Gleich drei Kandidatinnen möchten Gemeindepräsidentin werden, und um einen frei werdenden Sitz in der Geschäftsprüfungskommission der Gemeinde bewerben sich ebenfalls zwei Kandidaten. Aber ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den zurücktretenden Schulpräsidenten Jürg Bäuerle fand sich bislang nicht.Rüthi ist seit vier Jahren Einheitsgemeinde. Die Schule ist seitdem der politischen Gemeinde angegliedert und wird strategisch von einer Bildungskommission geführt. Ihr steht der Schulpräsident vor, der gleichzeitig Mitglied des Gemeinderates ist. Weniger interessant als früher, als die Schule noch Sache einer eigenständigen Körperschaft war, sei das Schulpräsidium nicht. «Es liegt an der jeweiligen Person, ob ihr das Amt zusagt», lässt der ferienhalber abwesende Jürg Bäuerle über FDP-Ortsparteipräsident Urs Loser ausrichten.Das Amt ist anspruchsvoll und deswegen spannendDie operative Leitung der Schule liegt zwar bei Schulleiterin Tanja Schneider. Die strategische Leitung, für die der Schulpräsident verantwortlich ist, sei aber nicht weniger anspruchsvoll und gerade deswegen auch spannend, zumal die Anforderungen an die Schule stetig steigen, betont Loser. Es ist nicht zuletzt Aufgabe der Ortsparteien, qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten für die verschiedenen zu besetzenden Ämter in einer Gemeinde zu suchen. Auch um einen Ersatz für Jürg Bäuerle haben sich die Parteivorstände bemüht, sogar «intensiv», wie Urs Loser versichert.Das Pensum schafft man nicht einfach so nebenbeiAls Hauptgrund für das Scheitern der Kandidatensuche nennen FDP-Präsident Loser, CVP-Präsident Zaid Fawzi und SVP-Präsident Peter Eggenberger unisono den zeitlichen Aufwand, mit dem man als angehender Schulpräsident oder künftige Schulpräsidentin rechnen muss. Er beträgt um die 15 Prozent, kann aber auch grösser sein, wenn aufwendige Projekte zu bearbeiten sind wie aktuell die Schulraumplanung für die wegen des Bevölkerungswachstums stark wachsende Schule.Das ist mehr, als die meis-ten neben der beruflichen Arbeit auf sich nehmen können, sind sich die Parteipräsidenten einig. Kommt dazu, dass das Amt gelegentlich auch tagsüber Präsenz erfordert. Und selbst wenn jemand in Betracht ziehe, sein berufliches Pensum zugunsten des Schulpräsidiums zu reduzieren, so werde er dies nur ungern tun, wenn er dadurch unterm Strich eine Einkommenseinbusse hinnehmen müsse oder wenn unsicher sei, ob er sein Pensum wieder werde aufstocken können, wenn er nach ein paar Jahren das Amt wieder abgeben möchte.Andere Gemeindegeschäfte fallen auch noch anHinzu kommt, dass sich die Aufgaben des Schulpräsidenten nicht auf die Schule beschränken. Die Meinung ist, dass er noch weitere Verpflichtungen aus dem Aufgabenbereich des Gemeinderates übernimmt. So ist Jürg Bäuerle gemäss Gemeindehomepage auch noch Mitglied des Einbürgerungsrates, der Liegenschaftenkommission (die auch für die Schulhäuser verantwortlich ist), der Raumplanungskommission und der Kommission für die Gemeindewerke. Ausserdem vertritt er den Gemeinderat in der Saalgemeinschaft. Und Delegierter im Verein St. Galler Rheintal ist er auch noch. Diese weiteren Aufgaben müssen für den künftigen Schulpräsidenten nicht zwingend dieselben sein wie für Bäuerle. An den Wahlen im Herbst wird der Gemeinderat neu aufgestellt. Danach werden in einer konstituierenden Sitzung die Zuständigkeiten neu verteilt: «Wer welche Aufgaben übernehmen wird, ist völlig offen», sagt Interimsgemeindepräsidentin Monika Eggenberger.Als Amtsträger braucht man heutzutage ein dickes FellAls weiteren Grund für die schwierige Kandidatensuche sieht SVP-Präsident Peter Eggenberger eine Erscheinung der heutigen Zeit. Amtspersonen seien zunehmend der Kritik ausgesetzt, meint Eggenberger. Der Tonfall sei dabei harscher als früher, in den sozialen Medien oft auch respektlos. Da frage sich eben manch einer, warum er sich das für ein paar Fränkli Zeitentschädigung antun solle.Bleibt die Kandidatensuche über den zweiten Wahlgang hinaus erfolglos, wäre die Bildungskommission zu Beginn der neuen Amtsdauer trotzdem handlungsfähig, erklärt Gemeindepräsidentin Eggenberger. Dann würde nämlich der zweite Gemeinderat, der neben dem Schulpräsidenten der Bildungskommission angehört, die Aufgaben des Schulpräsidenten interimsweise übernehmen, bis sich doch noch jemand findet, der sich der Wahl durch die Bürgerschaft stellt.Die Parteipräsidenten hoffen aber, bereits vorher jemanden zu finden, allenfalls auch in einer parteiübergreifenden Suche. «Aufgeben werden wir jedenfalls nicht», versichert CVP-Präsident Zaid Fawzi. Theoretisch ist sogar möglich, dass sich selbst jetzt noch jemand für den ersten Wahlgang ins Gespräch bringt. Diese Person müsste von den Wählern dann handschriftlich auf dem Wahlzettel aufgeführt werden.Hinweis: Die Erneuerungswahlen sind am 27. September. Der zweite Wahlgang ist auf den 29. November angesetzt.