30.06.2022

Ein Aufstieg folgt dem nächsten

Fynn und Michel von Birckhahn klettern gemeinsam das Schweizer Beach-Volleyball-Ranking hoch. Die beiden Altstätter Teenager könnten und wollen es schon bald mit den Besten aufnehmen. Doch zuerst wollen sie zum dritten Mal den Schweizer Meistertitel holen.

Rund fünf Stunden dauert die Fahrt von Altstätten in die Genfer Vorstadt Onex. Für Fynn und Michel von Birckhahn stellt sich die Frage nicht, ob das zu weit ist. Ein wichtiges Turnier der Kategorie U19 Masters der Swiss Volley Junior Beachtour steht an, die beiden wollen am Start sein. Dafür qualifiziert haben sich auch sieben andere Zweierteams aus der Schweiz, das Tableau ist sehr gut besetzt und nur acht Teams dürfen dabei sein.Je besser ein Turnier besetzt ist, desto mehr Punkte gibt es für die Sieger. Und je mehr Punkte ein Duo holt, desto höher darf es starten.Der Konkurrenz sind die beiden 17-Jährigen gewachsen, sie spielen sehr gut und arbeiten sich bis in den Final vor, der dann mitten in der Stadt Genf ausgetragen wird. «Ein solcher Event mit so viel Publikum und einer so schönen Kulisse ist schon ein sehr cooles Erlebnis», sagt Michel von Birckhahn. Noch schöner machen sie es sich mit dem Turniersieg. Er ergibt 161 Rankingpunkte, gemessen daran ist es ihr bester Auftritt in dieser Saison.Durch Altstätter Freund zum Volleyball gekommenIn Onex und Genf nicht dabei ist Lars Migge. Der ebenfalls aus Altstätten stammende und gleichaltrige Migge nahm in der frühen Laufbahn des Duos Von Birckhahn eine wichtige Rolle ein: «Dank ihm sind wir zum Volleyball gekommen», sagt Fynn von Birckhahn. Die Zwillinge spielten mit Migge beim Volleyballclub Altstätten, der nur Juniorenteams stellt. Im Mini-Volleyball waren sie gemeinsam erfolgreich, jetzt spielen sie hin und wieder an Beach-Turnieren gegeneinander.Michel und Fynn von Birckhahn waren lange erfolgreiche Kunstturner. Sie trainierten am TZ Rheintal in Widnau und hätten es weiter geschafft, etwa in die Talentschmiede in Wil. Sie haben sich aber für Volleyball entschieden. Zum Pendeln wäre es zu weit gewesen, in eine Gastfamilie wollten sie nicht.Vor allem aber: Volleyball entwickelte sich zur grossen Liebe. Neben den Einsätzen mit dem Verein in der Halle schrieben sie sich an Beach-Volleyball-Turnieren ein. Zuerst einfach aus Spass, um das eigene Potenzial auszuloten. Dann wurden die beiden Schweizer Meister in den Kategorien U15 und U17 und die Ambitionen wuchsen. Ein Aufstieg folgte dem nächsten.«Es hat alles, was mir an einem Sport gefällt»Wer sich mit den beiden unterhält, bemerkt ihre Begeisterung für den Sport sofort. Auf Fragen antworten sie ausführlich, sie erzählen dem Gegenüber gern, warum sie von dieser Sportart so fasziniert sind. Michel von Birckhahn ist der «Mathematiker» der beiden; er berechnet, wo sich die Starts punktemässig besonders lohnen. Und er erklärt: «Im Beach-Volleyball ist jeder Punkt wichtig, mental muss man immer auf der Höhe sein. Man darf keine Sekunde abhängen. Und wir spielen draussen, als ein Team – es hat einfach alles, was mir an einem Sport gefällt.»Sein Zwillingsbruder ist einverstanden. «Das Spiel hat so viele Facetten, es bietet viel Tempo und Abwechslung. Uns zeichnet aus, dass wir keinen Ball verloren geben», sagt Fynn von Birckhahn.Aktuell startet das Rheintaler Duo an U19-Turniern sowie solchen der Kategorie A3. Das ist die dritthöchste «Liga» der Schweiz, die Mitspieler sind teils deutlich älter. Auch dort können die Altstätter mithalten, ein Podestplatz ist ihnen in dieser Saison aber noch nicht gelungen. In Amriswil und Buochs gab es zuletzt zwei siebte Plätze. Diese Turniere sind stärker besetzt als in der U19, geben aber auch mehr Punkte. Für den siebten Rang vom letzten Samstag in Buochs gab es 101,2. Einen Tag später starteten die beiden in Aarburg an einem U19-Turnier, erreichten als Zweite das Podest – und bekamen 98,6 Punkte.Über die Sport-Kanti an die nationale SpitzeStehen die beiden nicht an Turnieren im Einsatz, besuchen sie die Sportschule des Liechtensteinischen Gymnasiums in Vaduz. Die beiden hätten auch andere Schulen besuchen können; etwa die United School of Sports in St. Gallen oder die PMS in Kreuzlingen. Dort gibt es ebenfalls die Möglichkeit, Sport und Ausbildung zu kombinieren, allerdings wären die Distanzen zu weit gewesen.«In Vaduz haben wir die besten Voraussetzungen, um uns als Sportler zu entwickeln», sagt Michel von Birckhahn, und zeigt den aktuellen Stundenplan. Löcher sind darin bis am Abend kaum zu finden, auch nach zehn Lektionen steht noch Training auf dem Programm, manchmal auch dazwischen oder mehrfach pro Tag.«Wir wollen an die nationale Spitze und auch international spielen», sagt Fynn von Birckhahn. Wer solche Ziele verfolgt, muss den Einsatz aufbringen, einen solchen Stundenplan täglich durchzuziehen. Die beiden zeigen diesen Einsatz. Und sie leben von ihren Erfolgserlebnissen – wobei sie ihre Fortschritte nicht nur in Siegen und Punkten messen.«Kürzlich haben wir gegen ein Team mit dem Top-Ten-Spieler Simon Hagenbuch erst im dritten Satz mit 30:32 verloren», erzählt Michel von Birckhahn. Auch solche Erlebnisse formen das Team. Und verleihen ihm ultimative Motivation für die Schweizer U19-Meisterschaft, die Mitte August in Luzern stattfindet. Dort wollen sie nichts anderes als den Titel holen.

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