Wer sich hineinlegen möchte, kann das zwar tun – aber andernorts und erst später. Die sechs Tourismusorganisationen der Ostschweiz, vom Heidiland bis nach Schaffhausen, haben zusammen mit den Liechtensteinern die Null-Stern-Idee für sich entdeckt.Ein Schulungsvideo für die ButlerDas Null-Stern-Hotel, eine Erfindung der St. Galler Riklin- Brüder, ist ein Bett unter freiem Himmel, irgendwo in den Bergen zum Beispiel, ein Hotelzimmer in der Natur, ohne Wände und ohne Dach. Das vergleichbare Angebot für diesen Sommer läuft nun unter der Bezeichnung «Zero Real Estate»: In jeder der insgesamt sieben Tourismusdestinationen wird ein «Zimmer» unter freiem Himmel eingerichtet. Das Herzstück des Zero-Real-Estate-Konzepts ist die Figur des Butlers. In weissem Hemd, ausgestattet mit Fliege und Handschuhen, kümmert er sich um das Wohl der Gäste. Damit das lustvoll ironisch gelingt und er Persönlichkeit zeigen kann, hat Patrik Riklin in Altstätten ein Schulungsvideo hergestellt. Zu diesem Zweck richtete er zusammen mit Dominic Gregorin aus Uzwil ein Hotelzimmer an Altstättens Industriestrasse ein – auf einer Rampe direkt bei den Gleisen. Gregorin ist (so genannter) Komplize im St. Galler Atelier für Sonderaufgaben, das Riklins betreiben. Die Butler- Schulung ist auf den 13. Mai angesetzt.Emotionales Zeichen für Altstätten gesetztDas Altstätter Bett war also nur kurz aufgestellt, für die Videoproduktion. In der neoidyllischen Umgebung wirkte es wie die Installation in einer Kunsthalle. Dass Riklins die Oberrheintaler Stadt für die Herstellung des Videos ausgewählt hatten, begründen sie zweifach. Erstens haben sie hier neuerdings einen Lagerraum, zweitens hegen sie die Vermutung, dass «Altstätten prädestiniert sein könnte für eine Idee», die in den Köpfen der Riklin-Brüder herumgeistert, wie Patrik Riklin geheimnisvoll meint. Mit dem Bett bei den Gleisen sei sozusagen ein erstes emotionales Zeichen für Altstätten gesetzt worden.Für die Ostschweiz kommt die Fortführung der Riklin’schen Null-Stern-Idee gerade zur rechten Zeit. Der wegen Corona häufige Zwang zur Selbstisolation und die Frage nach einem geeigneten Ferienziel im bevorstehenden Sommer sind für die neue Ostschweizer Tourismusmarke «Zero Real Estate» sicher von Vorteil. Nach den erheblichen wirtschaftlichen Einbussen in der Tourismusbranche weist das besondere Angebot im Sinne einer Kommunikationskampagne auf die Vielfalt der Ostschweiz inklusive des Fürstentums Liechtenstein hin. Es geht darum, die Region zu stärken.Buchung wird ab Ende Mai möglich seinFür Ende Mai ist eine Medienmitteilung angekündigt, die über die Bettstandorte in den verschiedenen Regionen informiert. Ab jenem Zeitpunkt wird dann auch die Buchung möglich sein. Obschon Wände und Dach fehlen – auf Komfort und Hygiene werde grosser Wert gelegt, sagt Patrik Riklin.Ob die Sache ein Erfolg wird? Zur Klärung dieser Frage genügt ein Blick auf die Warteliste für eine Übernachtung im komfortablen «immobilienbefreiten» Hotelzimmer. 9000 Interessierte hoffen darauf, sich ins Bett unter freiem Himmel legen zu können.