Die 46. Austragung des Gesa-Cups der Leichtathleten, der immer an Auffahrt stattfindet, wurde wegen der Coronakrise ins Jahr 2021 verschoben. Dennoch aktivierte der KTV Altstätten ungefähr 500 Sportlerinnen und Sportler – mehr als am regulären Gesa-Cup. Wer eine Startnummer bestellt hatte, spulte für sich ein Programm ab und spendete Geld.Die meisten wählten eine Lauf- oder Velostrecke und bezahlten einen selbst gewählten Betrag pro Kilometer. Jeder und jede startete für einen Verein, dem das Geld überwiesen wird – mit der Auflage, es dem lokalen Gewerbe zu spenden. Wer das Geld erhält, liegt im Ermessen des einzelnen Vereins.Etwa 20 000 Franken fürs lokale Gewerbe kamen rein«#zämäför» heisst die Spendenaktion. Dass sie auf Anklang stiess, zeigen die vorläufigen Zahlen: Bis am Montagmittag gingen 375 Spenden über 19 200 Franken ein, 15 Vereine beteiligten sich. Um die sportliche Leistung ging’s nicht. Aber dass 14 400 km absolviert wurden, deutet auf ein hohes Niveau hin. Die Zahlen dürften noch steigen; es sind mehr als 500 Startnummern verteilt worden.Wir trafen am Freitag zwei Athleten, die auf der Gesa seit Jahren Topleistungen anbieten: Die 24-jährige Sprinterin Riccarda Dietsche trainierte bei Yves Zellweger an der Sportlerschule Appenzellerland in Teufen. Die Weitsprunganlage auf der Gesa ist nach Yves Zellweger benannt. Er hält die Stadionrekorde im Weitsprung und im 100-m-Lauf, 20 Einzelsiege am Gesa-Cup zieren das Palmarès des EM-Teilnehmers von 2014. Riccarda Dietsche hält den Gesa-Rekord über 100 m. Fünfmal gewann sie den Sprint in Altstätten, in den letzten drei Jahren verbesserte sie jeweils den Rekord. Mit 11,75 ist die Athletin des KTV Altstätten die einzige Frau, die auf der Gesa eine Zeit unter 12 Sekunden aufstellte.Yves Zellweger ist vor zwei Jahren als 30-Jähriger vom Spitzensport zurückgetreten. Er ist stellvertretender Leiter der Sportlerschule Appenzellerland und arbeitet als Trainer, unter anderem als Assistent von Christian Gutgsell, der in St. Gallen fünf der schnellsten Schweizerinnen trainiert. Am Freitag steht Sprungtraining mit Riccarda Dietsche aus Altstätten und Samantha Dagry aus Lausanne auf dem Programm. Am Tag zuvor hatte Zellweger seine Leistung fürs lokale Gewerbe abgespult. Er unternahm eine Velotour über 200 Kilometer. «Ich bin inzwischen Hobbysportler», sagt er, aber das Spitzensportler-Gen bleibt: «Die Aufgabe musste eine Challenge sein.»Sprinterinnen verstehen sich nicht als Läuferinnen. Ausdauerleistungen sind für sie nicht nur nutzlos, sondern sogar kontraproduktiv. Deshalb hat Riccarda Dietsche ihren Beitrag ins reguläre Training integriert.Riccarda Dietsche trainiert für Olympische SpieleDie Primarlehrerin – zurzeit unterrichtet Dietsche als Stellvertretung in Kriessern – hat sich mit den Corona-Einschränkungen arrangiert. «Andere hat es härter getroffen», sagt sie. Als Sprinterin könne sie gut allein trainieren. Flexibilität ist gefragt, weil die Trainingspläne oft ändern: «Normalerweise müsste ich jetzt auf dem Peak (Leistungshöhepunkt) sein», sagt Dietsche. Aber weil keine Wettkämpfe stattfinden, kann sie durchtrainieren. Der Rhythmus: drei Wochen hartes Training, eine Woche Regeneration. Wobei die Erholung aktiv angegangen wird: «Ich trainiere jeden Tag, ausser am Sonntag.»Den Gesa-Cup, der jeweils der Outdoor-Saisonstart ist, vermisst Riccarda Dietsche, aber die Ungewissheit über die Saisonplanung nimmt sie locker. Motivationsprobleme kennt sie auch nicht: «Je besser ich jetzt trainiere, desto mehr profitiere ich davon, wenn es wieder los geht.» Wann das sein wird, weiss niemand. Was Riccarda Dietsche dann erreichen will, ist hingegen bekannt: Die Qualifikation für die Schweizer 100-m-Staffel an den Olympischen Spielen 2021 in Tokio.Vereine an «#zämäför»: KTV Altstätten (Organisator), Stadtmusik Altstätten, TV Widnau, STV Sennwald, STV Kriessern, STV Marbach, KTV Oberriet, FC Altstätten, STV Oberriet-Eichenwies, Jubla Oberegg, KTV Kriessern, STV Au, Reitclub Sennwald, Güggigässler, STV Berneck.