31.03.2021

Ein Baum zügelt durch das Dorf

Nach einer Verpflanzung steht eine neue Linde im Pärkli St. Margrethen – dort, wo ein 120-jähriges Exemplar stürzte.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelEs war ein aussergewöhnlicher Transport im Schritttempo. Die Linde, die umgezogen ist, stand rund 30 Jahre an der Kreuzung Wiesenstrasse/Industriestrasse. Hier wurde sie am Mittwochmorgen abgeholt – rund 6,5 Tonnen schwer mitsamt Wurzelballen – und mit einem Bagger Richtung Zentrum gefahren. Zahlreiche Passanten fotografierten mit ihrem Handy, Kinder winkten dem Baum vom Strassenrand zu. Ziel war das 500 Meter entfernte Pärkli, wo seit letztem Juli eine Lücke klaffte. Ein Sturm riss die bekannte Linde um, die in der Dorfgeschichte rund 120 Jahre präsent und ein beliebter Treffpunkt war. Die Chance einer Verpflanzung erkanntViele Einheimische bedauerten den Verlust des Baumes. Der Gemeinde war es deshalb ein Anliegen, sich um Ersatz zu bemühen. Die Wahl fiel auf die Linde, die an ihrem bisherigen Standort einem Mehrfamilienhaus hätte weichen müssen. Kritische Stimmen fragten, ob der Baum den Umzug wohl überlebe. «Die Aktion ist reibungslos abgelaufen», sagt Claudio Pallecchi, Leiter der Bauverwaltung. «Die Fachleute sagten uns, zu 95 Prozent gelinge eine solche Baumverpflanzung.» Von Vorteil sei, dass die Linde innerhalb des Dorfes keiner Klima- und Luftveränderung ausgesetzt sei. Damit entlang der Zügelstrecke genug Platz vorhanden war, mussten temporär zwei Strassenlampen zurückgebaut werden. Ein vorgesehenes Spezialfahrzeug der beauftragten BMB Group für Grossbaumverpflanzungen kam zwar nicht zum Einsatz. Der Chauffeur des Lastwagens aus Deutschland hätte wegen Corona in Quarantäne müssen, weshalb zum Transport die herkömmliche Methode mit einem Schaufelbagger angewendet wurde.In der vorbereiteten Grube, wo ein Baggerfahrer am Morgen noch störrische Wurzelreste der alten, umgestürzten Linde entfernen musste, ist die neue Linde in Millimeterarbeit sanft abgesetzt worden. Wichtig ist nun die Nachbehandlung der Linde.«Der Baum braucht viel Wasser. Mit mineralhaltigem Substrat regen wir ausserdem das Wachstum der Wurzeln an», sagt Andreas Bernauer, Projektleiter BMB Group. Er freut sich, dass die Gemeinde den Wert der Linde erkannt hatte und sie erhalten wollte. «Sie ist gesund und kann sich auf dieser schönen Wiese im Pärkli frisch verwurzeln.»

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