15.07.2020

Ein Auto für viele, statt für einen

Carsharing gibt’s jetzt auch in Eichberg. Die Gemeinde mietet für die Einwohner einen Renault Zoe von Sponti-Car.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Eichberg ist Energiestadtgemeinde. Deshalb wünscht sich der Gemeinderat auch eine vernünftige, umweltfreundliche Mobilität. Die Gemeinde ist darum eine Partnerschaft mit dem Carsharing-Unternehmen Sponti-Car eingegangen und mietet einen Renault Zoe, der nicht nur den Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung, sondern allen Einwohnerinnen und Einwohnern (mit Führerschein, versteht sich) zur Verfügung steht.Ein eigenes Auto zu haben, ist teuer und ineffizientMit einem eigenen Auto ist man zwar maximal mobil. Das ist aber eine teure und ineffiziente Mobilität. «Im Durchschnitt fährt ein Auto eine Stunde am Tag – die andern 23 Stunden steht es auf dem Parkplatz», sagt Mark Ritzmann, der Gründer und Geschäftsführer von Sponti-Car. Noch unvorteilhafter fällt die Kalkulation aus, wenn ein Haushalt mehr als ein Auto vor dem Haus stehen hat.«Carsharing, wie es Sponti-Car anbietet, ist kein Konzept für die Stadt», betont Ritzmann. Die Städte seien bereits sehr gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen. Auf dem Land sei man hingegen zumindest von Zeit zu Zeit auf ein Auto angewiesen. Sponti-Car biete eine günstige Mobilität ohne Fixkosten. Und es ermögliche auch Einwohnern, die sich kein eigenes Auto leisten können – oder wollen –, ebenfalls gelegentlich eines nutzen zu können, fügt Gemeindepräsident Alex Arnold an.Der Eichberger Sponti-Car kostet die Benutzer fünf Franken pro Stunde. Kilometerkosten fallen keine an. Abgerechnet wird monatlich.Gemeinde bekommt einen Teil des Geldes rückerstattetDie Gemeinde Eichberg hat das Auto nicht gekauft, sondern von Sponti-Car gemietet. Sie bezahlt dafür jährlich 14'000 Franken, erhält aber 80 % der Einnahmen aus der Benutzung rückvergütet. Die restlichen 20 % bleiben bei Sponti-Car. Das Unternehmen kommt für die 14-tägliche Reinigung, die Wartung und die Versicherung auf. Sie trägt auch das Ausfallrisiko. Wer das Auto nutzen möchte, muss sich zunächst online bei Sponti-Car registrieren. Dabei ist auch ein Foto des Führerausweises hochzuladen. Ist man regis­triert, kann man das Auto am PC oder mit einer App am Handy buchen, auf beliebige Zeit im voraus. Mit der Kundenkarte oder mit der App kann man das Auto aufschliessen und benutzen.Der Renault Zoe fährt elektrisch. Vor dem Losfahren muss man darum zunächst das Ladekabel lösen, und bei der Rückkehr muss es wieder angeschlossen werden, damit der Akku wieder geladen ist, wenn der nächste Benutzer das Auto abholen möchte. Die Reichweite gibt Sponti-Car mit 280 bis 350 Kilometer an. Geladen wird der Akku auch mit Strom vom Dach des Gemeindehauses: Dort hat die Gemeinde vor acht Jahren eine 130 m2 grosse Fotovoltaikanlage installieren lassen.Hinweis: Details findet man auf https://sponti-car.ch/eichberg/ Es müssen keine Zehntausende Kilometer seinAltstätten. Ob das Carsharing für die Gemeinde Eichberg kostendeckend sein wird, hängt von der Nachfrage der Einwohner ab. Zum Vergleich dazu hier einige Zahlen aus Altstätten. Dort bietet (nebst dem Verein Mobility, der dort ebenfalls ein Auto stationiert hat) die Stadt in einer Partnerschaft mit der Marbacher Garage Kurt Köppel und  der Buchungsplattform Caruso Carsharing seit zwei Jahren ebenfalls einen Renault Zoe zur gemeinsamen Nutzung an.Von Juni 2019 bis Mai 2020 wurde das Auto von 79 Leuten insgesamt 782-mal ausgeliehen. Sie waren 490 Stunden unterwegs und legten dabei 5900 Kilometer zurück. Das Verrechnungsmodell ist etwas anders als in Eichberg. Der Stundenpreis ist in Altstätten mit drei Franken günstiger, dafür bezahlt man noch 50 Rappen pro gefahrenen Kilometer drauf. Die Kilometerleistung des Autos scheint gering. Für die Garage Köppel geht die Rechnung  dennoch auf. Das Auto werde vorwiegend für kurze Fahrten in der Region genutzt, erklärt Geschäftsführer Rico Köppel. Und die Unterhaltskosten des Elek­troautos seien tief. Weil das Auto Eigentum der Garage bleibt, kann sie es auch regelmässig durch das neueste Modell ersetzen und das bisherige als attraktive Occasion verkaufen. Das derzeit in Altstätten stationierte Auto sei bereits das dritte.Das Carsharing werde geschätzt. Rico Köppel zitiert eine Kundin: «Mein Mann braucht ein Auto, um zur Arbeit zu fahren. Statt ein zweites für mich zu kaufen, das nur dreimal die Woche benützt wird, miete ich für Einkäufe und Kurzausflüge lieber dieses. Für mich perfekt.» 

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