04.06.2019

Duell ohne Wettkampf

Jolanda Neff distanziert die Elite-Konkurrentinnen und wird überlegen Schweizer Meisterin. Bei den Masters (Ü30) gewinnt Jürg Graf den Titel, Silber holt Ronja Blöchlinger bei den U19-Juniorinnen. In der Elite ist Simon Vitzthum der beste Ostschweizer.

Von Yves Solenthaler, Gränichen
aktualisiert am 03.11.2022
Yves Solenthaler, GränichenWährend fast fünf vollen Runden lagen U23-Weltmeisterin Sina Frei und die Gesamtweltcupsiegerin Jolanda Neff aus Thal gemeinsam an der Spitze. Wie schon an den Schweizer Meisterschaften vor zwei Jahren.An der Siegerehrung erhielten wie auch schon 2017 im Jura beide die Goldmedaille. Frei hatte ihr Tagwerk nach fünf Runden – leicht von Neff abgehängt – beendet, die 26-jährige Thalerin eine Schlaufe später. Swiss Cycling achtet genau auf die Altersgrenze: Die 22-jährige Sina Frei, Weltcup-Vierte vor einer Woche, wurde U23- und Jolanda Neff Elite-Meisterin.In ihrer Kategorie hatten beide keine Konkurrentin zu fürchten: Neff lag im Ziel fünf Minuten vor Lokalmatadorin Kathrin Stir-nemann und eine weitere halbe Zeigerumdrehung vor Ramona Forchini. Frei war zwar «nur» 2 Minuten vor der erstaunlichen Nicole Koller, aber über 10 Minuten vor allen übrigen Konkurrentinnen.Schein-Duell für die Fahrerinnen ideal Den vielen Zuschauern entging durch die unterschiedlichen Kategorien der zwei Besten ein möglicherweise spannendes Duell. Für die Fahrerinnen war die Szenerie ideal in einem Rennen, das wegen der plötzlich hochsommerlichen Temperaturen für alle Sportlerinnen und Sportler an diesem Renntag sehr hart wurde. «Sina und ich harmonierten gut, wir standen uns ja auch nicht im Weg. Die Situation war quasi perfekt», sagt Jolanda Neff.Für sie war es der fünfte Schweizer Meistertitel in der Elite, im Gegensatz zu Frei war Jolanda Neff 2014 schon als 21-Jährige in der Elite gestartet. Damals hatte sie mit sogar leicht grösserem Vorsprung ebenfalls vor Stirnemann ihren ersten Titel gefeiert. In Gränichen gewann Neff nun zum vierten Mal in Serie und insgesamt zum fünften Mal den Elite-Meistertitel. Damit ist sie alleinige Rekordsiegerin vor Barbara Blatter, Petra Henzi und Katrin Leumann mit je vier Schweizer Meistertiteln.Auch U19-Juniorin Ronja Blöchlinger aus Heiden startete mit den Elite-Frauen. Sie kostete die Gelegenheit aus und führte das Feld gar kurz mit Frei und Neff an. Dabei verpuffte sie Kraft, die restlichen drei Rundenzeiten waren um die zwei Minuten höher. Damit hielt Blöchlinger ihre Konkurrentinnen in Schach – ausser der Favoritin und Titelverteidigerin Jacqueline Schneebeli. Die 18-jährige Zugerin behauptete sich auf der zwei Runden kürzeren Distanz im Elitefeld und knöpfte der Vorderländerin 3 Minuten ab.Das Wichtigste ist aber: Ronja Blöchlingers Silbermedaille war nie in Gefahr: Eineinhalb Minuten weiter hinten gewann die Romande Lisa Baumann das spannende Duell um Bronze ge-gen die Sennwalderin Nicole Göldi vom Team bsk-Graf.Premiere für Blöchlinger, Ausrufezeichen von «Vitz»Für Ronja Blöchlinger war es die erste Cross-Country-Meisterschaftsmedaille. Ein weiterer Erfolg für die 18-jährige Appenzeller Sportschülerin nach ein paar internationalen Ausrufezeichen in diesem Frühling. Der WM-Start in Kanada, das grosse Ziel, sollte für Welt-Nr. 5 bei den Juniorinnen nicht mehr weit entfernt sein.Der 24-jährige Simon Vitzthum hat in diesem Jahr im Swiss Cup auch beachtliche Ergebnisse erzielt, im Weltcup muss er sich aber weiter in der Startliste nach vorne arbeiten. An der Schweizer Meisterschaft erhielt er wieder mal freie Fahrt und nutzte diese zu einem feinen sechsten Platz. Damit war Vitzthum, wie er erfreut feststellte, der beste Ostschweizer.Der Rheinecker setzte sich zu Beginn gar an die Spitze, reihte sich dann aber mit Andri Frischknecht und Reto Indergand zwischen Rang 5 und 7 ein. In dieser Reihen- und Rangfolge klassierte sich das Trio auch. Vorne errang Nino Schurter seinen achten Titel, den er gegen Mathias Flückiger hart erkämpfen musste. Bronze ging an Florian Vogel – für den dreifachen Schweizer Meister war es die zwölfte nationale Elite-Medaille.Hier steht bei seinem Teamkollegen Thomas Litscher aus Thal weiterhin eine Null. Die Zwölf markiert beim 30-Jährigen die Klassierung. Er war angeschlagen von seinem Parforce-Ritt vor einer Woche im Weltcup in Nove Mesto. «Ich merkte schon nach dem ersten Anstieg, den ich stehend an der Spitze fahren konnte, dass ich keine Energie in den Beinen habe», sagt Litscher. Er fiel schnell und deutlich zurück, nutzte das restliche Rennen zum Training. Das Leiden stand ihm ins Gesicht geschrieben. Zwischendurch ging’s etwas besser, die Fahrt blieb aber inkonstant. Thomas Litscher widmet sich nun einem Monat dem Training und wird erst im Weltcup wieder ins Wettkampfgeschehen eingreifen.Drei Sekunden und einen Platz hinter Litscher darf der 23-jährige Noah Blöchlinger zufrieden sein. Der Appenzeller hat beim Weltcup-Einstieg Tiefschläge einstecken müssen. An der Schweizer Meisterschaft hat er nach eher verhaltenem Start (vor allem sich selbst) gezeigt, dass er auch ein hartes Rennen konstant durchstehen kann; er verbesserte sich nach der ersten Runde um drei Positionen.Vierter Meistertitel nach drei Jahren UnterbruchDer 36-jährige Jürg Graf aus Rebstein war 2007 Schweizer Meister in der Elite. Zwischen 2014 und 2016 gewann er den Titel dreimal bei den Masters (Ü30). In den letzten zwei Jahren musste Graf jeweils dem Neuenburger Nicolas Luthi den Vortritt lassen. In Gränichen holte der Rheintaler den Titel aber zurück: Er entfernte sich auf der von ihm geschätzten Strecke in der letzten Runde von seinem härtesten Konkurrenten und fuhr mit knapp 40 Sekunden Vorsprung über die Ziellinie.Schweizer MeisterschaftenElite Männer: 6. Simon Vitzthum, 12. Thomas Litscher, 13. Noah Blöchlinger.Elite Frauen: 1. Jolanda Neff, 9. Eliane Müggler.Männer U23: 16. Robin Spiess.Junioren U19: 29. Justin Weder.Juniorinnen U19: 2. Ronja Blöchlinger, 4. Nicole Göldi, 10. Giara Klaiber.Masters: 1. Jürg Graf, 6. Michael Lenherr.

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