Joe Manser ist Autor des meistverkauften Bandes der Innerrhoder Schriften, dem Nachschlage- und Standardwerk «Innerrhoder Dialekt», das 2001 erstmals erschien, seither mehrfach erweitert wurde und heute bereits in der sechsten Auflage verfügbar ist.Joe Manser hat in akribischer Arbeit über 4 000 Mundartwörter und rund 3 500 Anwendungsbeispiele zum Dialekt im inneren Landesteil gesammelt und geordnet niedergelegt. Mit diesem Buch hat er nicht nur das orthografische Referenzwerk zum Innerrhoder Dialekt geschaffen, sondern es ist ihm auch ein Zeitzeugnis von hohem sprachhistorischem Wert gelungen. Dieser Meinung ist zumindest die Stiftung Pro Innerrhoden und verleiht Manser gemäss einer Mitteilung den Innerrhoder Kulturpreis. Allerdings nicht nur für sein Schaffen zum Innerrhoder Dialekt, sondern auch für seine Musikforschung. Der 1945 geborene Joe Manser unterrichtete bis 2005 an der Sekundarschule in Appenzell Sprachen, Geschichte, Informatik und Musik. Und es ist denn auch die Musik, die sich wie ein roter Faden durch seine ganze Biografie zieht. Aufgewachsen in einer musikalischen Familie, spielte er schon früh Geige, später kamen Klavier, Streichbass und Hausorgel hinzu. Sein Leben lang spielte er Volksmusik, daneben zeitweise auch Unterhaltungsmusik, etwa mit der bekannten «Lehrermusig». Angespornt durch seinen Vater Johann Manser, der 1983 ebenfalls mit dem Innerrhoder Kulturpreis ausgezeichnet wurde, entwickelte sich Joe Manser immer mehr auch zum Musikforscher. Von Manser senior hatte Joe Manser 1985 eine unüberschaubare Fülle an Lieder- und Notenbüchern, Fotos sowie Schrift- und Tondokumenten zur Innerrhoder Volksmusik geerbt. Diesen Nachlass hat Manser bis ins Jahr 2003 auf privater Basis bearbeitet und erforscht. Ein auch nach aussen sichtbares Resultat dieser Arbeiten war das 1996 publizierte, ursprünglich aus dem Jahr 1730 stammende Liederbüchlein der Maria Josepha Barbara Brogerin. Das Werk wurde in Zusammenarbeit mit Urs Klauser als Band 5 der Innerrhoder Schriften herausgebracht. Der Nachlass erwies sich aber insgesamt als so umfassend, dass er nicht durch eine Person aufgearbeitet werden konnte. Und so wurde 2003 die von den Kantonen Appenzell Innerrhoden, Ausserrhoden, St. Gallen sowie dem Bezirk Gonten und der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft (AGG) getragene Stiftung «Zentrum für Appenzellische Volksmusik» gegründet. Zehn Jahre lang war Joe Manser Geschäftsführer des von dieser Stiftung betriebenen Roothuus Gonten. Viel Herzblut steckte er in die Mittelbeschaffung und Begleitung des Umbaus des Roothuus, das 2007 eröffnet wurde und sich seither als Wirkstätte sowohl zur Erforschung als auch zur Pflege der Volksmusik erwies. Dem Roothuus schenkte Manser seine volksmusikalische Sammlung. In seiner Zeit als Leiter des Roothuus Gonten erschien dort eine ganze Anzahl von Publikationen, von denen nur die vielbeachtete Sammlung «Altfrentsch» oder das «Ratzliedli»-Buch erwähnt seien.Auch nach seiner Pensionierung blieb Joe Manser der volksmusikalischen Forschung und seiner publizistischen Tätigkeit treu. 2016 erschien eine umfangreiche Dokumentation zur Innerrhoder Tanzmusik. In diesem Werk breitet er als Summe seiner lebenslangen Beschäftigung mit der Innerrhoder Musik einen reichen Schatz an historischen und zeitgenössischen Quellen aus, dessen einzelne Teile er in einer leicht lesbaren und eingängigen Sprache zusammenfügt, analysiert und kommentiert. Schon bald wird sodann in der Reihe «Publikationen des Roothuus Gonten» sein jüngstes Werk erscheinen: Appenzellermusik auf alten Tonträgern, also Schellackplatten mit Musik und Gesang aus dem Appenzellerland und dem Toggenburg.Wichtiger Beitrag zur Sprach- und MusikkulturIn der Summe habe Joe Manser für die Innerrhoder Sprache und die Musik im Appenzellerland als privater Forscher und Kulturliebhaber «enorm viel geleistet», findet die Stiftung Pro Innerrhoden. Er habe sich als Autor grosse Verdienste für die hiesige Kultur erworben. In Anerkennung dieser Verdienste wird Manser am 23. März im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung den Innerrhoder Kulturpreis verliehen. (rk) Kasten:Der Innerrhoder KulturpreisDie Stiftung Pro Innerrhoden bezweckt die Förderung der einheimischen Kultur. Sie pflegt das kulturelle Erbe im Kanton und unterstützt als Trägerin des Museums Appenzell die Erhaltung des geschichtlichen Kulturguts. Präsident des Stiftungsrats ist a. Bauherr Stefan Sutter. Die Stiftung Pro Innerrhoden verleiht den Kulturpreis und den Anerkennungspreis. Mit dem Kulturpreis – der höchsten Innerrhoder Auszeichnung in der Sparte Kultur – werden besondere Leistungen für das einheimische Kulturschaffen gewürdigt. Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger sind unter anderem:
- Carl Walter Liner, Malerei (1984)
- Franz Stark, Geschichte (1986)
- Hermann Grosser, Geschichte (1993)
- Josef Dobler, Volksmusik (1995)
- Roswitha Doerig, Malerei (1996)
- Alfred Broger, Malerei (2008)
- Dölf Mettler, Musik (2009)
- Adalbert Fässler, Malerei (2010)
- Willi Keller, Malerei (2012)
- Engel-Chörli, Musik (2016)