23.02.2018

Ein Biber in der Rückhaltegrube

Das Retentionsbecken im Baffles soll bei Hochwasser die Entwässerung in den Kesselbach regulieren. Doch nun staut hier ein Biber das Wasser. Stadt und Wildhut schauen, dass er es damit nicht übertreibt.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max TinnerJetzt hat auch Altstätten einen Biber. Er hat es sich in den Gruben am Ende der Mittleren Baffles­strasse gemütlich gemacht, die vom Fussballplatz Grüntal aus erst parallel zum Industriegebiet und dann ins Riet hinaus verläuft. Man könnte die Gruben für ehemalige Torfstichgräben halten. Doch das sind sie nicht.Altstätten bereitet das Wasser nämlich nicht erst seit den Stadtbachüberschwemmungen der letzten Jahre Sorgen. Schon zuvor gab es Probleme. Am Siedlungsrand zum Riet hin etwa kam es immer wieder zu einem Rückstau im Bafflesgraben, wenn der Kesselbach Hochwasser führte. Das führte in diesem Gebiet immer wieder zu Überflutungen. Darum hat man im Jahr 2000 die beiden Gruben und weiter unten am Bafflesgraben noch zwei lang gezogene weitere ausgehoben. Es sind sogenannte Retentionsbecken . . . Rückhaltebecken, die bei hohem Wasserstand die Entwässerung regulieren.Diese Funktion haben sie noch immer. Erst 2014 wurden die oberen Becken ausgebaggert, um Auflandungen seit dem Bau der Anlage zu korrigieren und das ursprüngliche Rückhaltevolumen wiederherzustellen, sagt Karl Segmüller, der Leiter der Unterhaltsdienste der Stadt Altstätten. Die Melioration der Rheinebene hat dies 2011 an den unteren Becken ebenfalls getan.Ums aufgestaute Volumen weniger RückhaltekapazitätNun hat der Biber aber drei Dämme in den Kanal gebaut, welcher das Regenwasser aus dem Industriegebiet Baffles ins Retentionsbecken entwässert. Damit staut er freilich Wasser auf. In meteorologischen Friedenszeiten schadet das nicht. Bei Hochwasser ist damit aber die Wasserrückhaltekapazität um das vom Biber aufgestaute Volumen reduziert.Solange der Biber seinen Damm nicht allzu hoch baue, könne man ihn gewähren lassen, sagt der wasserbauerfahrene Ingenieur (und Altstätter Stadtrat) Reto Walser vom Büro Bänziger Partner. Er hat die Anlage damals projektiert. Und Stadt und Wildhut haben ein Auge darauf, dass der Biber es mit dem Dammbau nicht übertreibt. Man hat Rohre in die beiden oberen Dämme gelegt, die ein höheres Aufstauen verhindern. Deswegen werde der Biber auch nicht höher bauen, erklärt Wildhüter Silvan Eugster: Ein Biber erhöhe seinen Damm nur, wenn die Dammkrone vom Wasser überströmt werde.Man geht davon aus, dass die Biber im Rheintal von jenen norwegischen Bibern abstammen, die 1968 an den Nussbaumer Seen im Thurgau ausgesetzt worden sind. 2006 besiedelte der Biber das Gebiet Eselschwanz bei St. Margrethen. 2008 stellte man die ersten Biber am Wichensteiner See und in der Grube Loo bei Oberriet und auch bereits bei Buchs fest. Den Bestand zwischen Rebstein und der Wartau, dem Wildhutkreis Silvan Eugsters, schätzt dieser auf mittlerweile gut 30 Tiere. Man weiss auch schon von Bibern im Bündner Rheintal.Möglicherweise bald eine ganze BiberfamilieEin wandernder Biber folge in der Regel den Gewässern, könne aber auch kürzere Strecken über Land gehen, sagt Silvan Eugster. Dort wirke er aber unbeholfen, fast tollpatschig. Der Biber im Baffles dürfte vom Binnenkanal her über die Rietaach und den Kesselbach in den Bafflesgraben hoch gekommen sein.Rund um die Retentionsbecken ist er auffällig frassaktiv, hat Silvan Eugster festgestellt. Es könne sein, dass der Biber nicht allein sei und es hier schon bald eine Biberfamilie geben werde. Zu sehen bekommt man Biber allerdings selten. Es sind scheue Tiere, die in der Dämmerung und nachts unterwegs sind.

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