplatz vor allem kleinere und nur wenige Viereinhalb-Zimmer-Wohnungen entstünden.Das wohl grösste (wenn nicht einzige) Problem in Altenrhein ist der Parkplatzmangel. Für die Badi muss man keine Werbung machen, die «quillt vor Besucherinnen und Besuchern über», sagt Urs Fuchs, der Ortsgemeindepräsident. Ganz unabhängig von der Badi wurde ein Bedürfnis nach deutlich mehr Parkplätzen mehrfach geäussert. Ob der Flughafen für seine Gäste, die Ortsgemeinde für Bootsplatzmieter oder die Firma BWB mit ihrem (auch nächtlichen) Schichtbetrieb - sie alle haben ein Interesse an mehr Abstellfläche.Ein Parkhaus-Projekt ist erst mal zurückgestelltAuf der BWB-Investitionsliste ist eine Parkgarage aufgeführt, doch wurde ein Projekt coronabedingt zurückgestellt. Geschäftsleiter Norbert Gächter sagt, natürlich sei ein solches Bauvorhaben gut mit dem wirtschaftlichen und politischen Umfeld abzustimmen. In Gächters Vorstellung könnte ein Parkhaus 180 Parkplätze haben. Bei BWB arbeiten knapp 120 Personen, vor allem an den Wochenenden stünden dem Dorf sodann reichlich Parkplätze zur Verfügung. Das Unternehmen ist dem Dorf auch insofern verbunden, als es für die Kühlung Wasser aus dem Bodensee bezieht und der politischen Gemeinde im Gegenzug ab August Abwärme liefern wird. Die entsprechenden Leitungen sind schon verlegt.Bauland in Hülle und FülleFür weitere Entwicklungsschritte ist das Dorf mit reichlich Boden gesegnet. Zentral gelegene Landreserven der Ortsgemeinde umfassen 3300 Quadratmeter. Einen starken Trumpf haben die politische Gemeinde und das Dorf Altenrhein mit der ehemaligen Föhnpiste; nur 250 Meter ist sie vom Dorfkern entfernt. Das Grundstück gehörte einst der Swissair und wurde 2010 von der SAirGroup (in Nachlassliquidation) erworben. Die Bürgerschaft der Gemeinde Thal genehmigte den Kauf mit einer Dreiviertelmehrheit. [caption_left: Die Gemeinde konnte 2010 diese grosse Wiese kaufen, die einst der Swissair gehörte.]Für gut 4,23 Mio. Franken erhielten die politische Gemeinde und die Ortsgemeinde Altenrhein ein Grundstück, das mit seinen 15722 Quadratmetern die Grösse von zwei Fussballfeldern übertrifft. Bei einem Quadratmeterpreis von 275 Franken lässt sich aus heutiger Sicht von einem Schnäppchen sprechen.Dank dieses Grundstücks ist die Entwicklung in Altenrhein langfristig steuerbar. Dass zuerst das zentrumsnahe Land zu überbauen ist, erachtet Ortsgemeindepräsident Urs Fuchs als selbstverständlich. Kirchgemeinde hat FischerhausDie Katholische Kirchgemeinde, die der ehemalige Gemeinde- und Kantonsrat Felix Bischofberger präsidiert, besitzt am Fischerweg eine Parzelle mit uraltem Fischerhaus. Gut 2000 Quadratmeter misst dieses Grundstück. Im Kirchenverwaltungsrat ist eine Diskussion über die künftige Nutzung im Gange - darüber, was möglich und sinnvoll ist. Das Nachbargebäude steht unter Schutz, das Fischerhaus nicht. Der Kirchgemeinde sei der Ortsbildschutz jedoch sehr wichtig, sagt der Präsident. Es ist die Absicht, das Land im Baurecht abzugeben, und das Ziel, bis 2023 die künftigen Nutzungsmöglichkeiten zu klären und im Jahr darauf einen Entscheid zu fällen.

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