20.06.2018

Ein Buch über den Namen Dietsche

Während rund 30 Jahren erforschte Georg Dietschi die Geschichte der «Dietschis» und der «Dietsches». Am Sonntag präsentiert er die Stammbäume und ein neues Buch über das Rheintaler Geschlecht.

Von Ralph Dietsche
aktualisiert am 03.11.2022
Der Name Dietschi stammt ursprünglich aus Schwyz. In die Ostschweiz verpflanzt wurde er durch Kaspar Dietschi, dem Landmann und des Rats zu Schwyz, im Jahre 1564. Damals nahm er die Arbeit als Hofschreiber zu Rorschach auf und wurde zwei Jahre später in die Stadthalterei St. Gallen berufen. Von 1569 bis 1598 war Kaspar Dietschi äbtischer Vogt auf Schloss Blatten. Dies alles und noch weit mehr über die Geschichte der «Dietschis» und der «Dietsches» hat Georg Dietschi durch seine Recherchen herausgefunden. Seit rund 30 Jahren beschäftigt sich der heute 71-Jährige intensiv mit der «Dietsche»-Chronik. Diese hat er nun für Interessierte und die Nachwelt in einem 368-seitigen Buch zusammengefasst und niedergeschrieben. Parallel dazu entstanden umfassende Stammbäume der Kriessner, Harder und Oberrieter Dietsches. «Die Stammbäume der Kriessner und der Harder Dietsches sind je zwölf Meter lang», erklärt der Buchautor. Inzwischen hat Georg Dietschi über 1200 Nachkommen von Kaspar Dietschi erfasst. Die angeheirateten Ehepartner sind nicht mitgezählt.  Unterschiedliche Schreibweise Obwohl alle Rheintaler «Dietsches» denselben Stammvater haben, schreiben sie sich sehr unterschiedlich. Die häufigste Schreibung ist heute «Dietsche». Bei den Recherchen ist Georg Dietschi aber auch auf Schreibweisen wie Dietschi, Dietschj, Dietschy, Tietschi, Dietzi sowie Dieci gestossen. Die heutige Namensschreibweise «Dietsche» wurde erst ab 1875 mit der Einführung der Zivilstandsämter vereinheitlicht. Vorher und zum Teil noch bis Anfang 1900 wurde der Name durch die Pfarrherren nach ihrem Gehör in die Tauf-, Ehe- und Sterberegister eingetragen. Georg Dietschi selber schrieb sich anfangs mit «i», musste seinen Namen dann auf «Dietsche» abändern, als er sich auf eine Stelle beim Zoll bewarb und durfte diesen vor einigen Jahren durch einen Regierungsbeschluss wieder hochoffiziell auf «Dietschi» zurückändern. Georg Dietschi lacht: «Einzig meine militärische Erkennungsmarke lautete ständig auf Dietschi.» Die Schreibweise habe also nichts mit der Konfession oder dem Zweig zu tun. Es sei heute sogar so, dass sich Mitglieder aus derselben Familie unterschiedlich schreiben.  Engagierte Bürger Was einem beim Lesen der Familienchronik besonders auffällt, ist, dass sie nicht nur die Facetten der verschiedenen Familienmitglieder widerspiegelt, sondern auch einen beachtlichen Teil der Oberrieter Dorfgeschichte und der Geschichte des Rheintals beinhaltet. Denn seit der Übersiedlung des Stammvaters Kaspar Dietschi von Schwyz nach Oberriet bekleideten viele Nachkommen bedeutende Ämter. Bereits Johannes Dietsche, der Sohn des Stammvaters, trat in dessen Fussstapfen und war ab 1598 Obervogt von Blatten. Seiner Ehe mit Barbara Brueder entsprangen vier Söhne. Der älteste von ihnen erlangte als «Ammann Hans» – wie ihn der Volksmund nannte – einen zweifelhaften Ruf. Er war Hofammann zu Oberriet sowie Quartierhauptmann der Höfe Oberriet, Rüthi und Lienz. «Hans Dietschi muss ein intelligenter und sprachgewandter Mensch gewesen sein und dürfte zur damaligen Zeit zu den reichsten Rheintalern gehört haben», weiss Georg Dietschi aus seiner Recherchearbeit zu berichten. Der Reichtum wurde ihm letztendlich zum Verhängnis: Am 12. Februar 1655 wurde er in der Au beim Schloss Blatten enthauptet. Dies nur eine Episode aus der Familienchronik, die bis nach Deutschland und Österreich greift. Dort wurde gemäss Recherche von Georg Dietschi 1885 Ferdinand Dietschy von seiner Majestät Kaiser Franz Joseph von Österreich in den Adelsstand erhoben und kann sich seither «von Dietschy» schreiben.  Unternehmer und Sportler Der Name Dietsche ist heute im Rheintal noch fest verankert und den meisten wegen dem Strassen- und Tiefbaugeschäft, den Montageprofis oder dem Caravan Camping bekannt. Sportinteressierte dürften sich zudem an die olympische Bronzemedaille von Ringer Hugo Dietsche erinnern, die er 1984 in Los Angeles gewann, oder an Edgar Dietsche, der 1987 an der Vierer-Bobweltmeisterschaft in St. Moritz ebenfalls Bronze holte. Buchvorstellung in Kriessern: Der heute in Rekingen AG lebende Buchautor und Chronist Georg Dietschi stellt am kommenden Sonntag, 24. Juni, in Kriessern die Dietschi(e)-Geschichte und die verschiedenen Stammbäume vor. Beginn des Dreh-Orgel-Konzerts mit anschliessender Präsentation ist um 17 Uhr in der Pfarrkirche Kriessern. Der Eintritt ist kostenlos. Das Buch in limitierter Auflage kann vor Ort gekauft werden.

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