14.05.2018

Drogen-Rohstoff importiert

Eine Urnäscher Firma soll illegal mit Rohstoff für synthetische Drogen gehandelt haben, wie die «Sonntags-Zeitung» berichtet. Die Polizei bestätigt den Fall.

Von Adrian Vögele
aktualisiert am 03.11.2022
Harte Drogen werden neuerdings nicht nur in die Schweiz geschmuggelt, sondern auch hierzulande hergestellt: Ende April stiess die Polizei in Oberägeri im Kanton Zug auf ein Labor zur Herstellung der synthetischen Droge Crystal Meth. Auch in die Ostschweiz führen Spuren, wie die «Sonntags-Zeitung» berichtet. Eine Firma mit Sitz in Urnäsch hat demnach im grossen Stil mit Rohstoffen für die Herstellung von Drogen gehandelt. Nach einem Hinweis aus Finnland stoppten Zollbeamte im Dezember 2016 Importgut, das diese Firma bestellt hatte. Die Ware kam per Flugzeug aus China. Es handelte sich um 4,7 Tonnen zweier verbotener Substanzen. Eine davon heisst APAA und wird zur Herstellung von Amphetamin – in der Drogenszene beispielsweise unter dem Namen Speed bekannt – verwendet. Damit hätten sich gemäss «Sonntags-Zeitung» drei Tonnen der Droge herstellen lassen, mit einem geschätzten Marktwert im zweistelligen Millionenbereich. Die Urnäscher Firma hatte die pulverförmigen Rohstoffe in Fässern eingeführt, unter anderem deklariert als harmlosen medizinischen Puder. Ob die Urnäscher Firma auch selber Drogen her­gestellt hat, ist derzeit unklar. Ebenso ist offen, ob die Firma an ihrem Sitz in Urnäsch überhaupt über Räumlichkeiten verfügt. Die Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic untersucht den Fall. Wie deren Sprecher Lukas Jaggi gegenüber der «Sonntags-Zeitung» sagt, hätten die 4,7 Tonnen vermutlich auf dem Landweg nach Holland transportiert werden sollen, dem globalen Zen­trum für die Herstellung von Amphetaminen. Die Ausserrhoder Kantonspolizei bestätigt die Vorgänge auf Anfrage: «Wir haben Kenntnis von diesem Fall», sagt Mediensprecher Anton Sonderegger. Weitere Auskünfte dazu konnte die Polizei gestern nicht geben und verwies auf die laufende Untersuchung.Gemäss der europäischen Polizeibehörde Europol wird es immer schwieriger, illegale Drogenausgangsstoffe zu finden, weil die Menge der Chemikalien, die legal gehandelt werden, immer grösser wird. Noch 2016 hatte Europol festgehalten, die Schweiz sei vom Handel mit Drogenausgangsstoffen nicht betroffen. Auch in Statistiken der UNO waren bis dahin keine solchen Stoffe vermerkt, die an der Schweizer Grenze beschlagnahmt worden wären. Die Ladung der Urnäscher Firma blieb jedoch kein Einzelfall: Im vergangenen Jahr wurde auch in der Region Genf eine Tonne Drogenrohstoffe sichergestellt. Auch in diesem Fall ist noch unklar, ob damit Drogen hergestellt wurden oder hätten hergestellt werden sollen. In der Drogenküche in Oberägeri stiess die Polizei ebenfalls auf solche Rohstoffe. Adrian Vögele

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