23.02.2021

Ein Dorf ohne eigene Ortstafeln

Die Ortsgemeinde Eichenwies hat drei Wünsche, die – grossteils zu ihrem Bedauern – unerfüllt bleiben.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Es geht vor allem um die eigene Bedeutung, die Wahrnehmung von Eichenwies als Dorf. Anders als die ebenfalls zur Gemeinde Oberriet gehörenden Dörfer Kobelwald, Kriessern und Montlingen hat Eichenwies das Pech, mit dem (politisch namensgebenden) Dorf Oberriet zusammengewachsen zu sein.Das Rothus liegt im Zentrum von EichenwiesWie sehr Eichenwies und Oberriet inzwischen verschmolzen sind, ist bei Wikipedia unter «Eichenwies» gut zu sehen. Auf der hier abgebildeten Karte sind nur Kobelwald, Kriessern und Montlingen als eigene Dörfer erkennbar.Von allen Einwohnerinnen und Einwohnern der Politischen Gemeinde Oberriet lebt rund ein Fünftel in Eichenwies. Das im ganzen Tal bekannte «Rothus» (einst Sitz der Gemeindeverwaltung, heute aber ein Museum) würden wahrscheinlich die meisten Rrheintalerinnen und Rheintaler Oberriet zuordnen; es steht aber «im Zentrum von Eichenwies», wie ebenfalls bei Wikipedia zu lesen ist.Ein Dorf ohne eigene OrtstafelnEin erster von drei Eichenwieser Wünschen war an der letzten Bürgerversammlung vorgebracht worden. Beklagt wurde das Fehlen von Ortsschildern zwischen Oberriet und Eichenwies mit der Bezeichnung Eichenwies. Oberriets Gemeindepräsident Rolf Huber kam persönlich an eine Verwaltungsratssitzung der Ortsgemeinde Eichenwies, um alle Gegenargumente darzulegen.Im Amtsbericht der Ortsgemeinde sind die Argumente aufgeführt. Eine zusätzliche Ortstafel, heisst es, könnte verwirren, weil Oberriet und Eichenwies, wie gesagt, längst verschmolzen sind. Weil ausserdem zu jeder Tafel bei der Ortseinfahrt noch eine zweite bei der Dorfausfahrt gehöre, würde «ein grosses Durcheinander» befürchtet.Auch die offizielle Postadresse von Eichenwies spreche gegen die Ortstafeln, meint der Gemeinderat. Wer in Eichenwies zu Hause ist, bekommt die Post nicht nach 9463 Eichenwies, sondern nach 9463 Oberriet geschickt.Dorfname ist auf dem Plan nicht zu findenAuch im Gemeindeplan fehlt die Bezeichnung Eichenwies. Das wird zum Teil als umso störender empfunden, als einzelne Weiler erwähnt sind, der Name Eichenwies, obschon der Name eines Dorfes, hingegen nicht.Der Grund ist wieder der, dass «eine strikte Trennung gar nicht möglich ist», wie die Ortsgemeinde im Amtsbericht schreibt. Schlimmer noch: Es existiert kein Plan mit klaren Eichenwieser Grenzen. Nur ein alter Schulgrenzenplan sei verfügbar, aber dieser «stimmt nur halbwegs mit der aktuellen Situation überein».Weder die Kantonale Vermessungsbehörde des Baudepartements St. Gallen noch das Ingenieur- und Geometerbüro FKL & Partner AG hätten dem Rat in dieser Sache weiterhelfen können, sagt Ortspräsident Philipp Kluser, der für jeden Hinweis zu einer allfälligen Klärung dankbar wäre.Kameras abgelehnt, weil «unverhältnismässig»Ein drittes Anliegen der Ortsgemeinde fand im Gemeinderat ebenfalls kein Gehör. Wegen wiederkehrender Verunreinigungen auf dem Grundstück des Ortsgemeindesaals hätte die Ortsgemeinde zwei Videokameras installieren wollen. Das entsprechende Gesuch hat die Gemeinde Oberriet zurückgewiesen.Nach Ansicht des Gemeinderates ist die Überwachung unverhältnismässig. Die Verschmutzung sei in einem Rahmen, der noch keine Kameras rechtfertige. Die Ortsgemeinde hat das «momentan so akzeptiert», sie sieht es aber anders. Die von der Ortsgemeinde beauftragte Reinigungskraft sei «sicher zwei Stunden pro Woche» am Putzen, weil Abfall konsequent liegengelassen werde, sagt Philipp Kluser. Auch Beschädigungen habe es gegeben, eine zerkratzte Fassadenplatte sei noch auszuwechseln. Die Ortsgemeinde habe nichts gegen den Aufenthalt junger Menschen auf ihrem Areal, erklärt der Präsident, im Gegenteil. Die Ortsgemeinde stört aber der liegengelassene Abfall, den jeweils wegzuräumen doch möglich sein müsste, wie Kluser bemerkt.Derzeit «fehlen die finanziellen Erträge»Anders als eine reiche Ortsgemeinde müssen die Eichenwieser pingelig auf ihr Geld achten. Fast schon alarmierend liest sich der im Amtsbericht zu findende Satz: «Der Ortsgemeinde fehlen derzeit finanzielle Erträge.» Im Gegensatz zu anderen Ortsgemeinden besitzen die Eichenwieser weder Bauland noch stattliche Immobilien. Die Haupteinnahmequellen sprudeln sehr bescheiden und sind schnell aufgezählt. Der Ortsgemeindesaal und eine Wohnung bringen Mieterträge und der dem Allgemeinen Hof Oberriet verpachtete Wald einen ebenfalls kleinen Ertrag. Damit hat es sich im Wesentlichen schon.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.