25.03.2020

Dreister Schutzmasken-Diebstahl

Einem Altstätter Zahnarzt wurden FFP2-Masken gestohlen. Trotz des Ärgers hat er auch Grund zur Freude.

Von Andrea C. Plüss
aktualisiert am 03.11.2022
Andrea C. PlüssMehr als zehn Minuten Zeit dürfte der Dieb nicht gehabt haben, um die FFP2-Schutzmasken aus dem Briefkasten der Zahnarztpraxis an der Breite 49 zu entwenden, meint Jan Eric Dähnhardt. Am Montag ging bei ihm zu Hause der Anruf eines Vorstandsmitglieds der Zahnärztlichen Gesellschaft ein. Der Kollege liess Dähnhardt ausrichten, er habe ihm gerade zehn Schutzmasken in den Briefkasten der Zahnarztpraxis gelegt. Jan Eric Dähnhardt wohnt mit Familie am Oberen Mühlacker in Altstätten und war zu diesem Zeitpunkt im Garten. Er zog sich um und fuhr mit dem Velo zur Breite. Dort fand er seinen Briefkasten leer vor. «Wir haben alle Möglichkeiten eines Irrtums kontrolliert», sagt Dähnhardt, «leider konnte ein Versehen, die Wahl eines falschen Briefkastens zum Beispiel, ausgeschlossen werden.» Der Zahnarzt zeigte den Diebstahl an. Er sagt: «Ich bin schockiert, dass es Leute gibt, die die Gesundheit anderer Menschen so gefährden.»50 Schutzmasken für besondere Eingriffe Seit Inkrafttreten der ausserordentlichen Lage werden im Kanton St. Gallen noch in fünf Notfallpraxen zahnärztliche Leistungen erbracht. Zusätzlich dazu haben sich fünf Zahnärzte zur Behandlung von Patienten bereit erklärt, die notfallmässig eine Zahnbehandlung benötigen, aber Covid-19 positiv sind, beziehungsweise Symptome zeigen. Im Raum Rorschach, St. Margrethen, Oberriet ist dies Jan Eric Dähnhardt. 50 FFP2-Masken standen für diese speziellen Notfall- Zahnärzte zur Verfügung. Sie stammen aus dem Kontingent der Armeeapotheke und sind für medizinisches Personal in Notfallsituationen vorgesehen. Für jeden dieser Zahnärzte gab es also zehn Masken. Wann es Nachschub gebe, wisse er derzeit nicht, gibt Kantonszahnarzt Peter Bronwasser Auskunft. Zwar ist immer wieder von entwendetem Desinfektionsmittel und gestohlenen Schutzmasken die Rede; angezeigt werden solche Fälle anscheinend selten oder gar nicht. Der Kantonspolizei St. Gallen ist bis auf den Schutzmasken-Diebstahl bei Jan Eric Dähnhardt kein weiterer Fall bekannt, der bislang zur Anzeige gebracht worden sei, sagt Mediensprecher Hanspeter Krüsi. In den Spitälern Altstätten, Grabs und Walenstadt habe es ebenfalls keine Maskendiebstähle gegeben, teilt die Kommunikationsabteilung der Spitalregion Rheintal Werdenberg Sargans mit. Nachdem Jan Eric Dähnhardt den ersten Ärger über den dreisten Diebstahl verdaut hatte, bemühte er sich selbst um Ersatz. Er wandte sich an das Malergeschäft Haas in Altstätten, benutzen doch Maler beim Schleifen von Holz oder zum Schutz vor schädlichen Lösungsmitteln auch Masken. Und Markus Haas hatte kürzlich für Dähnhardt einen Privatauftrag ausgeführt. Zwölf Masken als Geschenk«Er hat mir zwölf FFP2-Schutzmasken überlassen», sagt der 45-jährige Zahnarzt und fügt ein in heutiger Zeit entscheidendes Wort an: «Umsonst.» Markus Haas sei bei ihm vorbeigekommen und habe ihm den Karton mit den Masken einfach so über den Gartenzaun gereicht. Auf die Fassungslosigkeit über den Maskenklau folgte unmittelbar die Freude über die uneigennützige Hilfe. Markus Haas gibt sich bescheiden. Er habe grössere Vollmasken im Einsatz und brauche die FFP2-Masken eigentlich nicht mehr.

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