05.05.2020

Ein Ausverkauf ist nicht geplant

Am 11. Mai können auch die kleineren Fachgeschäfte wieder öffnen. Eine Rabattschlacht wird es nicht geben.

Von Susi Miara
aktualisiert am 03.11.2022
Susi MiaraIn der Tageschau-Hauptausgabe am 21. April wurde berichtet, dass die Kleiderkollektionen der Modehäuser C&A, H&M usw. aus Platzmangel für neue Ware wahrscheinlich geschreddert werden. Wir wollten wissen, wie Rheintaler Modefachgeschäfte mit ihrem Sortiment kurz vor der Ladenöffnung umgehen. Auf keinen Fall wird geschreddert«Dies zeigt, welche Bedeutung und welche Wertschätzung diese Anbieter ihrem Sortiment gegenüber haben», sagt Erich Weber, Geschäftsleiter von Mode Weber zur Schredderaktion. Er kaufe sein Sortiment mit Liebe ein. «Wir können es uns nicht leisten, unsere Ware zu verschenken, sagt er. Aus diesem Grund werde er in seinen Geschäften nicht mit grossen Rabatten beginnen. Er hofft, dass die Kunden nach zwei Monaten grossen Nachholbedarf haben.Ohne grossen Schaden die Krise überstandenAuch Peter Frei von der City Mode in Widnau möchte nicht mit einem Preiskampf wieder einsteigen. «Einen Ausverkauf wird es, wie immer, erst Ende Sommer geben», sagt er. Obwohl die Saison bereits seit zwei Monaten läuft, ist er zuversichtlich, denn erfahrungsgemäss dauert sie bis Ende September. Der Chef ist erstmals froh, dass er kein grosses Geschäft mit vielen Filialen besitzt. «Mit günstigen Kostenstrukturen und der richtigen Grösse habe ich den Lockdown mit einem nur leichten finanziellen Schaden überstanden», sagt Peter Frei. Erfolgreich verlaufen sei seine Gutscheinaktion, den Homeservice hätten nur wenige genutzt. «Bei Männern ist das nicht so sehr gefragt wie bei den Frauen», so Frei. Der Zusammenhalt war sehr grossCordula Meier von der NCM Boutique in Heerbrugg konnte die zwei Monate mit Onlineshopping überbrücken. «Ich habe die Kleider meinen Kundinnen persönlich gebracht», sagt sie. So seien wenigstens einige Einnahmen reingekommen. «Ich freue mich, wie unsere Modefreundinnen während der ganzen Zeit zu uns gehalten haben», sagt sie. Rabatte werde es bei ihr auch keine geben. «Ich denke, unsere Kundinnen werden das auch verstehen, schliesslich fehlen uns Einnahmen von zwei Monaten.» Cordula Meier lobt auch die Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Vereinzelt seien sie bereit gewesen, die Ware zu stornieren oder sogar zurückzunehmen. Kleider zu schreddern ist für Cordula Meier eine Sünde. «Vor allem wenn man berücksichtigt, welche Arbeit dahintersteckt.»Herrengeschäft ist etwas zeitloserBei Männermode Roger Dudli in Rheineck wird es am 11. Mai keine Rabattschlacht und auch keinen Pandemiebonus geben. Er habe einen Vorteil, weil die Herrenmode etwas zeitloser sei als die Damenmode. «Mein Sortiment könnte ich genauso auch nächstes Jahr verkaufen», sagt Roger Dudli. Er möchte gleich weitermachen wie vor dem Lockdown. Dabei ist Dudli sicher, dass die Leute keine grossen Veränderungen möchten. Er selbst habe die knallharten zwei Monate gut überstanden. «Ich habe mein Geschäft vor vier Jahren eröffnet und während dieser Zeit keine Ferien gemacht», sagt er. Das käme ihm jetzt zugute, denn seine Rücklagen halfen ihm in dieser Zeit.Mehr Kleider als Gutscheine verkauftMit dem aktuellen Frühlingssortiment möchte Karin Frei von Mode Stoss in Altstätten starten. Für die Sommerkollektion habe sie einen Lieferstopp veranlasst. Die Ware werde aber jetzt rechtzeitig geliefert. Die letzten zwei Monate hat sie mit Homeservice überbrückt. Dieser sei sehr gut angekommen. Sie habe täglich ein Outfit gepostet, den Kunden eine Auswahl gebracht und so den Kundenkontakt gepflegt. «Ich habe während dieser Zeit mehr Kleider als Gutscheine verkauft», sagt sie. Auf keinen Fall möchte sie mit einem Ausverkauf starten. Es fehlt noch einiges an Ware«In unserem Geschäft finden Kunden die aktuelle Frühlings- und Sommerkollektion», sagt Hansruedi Schmid von Schmid Mode in Heerbrugg. Während der letzten zwei Monate stand bei ihm alles still. Kein Onlineverkauf und auch keine Gutscheine habe er verkauft. Deshalb möchte er am 11. Mai mit kleineren Rabatten starten. «Wir schauen dann, ob wir überrannt werden», sagt Hanspeter Schmid. Es fehle bei ihm noch einiges an Ware. «Während des Lockdown kamen teils Lieferungen nicht über die Grenze», erklärt Schmid. Er habe nun die offenen Lieferungen wieder aktiviert und kann so seinen Kunden immer etwas Neues bieten. Trotz Umsatzverlust optimistischBeat Sport in Widnau hat die Coronakrise im richtigen Moment erwischt. «Wir waren gerade an der Umstellung von Winter- auf Frühlingsmode, denn bei der Sportbekleidung gibt es nur zwei Saisons, Sommer und Winter», erklärt Geschäftsführer Roman Wehrli. Er möchte ohne Rabattschlacht in die Saison starten. Rabatte werde es erst im Ausverkauf geben. Die letzten zwei Monate konnte er einiges online über Riccardo verkaufen und auch telefonische Bestellungen verschicken. «Es lief überraschend gut, aber es ist kein Vergleich mit den regulären Einnahmen im Laden», sagt Roman Wehrli.

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