01.02.2019

Dynamik im Team

Der 20-jährige Kriessner Ramon Betschart ist der fünfte Ringer auf dem Thron. Mit drei seiner Vorgänger kämpft(e) er selbst in der Mannschaft.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Yves SolenthalerMario Baumgartner (2007), Steven Graf (2008), Philipp Hutter (2012) und Dominik Laritz (2016) waren Betscharts Vorgänger. Mit den drei Letztgenannten feierte er drei Mannschafts-Meistertitel mit der RS Kriessern in Folge.Ramon Betschart ist für Trainer Hugo Dietsche, der sein Onkel ist, ein Trumpf in der Aufstellung. 2017 bestritt Betschart als Einziger alle Kämpfe. 2018 liess er wegen internationaler Einsätze einige aus. Wenn er auf der Matte stand, siegte er aber.WM-Silber geht in Schweizer Ringergeschichte einZwei Premium-League-Kämpfe verpasste Ramon Betschart wegen der gleichzeitig stattfindenden Junioren-WM vom September in Trnava (Slowakei). Es hat sich für ihn gelohnt, auf den internationalen Einsatz zu setzen. Ramon Betschart gewann an den Welttitelkämpfen nämlich die Silbermedaille – und ist damit der erste Schweizer Ringer seit mehr als 30 Jahren, der eine WM-Medaille gewann.Die erfolgreiche WM war Ramon Betscharts letzter Einsatz als Junior. Ab diesem Jahr kämpft er in der Elite – und im April schon an einer EM. Dort gibt es bereits fünf Plätze für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zu gewinnen. «Die Olympia-Quali ist ein Ziel von mir», sagt Betschart, aber möglicherweise komme 2020 noch etwas früh für ihn. Er versuche es aber – und wenn es nicht reicht, weiss er: «Für die Olympischen Spiele 2024 in Paris sind meine Chancen wohl besser.» An der EM gibt’s aber auch 14 Startplätze für die European Games: «Das ist etwas realistischer. Dort dabei sein zu dürfen, ist sicher einer meiner Wünsche für 2019.»Bereits als 14-Jähriger hat Ramon den Weg zum internationalen Ringer eingeschlagen: «Seither ist die Intensität Jahr für Jahr etwas gesteigert worden.» Seit diesem Jahr ist Ramon Betschart Halbprofi; er arbeitet noch mit einem Pensum von 40 Stellenprozent als Polymechaniker bei der Jansen AG in Oberriet. Wettkämpfe finden erst im Frühling statt. Momentan besteht sein Trainingsprogramm vor allem aus Krafttraining: «Das ist beim Saisonaufbau wichtig. Wir Ringer kämpfen natürlich lieber – aber dieses strenge Training ist wichtig, dass wir während der Saison auch gut kämpfen.»Zwei Monate hartes AufbautrainingErleichtert wird das Konditionsbüffeln durch die vielen Teamkollegen: Vier weitere Kriessner Ringer sind als Internationale im Einsatz. Betschart trainiert daher oft mit Fabio Dietsche und dem jungen David Loher, den anderen beiden Greco-Ringern der RS Kriessern. Im freien Stil versuchen Marc Dietsche und Dominik Laritz, auf internationaler Ebene Fuss zu fassen: «Dass so viele Kollegen aus dem Verein international kämpfen, fördert den Zusammenhalt.»Keine Angst vor grossen NamenIn der Schweiz kämpft Betschart schon lange gegen Erwachsene, nun tritt er auch international gegen ältere Ringer an. Er hofft, sich in diesem Feld schnell zu etablieren. Übermässigen Respekt hat Betschart aber nicht: «Ich mache mir keine Gedanken darüber, ob ich gegen einen Profi kämpfen muss. Auch ich mache einiges dafür, um körperlich topfit und technisch auf der Höhe zu sein.»Auch für seine Wahl zum Sportler des Jahres hat er einiges getan: Nebst WM-Silber gewann er auch zwei Einzel-Goldmedaillen an Schweizer Meisterschaften. Für sein Rekordergebnis waren aber andere verantwortlich: 5221 Stimmen erhielt Ramon Betschart. Seit dem Beginn der Sportlerwahl wurde er über alle Kategorien als 98. Preisträger geehrt – und als Erster mit mehr als 5000 Stimmen.

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