17.04.2020

Ein Brutplatz mit unverbaubarer Aussicht

Spezielle Nisthilfen, die nur von unten angeflogen werden können, sollen den Alpensegler nach Oberriet locken.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Am Betonwerk Sieber bei Oberriet hat der Höhenarbeiter Roland Thür aus dem Weiler Hard vor kurzem in schwindelerregenden 40 Metern über Boden Nistkästen für Alpensegler montiert. «Segler ähneln Schwalben, sind aber grösser und fliegen deutlich schneller und wendiger als jene», erklärt Roger Dietsche. Der Kriessner verantwortet ein Projekt der Gemeinde Oberriet zur Förderung von zehn Vogelarten, die in der Gegend selten geworden sind oder hier seit langem gar nicht mehr vorkommen.Monatelang in der Luft, ohne zu landenMauersegler und Alpensegler sind faszinierende Vögel. Sie sind an das Leben in der Luft angepasst, wie kaum eine andere Vogelart: «Segler können monatelang fliegen, ohne auch nur ein einziges Mal zu landen», meint Dietsche begeistert. Nachts stiegen sie in die Höhe auf, bis 2500 Meter über Meer, und verweilten dann im Gleitflug. Angenommen werde, dass dabei eine Hirnhälfte schlafe, während die andere den Flug steure.Relativ häufig ist im Projektgebiet der Mauersegler. Der Bestand in Oberriet wird auf 150 Brutpaare geschätzt, jener in Montlingen auf 100 Brutpaare. Vom grösseren Alpensegler kennt man hingegen keine Bruten in der Gemeinde. Die nächsten bekannten Kolonien sind am Ellhorn über dem Rhein bei Balzers, in Bregenz und in St. Gallen. Die Verteilung lässt immerhin hoffen, dass im gerade mitten im Dreieck der drei Orte liegenden Oberriet eine weitere Kolonie möglich wäre. Ob ein Druck auf die Kolonien bestehe, neue Populationen zu gründen, sei allerdings nicht bekannt, sagt Roger Dietsche. Die montierten Nisthilfen seien deshalb als Pilotversuch zu verstehen.Es sind keine Vogelhäuschen, wie manche sie aufhängen, um etwa Finken oder Meisen zu helfen. Solche würden dem Alpensegler gar nichts nützen. In der Natur ist er auf hohe, steile Felswände mit witterungsgeschützten Nischen, Spalten oder Grotten angewiesen. Der freie Zu- und Abflug sei entscheidend, heisst es in der Projektdokumentation. In Frage kommen auch Nischen an hohen Gebäuden. Roger Dietsche und sein Projektteam denken deshalb, dass die Türme des Betonwerks für den Alpensegler als Nistort attraktiv sein könnten. Die dort montierten Nistkästen werden von unten angeflogen und können darum nur von Seglern genutzt werden. Weitere dieser speziellen Nisthilfen wurden in der Felswand Unterkobel in rund 110 Metern Höhe über der Deponie König montiert.Die Inhaber sowohl des Betonwerks als auch der Deponie sind zusammen mit anderen Unternehmen, Körperschaften und Vereinen Sponsoren des auf fünf Jahre angelegten Artenförderungsprojekts. Weitere Vogelarten, die gefördert werden, sind Dohle, Gartenrotschwanz, Kiebitz, Mauersegler, Mehlschwalbe, Turmfalke, Wendehals und Wiedehopf. Erst vor kurzem wurde zudem am Zapfenbach an zwei Stellen die Böschung so präpariert, dass sie dem Eisvogel als Brutwand dienen kann.Hinweis: Mehr zum Projekt hier.

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