Nach den ersten fünf Spielen der Saison staunten die Beobachterinnen und Beobachter der 2. Liga interregional nicht schlecht. Der FC Bazenheid, vor der Saison als Geheimfavorit auf den Aufstieg gehandelt, stand mit einem einzigen Pünktchen am Tabellenende. Mittlerweile sieht es aber anders aus. Die Untertoggenburger haben das Feld von hinten aufgerollt und liegen aktuell auf dem schönen zweiten Tabellenplatz.
Bazenheid hatte am letzten Sonntag ein Heimspiel, das keines war, gegen das ambitionierte Thalwil 3:1 gewonnen. Das Team musste auf dem Kunstrasen der Flawiler Schützenwiese antreten, weil der heimische Sportplatz Ifang unbespielbar war.
Die Heimmannschaft war nie in Gefahr, das Spiel aus der Hand zu geben. Nach einem Doppelschlag von Verteidiger Roman Scardanzan, der nach einer halben Stunde innert weniger als einer Minute zweimal traf, war das Spiel gelaufen. Das dritte Tor erzielte Giovanni Pentrelli. Der 32-jährige Mittelstürmer ist mit acht Toren der treffsicherste Spieler der Gäste.
Schwieriger Start, Forfait-Niederlage und Co-Trainer Philipp Muntwiler
«Hebe mit uns ab», heisst der Slogan auf der Website des 1938 gegründeten FC Bazenheid. Auf den Saisonstart traf dies nicht zu, Bazenheid blieb wortwörtlich am Boden. Nach dem 3:3 in Thalwil verloren die Untertoggenburger dreimal in Folge – auch mit 1:4 gegen Widnau. Dann gelang der Befreiungsschlag mit einem 5:0-Sieg bei Rapperswil-Jona II. Mit Pietro Scardanzan wurde dabei aber ein Spieler eingewechselt, der nicht auf dem Matchblatt figurierte. Aus dem 5:0-Sieg wurde eine 0:3-Forfait-Niederlage, die vier Punkte schrumpften auf einen zusammen. Dann folgten aber acht überzeugende Siege, unter anderem gegen Dardania (4:1), Adliswil (4:0) und Frauenfeld (4:1). Dazwischen gab’s knappe Niederlagen gegen Rorschach-Goldach (0:1) und Uster (1:2), was die steil aufwärts zeigende Formkurve aber nur kurz bremste.
Seit dem letzten Aufstieg in die Interregio im Sommer 2017 (bei dem Bazenheid übrigens alle 22 Spiele gewann!) hat sich das Team in der Liga etabliert. Es resultierten immer gute Mittelfeldplätze, mit Ausnahme von 2019/20, als wegen der Pandemie ohnehin abgebrochen wurde.
Vor zwei Wochen gelang es dem FCB, einen ehemaligen Junioren als Assistenztrainer zu verpflichten: Philipp Muntwiler. «Er passt sehr gut zu uns, ist ein guter Typ und durch seine Art und sein Wissen ein grosser Mehrwert», sagt Trainer Daniel Bernhardsgrütter. Muntwiler spielte für St. Gallen, Luzern und Vaduz. Aktuell ist er Captain des Challenge-League-Klubs FC Wil, der gute Chancen hat, nächste Saison in der höchsten Liga zu spielen. Gegen Thalwil fehlte Muntwiler, weil er zeitgleich bei Thun einen Auswärtsmatch bestritt. «Am Sonntag wird Munti erstmals an der Linie mit dabei sein», sagt Bernhardsgrütter. Zum Widnau-Spiel sagt er: «Die Rheintaler sind stark und das Trainerduo schätze ich sehr. Wir müssen uns nicht verstecken und freuen uns auf das Spiel.»
Muntwiler ist übrigens nicht nur ein guter Fussballer, er kann auch mit dem Controller umgehen. In der virtuellen Eishockey-Liga, der «e-Nationalleague», steht er mit dem SC Bern im Viertelfinal.
Der FC Widnau nimmt aus dem Balzers-Spiel viel Elan mit
Die Rheintaler Gastgeber kamen am letzten Sonntag durch ein spätes Tor von Noah Thönig zu einem Punkt gegen Leader Balzers. Die Lüchinger-Elf hatte sich diesen mit einer kämpferisch hervorragenden Leistung verdient, obschon Balzers wie erwartet spielerisch die bessere Mannschaft war. «Gegen Balzers taten wir uns in der ersten Halbzeit enorm schwer, weil es uns mit seinem Offensivpressing zugestellt hat», sagt Widnaus Co-Trainer Daniel Lüchinger. Nach dem 0:1 und vier Auswechslungen habe sich dies geändert.
«Wir setzten die Balzner früher unter Druck und sie bekamen Probleme. Nachdem 1:1 hätte das Spiel sogar noch auf beide Seiten kippen können», so Lüchinger. Bazenheid erwartet er ähnlich stark. «Spielerisch ist Bazenheid eine der besten Mannschaften der Liga. Wir müssen gegen diesen unangenehmen Gegner wieder bereit sein.» Mindestens zwei gewichtige Absenzen haben die Widnauer zu beklagen. Daniel Lässer ist verletzt und Diego Liechti, der gegen Balzers hinten stark absicherte, ist gesperrt. Dazu ist Samuel Thönig fraglich.
An das Hinspiel in Bazenheid hat der FCW gute Erinnerungen. Weil er am geplanten ersten Spieltag im Cup spielte (1:4 gegen Bellinzona), war die Begegnung in Bazenheid das erste Ligaspiel. Die Rheintaler gingen durch ein Thönig-Gemeinschaftswerk – Noah passte auf seinen ideal mitgelaufenen Cousin Samuel – in Minute 26 in Führung. Lucian Dodes traf nach 69 Minuten zum Ausgleich, doch direkt nach dem Anspiel nach dem Tor verschätzte sich Bazenheid-Goalie Nedzbedin Aziri bei einem langen Ball und Noah Thönig profitierte. Die Bazenheider warfen alles nach vorn und liefen in zwei Konter, die Aksic (80.) und Egbon (82.) zum 4:1-Sieg veredelten.
Der Grossteil der Mannschaften liegt in der Tabelle eng beieinander
Die Rangliste ist mittlerweile in vier Zonen gegliedert. Da ist Leader Balzers, dessen Abstand auf die Konkurrenz noch immer mindestens elf Punkte gross ist. Die zweite Zone ist der letzte Platz. Diesen nimmt Amriswil ein, dessen Abstand auf den Strich vorentscheidend scheinende 17 Punkte beträgt. Zone drei sind zwei Teams, die momentan deutlich auf den weiteren beiden Abstiegsplätzen liegen: Frauenfeld und die Reserven von Rapperswil-Jona.
Frauenfeld hat am letzten Samstag das Kantonsderby in Amriswil zwar 7:0 gewonnen, auf den Strich fehlen aber noch immer acht Punkte. Fünf Punkte beträgt der Abstand von Rappi auf das rettende Ufer. Die grösste Zone ist das Mittelfeld. Die Teams auf den Rängen zwei bis und mit zwölf trennen nur fünf Punkte. In den nächsten Spielen werden sich innerhalb dieser elf Positionen noch viele, teils beträchtliche Platzierungsänderungen ergeben.