Im Juli durfte Ivo Moser für Pro Riet auf dem Hof der Familie Nüesch drei junge Turmfalken beringen. Über die Leiter holte er sie vorsichtig aus dem in sechs Meter Höhe montierten Nistkasten. «Obwohl die jungen Tiere wehrhaft sind, sind sie sehr empfindlich. Der Umgang mit den Nestlingen muss geübt werden», sagt der Biologe.Nach über zehn Jahren Tätigkeit als Beringer ist Ivo Moser routiniert. Das Behändigen und das saubere Anpassen des Rings fällt ihm leicht, auch beim Ermitteln der Flügelmasse und dem Wiegen der Nestlinge ist die Erfahrung erkennbar. Mit dem nummerierten Aluminiumring um den Lauf ist jeder der drei Turmfalken gekennzeichnet. Wird ein beringter Vogel oder ein Aluminiumring später wieder gefunden, lässt dies Rückschlüsse auf das Wander- und Ansiedlungsverhalten, die Nistplatztreue und das Alter zu.Gemäss Lehrbuch ist der Turmfalke ein Standvogel und Kurzstreckenzieher. Ringfunde des Projekts zeigen aber, dass Rheintaler Turmfalken doch weite Strecken zurücklegen können. «Rekordhalter ist einer aus Kriessern, der in die Pyrenäen geflogen ist», sagt Ivo Moser. Dann bringt er die drei frisch beringten Vögel zurück in den Nistkasten, um den Stress möglichst gering zu halten. Anhand von Grösse, Gewicht und Gefieder lässt sich das Alter der Jungfalken abschätzen. Für die Balgacher Falken ist dieses etwa 14 Tage. Bis zum Ausfliegen wird es noch etwa zwei Wochen dauern.Erfolgsgeschichte geht weiterDie Turmfalken haben von den Nistkästen von Pro Riet Rheintal stark profitiert. Seit Projektbeginn 2007 verdoppelte sich ihr Brutbestand im Gebiet. «Das Rheintal ist ein attraktiver Lebensraum. Dazu tragen viele ökologische Aufwertungen bei, die Pro Riet in Zusammenarbeit mit Grundeigentümern und Bewirtschaftern umsetzt», erklärt Ivo Moser, der seit 2009 das Artenförderungsprojekt Turmfalke und Schleiereule im Rheintal leitet. 2019 brüteten im Gebiet 66 Turmfalkenpaare. Es wurden 239 Jungfalken beziehungsweise Turmfalkeneier erfasst. Davon wurden 192 zwischen Au und Lienz beringt. Nach Mosers Einschätzung wird 2020 ein gutes Turmfalkenjahr: «Wir erwarten, dass die Zahlen vom Vorjahr deutlich übertroffen werden. Eine definitive Bilanz können wir Ende August ziehen.»Das Förderprojekt Turmfalke und Schleiereule startete vor 13 Jahren und wurde stetig ausgebaut. Heute gibt es in der Region von Sargans bis Altenrhein 392 Nistkästen für Turmfalken und Schleiereulen. Beide Vogelarten sind typische Kulturlandbewohner, die siedlungsnah brüten. Eine Brut wird meistens bemerkt. Turmfalken sind gute Mäusejäger und deshalb auch in der Landwirtschaft gerne gesehen.