Widnau 08.09.2023

Drogenfahnder und Gleitschirmunfälle: Dieses Paar reist seit 16 Monaten durch Südamerika

Yannic Loritz und Sandra Weder reisen mit ihrem Van von Kanada bis nach Patagonien. Momentan machen sie 
Ferien im Rheintal, auf die sie sich sehr gefreut haben. Doch ein Zwischenfall trübt die Tage zu Hause.

Von Susi Miara
aktualisiert am 08.09.2023

Sandra Weders rechter Fuss steckt in einem orthopä­dischen Schuh und sie ist auf Krücken angewiesen. Ein Gleitschirmunfall überschattet ihren Heimaturlaub. 14 Tage lag sie mit einem Sprunggelenkbruch im Spital, jetzt braucht sie ­Schonung. «Deswegen mussten wir auch unsere Rückreise nach Ecuador verschieben», sagt Yannic. Ende September ist es für die beiden 24-Jährigen aber höchste Zeit, wieder abzufliegen, denn sie müssen ihr Auto ausser Land bringen und neu anmelden, damit sie die Reise fortsetzen können.

Yannic Loritz und Sandra Weder sind derzeit im Heimaturlaub in Widnau.
Yannic Loritz und Sandra Weder sind derzeit im Heimaturlaub in Widnau.
Bild: Susi Miara

Bereits vor drei Jahren haben Sandra Weder und Yannic Loritz den Plan gefasst, zusammen auf Weltreise zu gehen. Im März 2022 begann das Abenteuer, als sie ihren umgebauten Van, ei­nen Mitsubishi, den sie liebevoll «Appa» nennen, von Hamburg nach Halifax in Kanada verschifften. Sie reisten zuerst von der Ostküste an die Westküste, dann Richtung Süden bis nach Ecuador.

Die Hälfte des Ersparten ausgegeben

Unterwegs leben der Programmierer und die medizinische Praxisassistentin von ihrem Ersparten. «Bis jetzt haben wir etwa die Hälfte davon ausgegeben», sagt Sandra. Das meiste Geld benötigten sie in Kanada und in den USA. Yannic ergänzt:

In Südame­rika können wir beide mit 20 Franken pro Tag wunderbar leben.

Zwar könne er ab und zu unterwegs Programmierungsaufträge ausführen. Das Geld, das er verdiene, fliesse jedoch nicht in die Reisekasse.

Reisemüde seien sie noch lange nicht. Zwar gebe es Phasen, da auch sie keinen Bock mehr hätten, weiterzureisen. «Wir nehmen uns dann genug Zeit und zwingen uns nicht, alle touristischen Sehenswürdigkeiten zu besuchen», sagt Sandra. So können sie Länder und die Menschen besser kennenlernen. Sie seien bewusst sehr langsam unterwegs. Die meisten Reisenden befahren die Strecke von Kanada bis nach Patagonien innerhalb eines Jahres. «Wir sind jetzt 16 Monate unterwegs und erst in Ecua­dor», sagt Yannic.

Was treibt sie an, weiterzureisen? «Die Welt ist so gross. Es gibt noch viel zu sehen», sagt er. Im Moment könne er sich nicht vorstellen, an den Schreibtisch zurückzukehren. Eben­so wenig lockt es ihn, im Ausland zu leben oder als Arbeitsnomade unterwegs zu sein. Die Trennung von Freunden und Familie sei für sie nicht immer einfach. Ein Grund für die zwei, die Zeit in der Schweiz umso mehr zu geniessen. Zwar telefonieren sie unterwegs regelmässig mit ihren Liebsten. «Das ist aber nicht das Gleiche», sagen sie. Die Aussicht auf eine Pause in der Heimat, sie stammt aus Diepoldsau, er aus Widnau, sei für sie eine grosse Motivation gewesen.

Klare Aufteilung beim Kochen

Das enge Zusammenleben hat bis jetzt ihrer Beziehung nicht geschadet. Beide lieben das Gleitschirmfliegen und das Wandern. «Das machen wir ab und zu auch allein», sagt Yannic. Manchmal übernachte er unter freiem Himmel, das schaffe auch ein bisschen Freiraum. Eine klare Aufteilung gebe es ausserdem beim Kochen. Gemeinsam funktioniere das bei ihnen nicht. «Wenn Sandra kocht, räume ich auf und umgekehrt», sagt er.

Schlaflose Nacht in 
Honduras

Drogenfahnder und Gleitschirmunfälle: Dieses Paar reist seit 16 Monaten durch Südamerika

Die besten Momente oder die schönsten Orte ihrer bisherigen Reise können sie nicht herauspicken. Alle hätten ihren Reiz gehabt. Das schlimmste Erlebnis allerdings geschah in Honduras. «Wir haben wild in der Natur übernachtet und schliefen bereits, als jemand an die Tür unseres Vans klopfte. Draussen standen drei Männer mit Sturmgewehren. Schnell merkten wir, dass es sich um Militär handelt.» Sie mussten aussteigen, sich ausweisen und das ganze Fahrzeug wurde durchsucht. Es waren Drogenfahnder, die Yannic und Sandra erklärten, dass sie in einem ausgetrockneten Flussbett übernachtet hätten, das ein beliebter Drogenschmugglerweg ist. «In dieser Nacht habe ich nicht mehr geschlafen – und am folgenden Morgen sind wir schnell weggefahren», sagt Yannic.

Weiter bis nach 
Patagonien und vielleicht nach Afrika

Sobald sie zurück in Ecuador sind, werden sie mit dem Van nach Kolumbien und schliesslich der Westküste entlang bis nach Patagonien fahren. «Dort wird Kassensturz gemacht und wir entscheiden spontan, wie es weitergeht», sagt Yannic. Wenn sie noch genug Geld haben, möchten sie nicht direkt zurück in die Schweiz reisen, sondern den Bus nach Afrika verschiffen und von dort den Weg nach Hause in Angriff nehmen.

Welchen Ratschlag können sie jungen Leuten geben, die eine solche Reise planen? Das sei schwierig. Meistens funktioniere das Vorhaben nicht so, wie man geplant habe. Unterwegs sei man dann allein in einem fremden Land und müsse mit unterschiedlichen Situationen zurechtkommen.


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