Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember letzten Jahres fährt sechsmal (statt bis dahin dreimal) am Tag ein Eurocity (EC) von Zürich über St. Gallen nach München, mit Halt in St. Margrethen. Nach der Elektrifzierung der letzten Dieselabschnitte zwischen Lindau und München setzt die Bahn nun für diese Verbindung den ETR610- Hochgeschwindigkeitsneigezug ein, den «Pendolino», der bereits auf der Nord-Süd-Achse verkehrt. Mit ihm braucht man aus dem Rheintal in die bayrische Metropole nur noch wenig mehr als zweieinhalb Stunden. Ab dem Fahrplanwechsel im kommenden Dezember werden die Züge (zunächst drei von ihnen, voraussichtlich ab April dann alle sechs) sogar noch schneller fahren. Allerdings wird dann einer der sechs Züge, nämlich jener, der heute um 18.37 Uhr abfährt, unter der Woche in St. Margrethen nicht mehr halten. Ein Leser unserer Zeitung ist auf diese Fahrplanänderung gestossen. Die Balgacher SP-Kantonsrätin Karin Hasler hat daraufhin mit einem Vorstoss von der Regierung eine Erklärung verlangt.Der Grund kann Rheintaler ein bitzeli hässig machenNun liegt die Antwort vor, und die Begründung für den gestrichenen Zugshalt hat durchaus das Potenzial, die Rheintaler ein bitzeli hässig zu machen auf jene, die gutes Geld in Zürich verdienen gehen. Künftig wird der Zug nämlich in Zürich um 17.33 Uhr abfahren, eine halbe Stunde später als heute. Damit wird er zur idealen Pendlerverbindung via Zürich Flughafen nach Winterthur und St. Gallen. Für so viele Fahrgäste, wie zu erwarten sind, hat der Zug aber zu wenig Platz. Deshalb wird die Bahn jeweils von Montag bis Freitag eine zweite Komposition anhängen und damit die Sitzplatzzahl auf 804 verdoppeln. Dieser angekoppelte zweite Zug muss aber wieder abgehängt werden, bevor er die Grenze nach Deutschland überquert – denn dort seien die Perrons an vielen Bahnhöfen, an denen der Zug hält, zu kurz für eine Doppelkomposition, hält die Kantonsregierung fest. Und die Zeit zum Abkoppeln muss wegen des engen Fahrplankorsetts kompensiert werden – durch das Streichen eines Zugshalts. Viele Halte stehen nicht zur Auswahl: St. Gallen, St. Margrethen oder Bregenz. St. Gallen und Bregenz will die Bahn beibehalten, weil dort mehr Leute ein- oder aussteigen. Damit trifft’s St. Margrethen. Die Regierung hält aber fest, dass aus dem Rheintal die Möglichkeit bestehen wird, mit der S-Bahn um 18.25 Uhr ab St. Margrethen nach Bregenz zu fahren und dort auf den EC umzusteigen. Karin Hasler freut der Verlust einer der eben erst gewonnenen drei zusätzlichen Verbindungen aus dem Rheintal nach München natürlich nicht. Das Rheintal mit seiner hohen Bevölkerungsdichte und seiner überregionalen wirtschaftspolitischen Bedeutung sei ein entscheidender Knotenpunkt, hat sie bereits in ihrem Vorstoss festgehalten. Und die Anbindung in St. Margrethen an den Bahnfernverkehr sei nicht nur für die engere Region von Bedeutung, sondern für ein Einzugsgebiet von der Bodenseeregion bis ins Bündnerland hinauf. Die EC-Halte in St. Margrethen sind nach Ansicht Haslers damit für den Kanton St. Gallen ein bedeutender Standortvorteil.Die Regierung bedauert den wegfallenden Halt am frühen Abend denn auch. Sie erwarte von der Bahn, dass alle technischen Möglichkeiten ausgereizt werden, um den Halt so bald wie möglich wieder in den Fahrplan aufzunehmen, schreibt die Regierung in ihrer Antwort auf Haslers Vorstoss. Man sei deswegen auch schon mehrfach sowohl bei den SBB als auch beim Bundesamt für Verkehr vorstellig geworden.