11.02.2022

EgoKiefer hat sich eingelebt

Der Rheintaler Fensterbauer gehört seit einem Jahr der dänischen Dovista. Der Umsatz stieg 2021 um 15 Millionen.

Von Kaspar Enz
aktualisiert am 02.11.2022
«Als wir noch zu Arbonia gehörten, sprach man Deutsch», sagt Julian Bösch, Leiter Finanzen der EgoKiefer. Seit rund einem Jahr ist der Rheintaler Fensterbauer aber dänisch. Englisch ist jetzt Arbeitssprache, «wir bekommen deshalb auch Englischkurse», sagt Reto Hasler, der im Oktober 2021 den Posten des CEO übernahm.Trotzdem verstehe man sich gut in der neuen Gruppe, sagt Hasler. In der Konzernzentrale an der Westküste Dänemarks war er zwar noch nie. «Es war geplant, doch jedes Mal kam die Pandemie dazwischen.» Doch bei Dovista sind Fensterbauer unter sich. «Wir haben alle die selben Probleme und Anliegen.» Zwar funktionieren Fenster nicht überall gleich – in Skandinavien öffnet man Fenster nach aussen –, trotzdem könne man sich in der Gruppe gut austauschen.Dovista ist in elf Ländern aktiv«Ausserdem hat die Dovista eine ähnliche Grösse wie die alte Arbonia», sagt Hasler: Insgesamt arbeiten in elf Ländern rund 7500 Leute für die 15 Unternehmen des Konzerns. Der Jahresumsatz beträgt 1,15 Milliarden Franken. Dovista, Teil der dänischen VKR-Gruppe, hatte Anfang 2021 für rund 345 Millionen Franken das Fenstergeschäft von der Arbonia-Gruppe übernommen. Dazu gehörten neben der EgoKiefer die polnische Dobroplast, die slowakische Slovaktual, die deutsche Wertbau und der Fenster-Onlineshop Webcom mit insgesamt gut 2500 Mitarbeitenden.In Deutschland und der Slowakei werden auch die EgoKiefer-Fenster hergestellt: 2015 hatte die Arbonia beschlossen, die Produktion in Altstätten und der Westschweiz auszulagern. Der Prozess ging zwar langsam, trotzdem war es eine einschneidende Entscheidung für den im Rheintal verwurzelten Betrieb, der dieses Jahr sein 90-jähriges Jubiläum feiert.Trotz der internationalen Verflechtungen: «EgoKiefer-Fenster sind heute noch Schweizer Fenster», sagt Reto Hasler. Sie würden immer noch im Rheintal designt und entwickelt und nur in der Schweiz verkauft. «Produziert werden sie zwar nicht mehr in der Schweiz, aber auf den selben Maschinen wie früher.»Hauptsitz liegt heute in DiepoldsauAm Hauptsitz der EgoKiefer, der 2018 nach Diepoldsau umge­zogen ist, arbeiten heute rund 90 Beschäftigte in zentralen Diensten. Die meisten der insgesamt 400 Mitarbeitenden in der Schweiz sind aber in den zehn Vertriebsstandorten im ganzen Land tätig. Hier beraten sie Kunden und Fachpartner, wickeln Grossprojekte ab, montieren Fenster oder reparieren sie. Insgesamt erzielte EgoKiefer 2021 einen Umsatz von 240 Millionen Franken, rund 15 Millionen mehr als im Vorjahr. «Wir konnten in den letzten fünf Jahren jedes Jahr den Umsatz steigern», sagt Hasler, der 2015 als Leiter Finanzen von der Arbonia zu EgoKiefer kam.Wichtiger Umsatztreiber seien in letzter Zeit vor allem Grossbaustellen: «Grosse Bauprojekte werden häufiger – und sie werden grösser», sagt Hasler. Das Objektgeschäft, wo EgoKiefer vor allem mit Architektinnen und Generalunternehmen zusammenarbeitet, hat im vergangenen Jahr 57 Prozent des Umsatzes ausgemacht. Ebenfalls stellt Hasler einen Trend hin zu Holzfenstern fest.Für die nächste Zeit will EgoKiefer nicht nur neue Produkte entwickeln, man setzt auch auf die Digitalisierung: QR-Codes auf Fenstern bieten Zugang zu allen Daten über die Produkte. Mit einem neuen Fensterkonfigurator können Kunden auch leichter Produkte bestellen. Vielleicht beeinflusst von den dänischen Eigentümern – dort wird Nachhaltigkeit grossgeschrieben – will EgoKiefer  beim Klimaschutz eine Vorbildrolle einnehmen. Am Anfang steht dabei eine CO2-Bilanz, die Swiss Climate eben fertiggestellt hat. Diese hat gezeigt: Ein grosser Teil des CO2-Ausstosses ist auf Fahrten zurückzuführen – gerade auch die Fahrten zur Arbeit. «Hier können wir etwas unternehmen, um die Leute dazu anzuhalten, mehr aufs Auto zu verzichten», sagt Hasler. Der nächste Schritt sei nun, mit Swiss Climate zusammen konkrete Massnahmen zu entwickeln. Zweittext: EgoKiefer wird 90Die EgoKiefer AG wurde 1932 von Ernst Göhner als Ego Werke in Altstätten gegründet. Anfangs lieferte das Unternehmen die Fenster vor allem an die Bauunternehmungen von Ernst Göhner. 1957 produzierte es die ersten Kunststoff­fenster. Mit der Übernahme von Kiefer Fenster entstand 1976 die EgoKiefer. Nachdem sie eine zeitlang der Erb-Gruppe gehörte, wurde EgoKiefer 2004 von der Arbonia-Forster-Holding übernommen. 2015 entschied diese, die Produktion ins Ausland zu verlagern. Anfang 2021 verkaufte Arbonia das Fenstergeschäft schliesslich an die dänische Dovista. (ken)

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