12.11.2019

Dunant versus Nobel

Eine neue Ausstellung in Heiden stellt Henry Dunant Alfred Nobel gegenüber.

Von Isabelle Kürsteiner
aktualisiert am 03.11.2022
An der Vernissage hielt Jürg Kesselring vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz ein Referat mit dem Titel «Die humanitäre Pyramide des Roten Kreuzes – ein Zivilisationsprojekt für den Frieden».Norbert Näf, Präsident des Henry-Dunant-Museums Heiden, dankte eingangs Vizepräsident Andreas Ennulat für die Koordination der Ausstellung «Der Preis für den Frieden», ebenso den Museumsleiterinnen Kaba Rössler und Nadine Schneider. Letztere führten durch die Vernissage.Neurologe Jürg Kesselring, Mitglied des IKRK-Komitees, erzählte die Geschichte des Roten Kreuzes. Geschäftsmann Henry Dunant wollte vom Kaiser Steuererleichterung und reiste ihm nach. So geriet er in die Schlacht von Solferino, wo 40 000 Tote und ebenso viele Verletzte zu beklagen waren. Er erlebte, dass zu deren Versorgung nichts vorbereitet war und half, vor allem zusammen mit Frauen. Das war 1859; 1864 wurde die Konvention vorgestellt, die Grundprinzipien wie Menschlichkeit, Unparteilichkeit oder Neutralität festlegte. Letzteres durchzusetzen war unpopulär, weshalb der Friedensnobelpreisträger von 1901 bald aus dem Komitee entlassen wurde. Kesselring zeigte eine Aufstellung von Studenten, die aktuelle Grundprinzipien formulierten. Er regte an, dass sie auch für Politiker Gültigkeit haben sollten, wobei er die anwesenden Politiker, Ständerat Andrea Caroni und Landammann Alfred Stricker, ermutigte, sie in ihre Gremien zu tragen. Empathie, aktives Zuhören, kritikloses Denken, keine Vorverurteilung, nicht verletzende Kommunikation, kollaborative und vermittelnde Verhandlungen, persönliche Resilienz und innerer Friede hatten die jungen Leute als Grundprinzipien zusammengestellt.Andreas Ennulat stellte danach fest, dass sich Henry Dunant und Alfred Nobel nie getroffen hatten. Während Dunant Regeln für ein friedliches Zusammenleben formte, stand Nobel für Waffen zur kriegerischen Auseinandersetzung und damit für Friedenserhaltung ein. Er erfand das Dynamit. Dass Nobel neben Auszeichnungen für Technik und Wirtschaft einen Preis für Frieden einrichtete, ist Bertha von Suttner zu verdanken. Ennulat unterstrich: «Der Preis ist männlich, weiss und gut situiert.» Von den 107 Einzelpersonen und 27 Organisationen wurden 90 Männer und nur sieben Frauen ausgezeichnet.Die Ausstellung ist auf Holz geprägt. Angelehnte Holztafeln dürfen und sollen gedreht werden, weil auf der Rückseite weitere Daten zu ausgezeichneten Organisationen und Personen stehen.

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