21.10.2022

Ein Dorf denkt über sich selbst nach

Wie sieht das Kriessern der Zukunft aus? Bald leben 2000 Menschen im Dorf. 61 Interessierte trugen am Donnerstag Ideen zusammen und diskutierten eifrig.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Die Ortsgemeinde erfüllte mit der Veranstaltung den an der Vorversammlung gefassten Auftrag, einen Workshop durchzuführen. Bald 2000 Einwohnerinnen und Einwohner hat das Dorf. Als Präsident Hugo Lan­genegger vor vier Jahrzehnten zur Schule ging, waren es zwölf- bis dreizehnhundert. Seit einem Jahrzehnt wächst Kriessern jährlich um 30 bis 50 Personen.Idealbild von Kriessern gezeichnetDer Workshop fand im Saal des «Sternen» statt – und somit in jenem Gebäude, das die Ortsgemeinde vor einigen Jahren gekauft hat. Unter den Teilnehmenden war der in Kriessern lebende Oberrieter Gemeinderat Dominic Graber, der zur Kenntnis nehmen konnte, dass es viele Wünsche gibt. Aber eben: Der Gedanke an Geld sollte (noch) keine Rolle spielen. Es ging da­rum, mit Anregungen, Ideen sowie drängenden Bedürfnissen ein Idealbild von Kriessern zu zeichnen – wie ein schönes Puzzle aus ganz vielen Teilen. Dabei war der Blick vor allem auf die grossen Würfe, also weniger auf Nebensächlichkeiten auszu­richten. Besonders viel hatte Damian Hutter aufzuschreiben. Der Ortsverwaltungsrat wirkte als Moderator beim Thema Verkehr. Seine Amtskollegin und -kollegen behandelten mit jeder der fünf Zwölfergruppen die Themen Wohnen (Hugo Lan­genegger), Freizeit (René Hutter), Kultur (Barbara Wiesner) und Arbeit (Daniel Langen­egger).Dem Wäldli steht Aufwertung bevorLiessen sich alle Vorschläge verwirklichen, würde Kriessern zum Paradies. Doch schon mit ein paar wenigen Verbesserungen wäre die Aufwertung beachtlich. Insofern hat sich der Workshop gelohnt. In mancher Hinsicht tut sich auch schon etwas. Beispiel Kriessner Wäldli: Das Dauerthema (oder Dauerärgernis) beschäftigt die Ortsgemeinde bereits. Hugo Langen­egger sagte, auch wegen des Eschentriebsterbens sei man dabei, zusammen mit dem Förster ein Konzept zu erarbeiten, das eine Veränderung zum Positiven bewirke, unter anderem mit der Verbesserung und Erweiterung der Bikerstrecke.Auch die Attraktivität der Kilbi sei ein Thema. Weil beliebte Bahnen am Kriessner Kilbitermin nicht verfügbar sind, soll an der nächsten Terminsitzung mit den Vereinen die Verschiebung auf ein neues Datum erörtert werden. Aber wie gesagt: Der Anlass galt den grossen Themen. Etwa dem Verkehr, der durch das Dorf rollt. Zu viel, war man sich einig; all der Schwerverkehr und die Traktoren! Man hätte gern eine Umfahrung. Ein besserer Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmenden sowie eine befriedigende Verkehrssituation im Bereich Zoll-Schützenwiese-Autobahn sind ebenfalls vordringliche Wünsche.Immer wieder sahen sich Teilnehmende überrascht. Mit Hinweisen wie diesem: Ein wertvoller Wander- und Fussweg nach Altstätten und Rebstein fehlt. Manch einer überlegte kurz … – tatsächlich! Ausser der Verbindungsstrasse und der Ochsengasse weit entfernt vom Dorfkern gibt es nichts.Der nur gekieste Veloweg stört viele, und der Wunsch nach guten Busverbindungen in Richtung Widnau, Diepoldsau scheint ebenfalls ein verbreitetes Anliegen zu sein.«Hätte gern auch später noch Läden im Dorf»Obschon Kriessern «nicht städtisch unterwegs» sei, sondern seinen Dorfcharakter wahren solle, wie es hiess, wurde mehrfach bedauert, dass es praktisch kein Gewerbeland mehr gebe. Eine junge Kriessnerin «hätte auch nach ihrer Pensionierung gern noch Läden im Dorf», auch andere sähen das Zentrum sehr gerne gestärkt. Die Erhaltung von kleineren Plätzen (anstelle des Zubetonierens) gehört dazu.Spielplätze (mit Sonnensegel) sind ebenso ein Wunsch wie ein Allzweckplatz, zudem eine ausgeprägte Familienfreundlichkeit, also Kinderbetreuung und Mittagstisch, aber auch die Bereitschaft, die Kriessner Vereine mit einer wohlwollenden Grundhaltung zu unterstützen, also eine grosse Stärke Kriesserns bloss nicht preiszugeben. Auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Schule wurde angeregt.Masterplan zuhanden der BürgerversammlungWas geschieht nun mit dem ungeordneten Ergebnis dieses Workshops? Hugo Langenegger sagt, die vielen Vorschläge würden zu einer Art übersichtlichem Masterplan für die nächsten fünf bis zehn Jahre zusammengetragen. Diesen bekomme die Bürgerschaft an der Bürgerversammlung im Frühling vorgestellt.

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